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Quelle: IMAGO / Matthias Koch

Hertha-Sportdirektor Weber

"Den Saison-Start können wir nicht wegdiskutieren"

Knapp zehn Monate ist Hertha-Sportdirektor Benjamin Weber im Amt und hat schon eine Trainer-Entlassung, einen Abstieg und einen Neuaufbau erlebt. Ein Gespräch über den Saison-Verlauf, die Unterstützung der Fans und den verheißungsvollen Nachwuchs.

rbb|24: Herr Weber, seit Januar 2023 sind Sie Sportdirektor bei Hertha BSC. Es ging hektisch los mit der Trainer-Entlassung von Sandro Schwarz. Nach dem Abstieg mussten Sie im Sommer viele Transfers umsetzen. In welcher persönlichen Phase befinden Sie sich aktuell mit der Hertha?

Benjamin Weber: Persönlich bin ich froh, dass wir momentan stabil sind. Es waren intensive und emotionale Monate. Es ist zwar noch nicht alles so, wie wir es uns vorstellen, aber wir sind auf einem guten Weg. Es macht auch Spaß zu sehen, wie sich Sachen entwickeln, auch wenn die Entwicklung bei Weitem noch nicht abgeschlossen ist.

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Was ist das Gute im Moment?

Wir haben eine gute Gruppe beisammen. Man kann sehen, wie sich Sachen entwickeln innerhalb der Mannschaft, auch wenn wir noch nicht zufrieden sind. Das kann man auch klar und deutlich sagen. Aber es entwickelt sich etwas und das spüren wir um den Verein herum, das merken wir an der Unterstützung der Fans und den Mitgliedern. Das hat uns durch die letzten Monate getragen, diese Unterstützung bei den Heim- und Auswärtsspielen, gerade in dieser schwierigen Zeit im Sommer. Aber es ist auch Ansporn, dass wir uns jeden Tag verbessern wollen.

Zwei, die gerade bei Hertha BSC sportlich herausragen, sind Fabian Reese und Haris Tabakovic. Was macht die beiden aus?

Dass sie extrem voran gehen und sich mit der Aufgabe hier total identifizieren. Wenn wir Fabian Reese nehmen, den mussten wir im Grunde zweimal verpflichten. Einmal hat er sich im Januar bereit erklärt, zu uns gekommen, mit dem Ziel Bundesliga zu spielen. Nach dem Abstieg hat er sich dann für unseren Weg bekannt, etwas Neues aufzubauen. Mit seiner gesamten Art geht er auf dem Platz und neben dem Platz voran, ihn zeichnet diese Leidenschaft und Intensität aus. Er ist ein richtig guter Typ.

Und was zeichnet Ihren Top-Torjäger Haris Tabakovic aus?

Er bringt genau das mit, was wir gesucht haben: ein erfahrener Stürmer, der seine Treffsicherheit schon bei seinen vorherigen Stationen unter Beweis gestellt hat, und der sich klar für einen Weg entschieden hat. Bei Haris merkt man, er will etwas erreichen, er will vorangehen und mithelfen, den Verein nach vorne zu bringen. Das hat er schon jetzt durch seine Tore und Vorlagen, aber auch durch seine Professionalität gezeigt, die er hier an den Tag legt. Er ist beispielsweise immer einer der ersten in der Kabine.

Und die anderen? Fabian Reese hatte nach dem Karlsruhe-Spiel Kritik an den Mitspielern geäußert. Jeder müsse es hinkriegen, an die Leistungsgrenze zu gehen, war da zu hören. Warum gelingt das nicht jedem?

Zunächst mal war die Saison-Vorbereitung schwierig. Der Kader war erst Ende August komplett. Deswegen ist die Saison für uns ein Stück weit zweigeteilt. Seit der Länderspiel-Pause im September haben wir in acht Spielen vier Siege, zwei Niederlagen und zwei Unentschieden verbucht. Das ist okay, da sind wir stabil am punkten. Wenn wir aber auf Gegner wie St. Pauli, Nürnberg oder den KSC treffen, dann müssen wir als Mannschaft an unsere Leistungsgrenze kommen. Das ist uns dort nicht gelungen.

Was verlangen Sie von der Mannschaft nach solchen Spielen?

