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Audio: rbb24 Inforadio | 08.11.2023 | Lars Becker | Quelle: dpa/LaPresse/ZUMA Press/Alessandro Garofalo

Union Berlin spielt 1:1 in Neapel

Ein wunderschönes U

Der 1. FC Union Berlin hat seine Niederlagenserie gestoppt. Das 1:1 in Neapel feierten die mitgereisten Fans am Mittwochabend mit viel Erleichterung. Urs Fischer traf mit der Auswahl seiner Startelf einige gute Entscheidungen. Von Till Oppermann

Die Fans des 1. FC Union Berlin hatten jede Menge Nachholbedarf. Nach dem Unentschieden gegen die SSC Neapel feierten sie jede Wiederholung des Tores ihrer Mannschaft auf der Stadionleinwand mit einer Laola. David Datro Fofanas Tor beendete eine beispiellose Durststrecke: Zwölf Spiele in Serie hatten die Berliner verloren - damit ist es seit Mittwochabend vorbei.

Das 1:1 in Neapel konnte Unions Vorrundenaus in der Champions League nicht verhindern. Aber es ist trotzdem viel wert: "Es ist unheimlich wichtig für den Kopf, dass wir den Aufwand, den wir betrieben haben, diesmal in einen Punktgewinn umgewandelt haben", sagte Rani Khedira. Die Erleichterung der Mannschaft und der mitgereisten Fans war riesig. "Der FCU ist wieder da!", schallte es aus dem Gästeblock im Stadio Diego Armando Maradona.

1:1-Unentschieden in Neapel

Union Berlin holt ersten Champions-League-Punkt und scheidet dennoch aus

Union Berlin hat seine zwölf Spiele lange Niederlagenserie beendet. In Neapel erkämpften sich die Berliner ein 1:1-Unentschieden und ihren ersten Punkt in der Champions League. Das vorzeitige Aus in der Königsklasse verhindert der jedoch nicht.

Union verdient sich das Spielglück

Der Trainer Urs Fischer wäre nicht er, wenn er die Euphorie nicht sofort mit einer sachlichen Analyse eingefangen hätte. "Sicherlich hatten wir heute auch das nötige Spielglück", sagte der Schweizer nach der Partie. Ein zurückgenommenes Neapel-Tor, ein Pfostenkopfball kurz davor und ein freier Schuss in der Nachspielzeit, der in den Armen von Frederik Rönnow landete: Szenen, die Fischer meinen könnte gab es zur Genüge.

Aber: Auch Union hätte bei zahlreichen Kontern durchaus mehr als nur ein Tor erzielen können. Der Ball lief gut, das Team verschob geschlossen und spielte mit einer klugen Raumaufteilung. Vielleicht sind die Köpenicker die beste Mannschaft jemals, die zwölf Spiele in Serie verloren hat. Vielleicht ist diese Spekulation aber auch ganz egal. Das Spiel am Mittwoch bot ausreichend handfeste Gründe, um darüber zu schreiben.

Jaeckel zeigt gute Partie

Zum Beispiel die Startelf von Urs Fischer. Die hielt einige Überraschungen bereit, die sich auszahlten. So wurden beispielsweise die Außenverteidiger Robin Gosens und Christopher Trimmel durch Jerome Roussillon und Josip Juranovic ersetzt. Damit nahm Fischer seinen besten Torjäger und seinen Kapitän raus. "Wenn ich sehe, was wir aufgewendet haben und wie wir versucht haben, unser Tor zu schützen, dann war sehr deutlich, dass wir unbedingt punkten wollten", lobte der Trainer.

Mit dem Schutz des Tores hatte er neben Frederik Rönnow, der mit mehreren Glanzparaden an seine Form aus der Vorsaison anknüpfen konnte, auch Paul Jaeckel beauftragt. Der 25-jährige Innenverteidiger hatte bis Mittwoch in dieser Saison erst 40 Minuten gespielt. Gegen Napoli wurden es 90 und es sah so aus, als wäre der gebürtige Eisenhüttenstädter dauerhaft gesetzt. Sein Tempo sucht in Unions zentraler Defensive seinesgleichen. Außerdem: In der 66. Minute umklammerte Jaeckel einen Gegenspieler ganz bewusst, um ihn zu stoppen. Mit solchen Szenen brachte Jaeckel eine Qualität zurück, für die Union einst berüchtigt war: taktische Fouls im richtigen Moment. Neapels Freistoß nach der Szene brachte nichts ein.

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Die Geschichte ist dazu da, um aus ihr zu lernen. Natürlich sind schon vor dem 1. FC Union Berlin Bundesliga-Teams von der Champions League-Qualifikation in den Abstiegskampf geschlittert. Mal mit gutem Ausgang. Mal weniger. Von Ilja Behnisch

Fofana bricht seinen Torbann

So wie David Datro Fofana - meinten zumindest Manche in den letzten Wochen. Zu oft fiel der Stürmer mit falschen Entscheidungen auf. Auch im ersten Durchgang gegen Napoli sahen seine Dribblings oft so aus, als wäre er kurz davor, in ein WM-Finale einzuziehen. Tatsächlich spielte er aber für das Team mit der längsten Niederlagenserie im europäischen Profifußball.

Selten wurden beide Extreme so deutlich wie in der 29. Minute gegen Neapel. Erst dribbelte sich Fofana leichtfüßig durch die halbe Abwehr, dann schoss er aus der Distanz weit über das Tor, anstatt auf der Außenbahn den völlig freistehenden Josip Juranovic einzusetzen. Fofana aber wollte mit dem Kopf durch die Wand, weil er unbedingt ein Erfolgserlebnis gesucht hat.

In Neapel wurde er dann doch noch fündig. In der 52. Minute startete er erst einen guten Tiefenlauf, um dann Sheraldo Becker einzusetzen. Dessen Abpraller verwandelte Fofana. Über sein Tor war er so glücklich, dass ein Video davon nach dem Spiel noch schnell auf X, ehemals Twitter, teilte. Das neue Selbstvertrauen dürfte ihm Auftrieb geben.

Das schönste U der Welt

Wie entscheidend Selbstvertrauen dafür ist, gut Fußball zu spielen, zeigten die letzten Spiele der Unioner eindrucksvoll. Viele der Niederlagen der letzten Wochen waren auch darauf zurückzuführen, dass die Spieler zu häufig mit fehlender Überzeugung spielten. Damit soll es jetzt vorbei sein, sagte der Kapitän Christopher Trimmel zum Ende der Niederlagenserie: "Das kann uns hoffentlich für die nächsten Wochen Energie geben."

Wer sich die letzten fünf Ergebnisse der Berliner anschaut, sieht nicht mehr fünf rote "N", für jede Niederlage eines, sondern auch ein großes "U". Für die Eisernen ist es das schönste "U" der Welt - nach dem im Vereinswappen natürlich.

Sendung: rbb24 Inforadio, 09.11.2023, 7 Uhr

Beitrag von Till Oppermann

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