Im ausverkauften Olympiastadion
Die deutsche Nationalmannschaft hat ihr Spiel in Berlin gegen die Türkei verloren. In einem ausverkauften und stimmungsvollen Olympiastadion, das am Samstag fest in der Hand der türkischen Fans war, kassierte sie eine 2:3-Niederlage.
Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat in einem besonderen Testspiel in Berlin eine Niederlage kassiert. Am späten Samstagabend verlor die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) im ausverkauften und sehr stimmungsvollen Olympiastadion mit 2:3 (1:2) gegen die Türkei. Dabei sorgten mehrere zehntausend Fans der türkischen Mannschaft im Stadion zusammen mit den Anhängern des deutschen Teams für eine sowohl außergewöhnliche als auch insgesamt sehr friedliche Atmosphäre rund um das Testspiel.
Bereits im Vorfeld des insgesamt 1006. Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft war die Vorfreude insbesondere im türkischen Fanlager groß gewesen. Zum ersten Mal seit dem Herbst 2020 war ihre Nationalmannschaft am Samstag zu Gast in Deutschland, zum ersten Mal seit 13 Jahren spielte sie in Berlin. Die in der Region große türkische Community nahm dies zum Anlass, um ab kurz vor 18 Uhr mit einem Fanmarsch vom Theodor-Heuss-Platz zum Olympiastadion zu ziehen.
Das Bild war dabei von einer Mischung aus viel Leidenschaft, vielen türkischen Fahnen und viel Polizei geprägt. Insgesamt rund 3.000 Einsatzkräfte der Berliner Polizei und der Bundespolizei waren am Samstag angesichts verschiedener Demonstrationen, eines Besuchs vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan am Vortag und dem Länderspiel in der Hauptstadt. Rund um den Fanmarsch hielt sich ihre Arbeit allerdings in Grenzen: Einige abgebrannte und rotleuchtende Bengalos boten die einzigen nennenswerten, aber im Fußball durchaus üblichen Zwischenfälle. Insgesamt zogen die in der Spitze rund 5.000 Fans der türkischen Mannschaft gut gelaunt in Richtung Olympiastadion. Auch die Polizei-Sprecherin Anja Dierschke berichtete rbb|24 gegenüber von einer "ausgelassenen Feierstimmung".
Diese wurde anschließend auch im Olympiastadion sichtbar. Dort präsentierten sich die Fans in Rot nicht nur deutlich in der Überzahl, sondern auch lautstärker als die Fans der deutschen Mannschaft. Während sich die türkische Mannschaft über eine Art Heimspiel im fremden Stadion freuen konnte, bekam auf deutscher Seite allen voran Ilkay Gündogan die türkische Überzahl auf den Rängen zu spüren: Der Kapitän der DFB-Auswahl, dessen Großvater einst als Bergmann nach Deutschland gekommen ist, wurde von den Fans der Türkei lautstark ausgepfiffen.
Dennoch hatte auch Gündogan Grund zu Freude, kaum, dass das Spiel begonnen hatte: Bereits in der fünften Minute fand Henrichs mit einem punktgenauen Steilpass in Richtung Strafraum Mitspieler Leroy Sane. Der bewies Ruhe sowie Übersicht und leitete den Ball zu Kai Havertz weiter, der diesen aus kurzer Distanz nur noch zum 1:0 für Deutschland ins Tor schieben musste. Es war ein guter Start einer Partie, in der sich die Kräfteverhältnisse auf dem Rasen anschließend allerdings zunehmend denen auf den Rängen anglichen.
So übernahm die türkische Auswahl mit druckvollem Offensivspiel Stück für die Stück die Kontrolle über das Spiel. Auch weil sich die deutsche Mannschaft bereits im Aufbauspiel deutlich zu viele Fehler erlaubte, kam die Türkei immer wieder gefährlich vor ihr Tor. Zunächst profitierte hiervon Ferdi Kadioglu bei seinem Treffer zum 1:1-Ausgleich (38. Minute), ehe die Partie in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit komplett kippte. Von der deutschen Abwehr völlig allein gelassen, traf Kenan Yildiz zum 2:1 für die Türkei und ließ das Gros der Fans auf den Rängen des Olympiastadions endgültig eskalieren.
Ganz allgemein war am Samstag zu spüren, dass die Bedeutung der Partie über die eines üblichen Testspiels deutlich hinaus ging. So stand aufseiten der deutschen Nationalmannschaft insbesondere der noch nicht lange im Amt waltende Bundestrainer Julian Nagelsmann bei seinem Heimdebüt erneut im Fokus. Auf türkischer Seite wiederum reichte die Seltenheit des Gastspiels im von vielen türkischstämmigen Menschen geprägten Berlin, um jedes Tor und jede gelungene Aktion lautstark abzufeiern.
Erneut hörbar wurde dies besonders in der 70. Minute: Nachdem Niclas Füllkrug der deutschen Nationalmannschaft wunderbar bedient von Florian Wirtz zuvor den 2:2-Ausgleich beschert hatte (49.), schlug die Türkei da erneut zu. Mit einem unglücklichen und durchaus diskutablen Handspiel verursachte Torschütze Kai Havertz einen Elfmeter, den Yusuf Sari mit etwas Glück rechts unten zum 3:2 für die Türkei verwandelte.
Die deutsche Mannschaft investierte anschließend noch einmal viel, brachte mit dem Bremer Marvin Ducksch einen offensiven Debütanten, konnte das Spiel aber nicht erneut drehen. So waren es schlussendlich die Türkei und ihre Anhänger, die mit viel Freude auf dem Rasen und teils fast frenetischem Jubel den Rängen den Schlusspunkt setzten.
Sendung: rbb24, 18.11.2023, 21:45 Uhr
Artikel im mobilen Angebot lesen