Wichtig ist, dass man im Anschluss eine Reaktion zeigt. In Paderborn und im Pokal (gegen Mainz 05, Anm. der Red.) war die gut und auch in diesem intensiven Spiel in Rostock. Das hat aber nichts damit zu tun, dass manche Spieler mehr tun müssen. Wir müssen alle auf den Punkt da sein, dann werden wir auch den nächsten Schritt gehen.

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Abwehr und Angriff waren zum Saison-Beginn gut besetzt. Sorgen bereitete das zentrale Mittelfeld. Für diesen Mannschaftsteil kamen am Ende der Transferperiode Bilal Hussein, Andreas Bouchalakis und Michal Karbownik. Warum spielen die drei aktuell keine Rolle?

Mit Andreas Bouchalakis haben wir einen erfahrenen Mittelfeldspieler geholt, der bislang einiges an Einsatzzeit bekommen hat. Was bei der ganzen Diskussion etwas untergeht, dass wir mit Pascal Klemens, Marton Dardai uns Linus Gechter viele Jungs aus dem eigenen Nachwuchs haben, die es gut gemacht haben im Mittelfeld. Bilal Hussein kam spät zu uns und muss sich an die intensive zweite Liga ein Stück weit adaptieren. Er ist ein feiner Fußballer und wird bald den nächsten Schritt gehen. Bei Michal Karbownik wissen wir, was wir an ihm haben. Er ist vielseitig einsetzbar und hat auf vielen Positionen gespielt.

Nach 13 Spielen stehen 17 Punkte zu Buche. Was löst der nüchterne Blick auf die Tabelle in Ihnen aus?

Da ist ein differenzierter Blick wichtig. Ich glaube, wir haben einige Chancen verpasst, weiter oben zu stehen. Auf der anderen Seite sind es nur sechs Punkte auf Platz 3 und vier Zähler Abstand auf Rang 16. Es zeigt, wie eng die zweite Liga ist. Unsere 14 Punkte aus den letzten acht Spielen sind ein guter Trend. Aber wir haben in den letzten Spielen einfach etwas liegenlassen. Unser Ziel bis Weihnachten ist es, dass wir uns im oberen Drittel der Tabelle festsetzen.

Und wie bewerten Sie den verkorksten Saison-Start?

Den Saison-Start können wir nicht wegdiskutieren. Wir wussten, dass es schwer wird, dachten aber auch an der ein oder anderen Stelle, etwa gegen Wiesbaden, dass wir dort etwas Zählbares mitnehmen können. Dann hätte die Situation anders ausgesehen. Aber die Realität ist, wie sie ist. Klar ist auch, dass wir bis Weihnachten versuchen werden, uns in eine Ausgangssituation zu bringen, aus der wir angreifen können.

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Wie wichtig wäre es für Hertha BSC – schon allein aus finanzieller Sicht – schnellstmöglich wieder in die Bundesliga aufzusteigen?

Wichtig ist vor allen Dingen, ein stabiles Fundament im Verein zu haben, sowohl sportlich als auch wirtschaftlich. Das war die Kernaufgabe, die es galt im Sommer anzugehen, dabei die Kosten im Lizenzspielerbereich zu reduzieren, aber trotzdem einen Kader zusammenzustellen, der konkurrenzfähig ist. Aber auch mit dem Wissen, dass es sicherlich einen Moment dauert, bis sich das ganze Puzzle zusammenfügt. Am Ende waren es über 30 Transferbewegungen, darunter auch vier bis fünf Nachwuchsspieler, die integriert werden mussten. Das gehört zu unserem Weg dazu. Es geht jetzt darum, ruhig, klar, aber auch ambitioniert voranzugehen. Man muss diesem Aufbau eine gewisse Zeit und Ruhe geben.

Nach Weihnachten öffnet sich dann das Transferfenster. Werden Sie da was tun, kann der Verein da was tun?

Wir haben so viel im Sommer gemacht. Wir beobachten das natürlich, aber es ist nicht zu erwarten, dass sehr viel im Winter passiert. Ausschließen kann man es natürlich nicht.

Das Interview führte Dennis Wiese für die rbb-Sportredaktion

Sendung: rbb24 Inforadio, 16.11.2023, 10:15 Uhr

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