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Quelle: IMAGO / Beautiful Sports

Interview | Sarah van Aalen

"Jedes Training hier ist wie ein Pokalfinale in Deutschland"

Im Sommer hat der Volleyball-Bundesligist SC Potsdam mehrere Leistungsträgerinnen verloren. Eine von ihnen ist Sarah van Aalen, die in die Türkei gewechselt ist. Obwohl das sportliche Niveau besser ist und die Hallen voll sind, vermisst sie Potsdam.

Sarah van Aalen ist niederländische Volleyball-Nationalspielerin. Nach zwei Jahren beim SC Potsdam wechselte die Zuspielerin vergangenen Sommer nach Istanbul zum türkischen Champions-League-Sieger VakifBank Spor Kulübü. Frauenvolleyball ist in der Türkei sehr beliebt. Mit rbb|24 hat sie über ihren Wechsel und die Unterschiede zwischen Volleyball in der Türkei und in Deutschland gesprochen und verraten, dass sie dem SC Potsdam weiterhin die Daumen drückt - sogar wenn es gegen eine türkische Mannschaft geht (SC Postdam gegen Fenerbahce, 14.11.2023).

rbb|24: Vor fünf Monaten haben Sie Potsdam verlassen, um nach Istanbul zu wechseln. Sarah van Aalen, wie geht es Ihnen?

Sarah van Aalen: Eigentlich ganz gut: Ich habe am Anfang etwas Zeit gebraucht, beim Verein anzukommen, aber mittlerweile geht es gut.

Was ist der größte Unterschied zu Ihrem Leben als Volleyballspielerin in Deutschland?

Hier in Istanbul ist der Verkehr echt heftig. Ohne Verkehr brauche ich sieben Minuten in die Halle, aber mit Verkehr - und das ist eigentlich immer der Fall - sind es 45 Minuten. In Deutschland habe ich mein Fahrrad genommen und fünf Minuten gebraucht, aber hier muss ich viel mehr planen. Außerdem wohne ich hier alleine, in Deutschland habe ich immer mit Mitspielerinnen zusammen gewohnt. Und hier ist alles noch viel professioneller.

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Das ist ein gutes Stichwort. Frauenvolleyball ist in der Türkei beliebter als in Deutschland. Welche Unterschiede merkt man?

Ich werde alleine noch nicht auf der Straße erkannt, aber wenn ich mit einer Teamkollegin unterwegs bin, dann schon. Die Fans fragen dann nach Bildern. Eine meiner Mitspielerinnen kann eigentlich gar nicht auf die Straße, weil sie überall erkannt wird. Das ist schon mal krass. Ich habe auch von anderen Mannschaften gehört, dass Spielerinnen einen persönlichen Bodyguard haben, weil sie sonst nicht mal essen gehen können. Sowas würde in Deutschland nie passieren. Aber zum Glück ist es bei mir noch nicht so schlimm.

Und diese Popularität wirkt sich auch auf das sportliche Niveau aus.

Ich glaube, hier ist einfach mehr Geld und wenn ein Verein mehr Geld hat, kann er auch bessere Spielerinnen kaufen. Das ist der große Unterschied im Vergleich zu Deutschland. Außerdem ist Fußball hier sehr groß und zum Beispiel Fenerbahce, Galatasaray und Besiktas sind große Vereine und die Fans vom Fußball kommen dann auch zum Volleyball. Das ist mega cool, weil die die ganze Zeit singen und anfeuern.

Wie viele Zuschauer kommen zu den Spielen bei VakifBank SK?

Wenn wir spielen, ist die Halle eigentlich auch immer voll. Wir haben sehr viele türkische Nationalspielerinnen bei VakifBank und ich denke, deshalb kommen viele Fans.

Haben Sie sich wegen dieser Begeisterung für den Wechsel in die Türkei entschieden?

VakifBank ist eine der besten Mannschaften der Welt und wenn du so eine Chance bekommst, dann kannst du fast nicht Nein sagen. Ich hatte sehr viel Freude in Deutschland, habe viel gelernt und mich super weiterentwickelt, aber es kann sein, dass diese Gelegenheit nur einmal kommt.

Also hoffen Sie, sich auf dem Level in der Türkei sportlich noch weiter zu entwickeln?

Ja, wir haben hier jetzt acht Trainer. Hier ist es einfach noch einen Schritt professioneller. Jedes Training hier ist für mich wie ein Pokalfinale in Deutschland. Ich spiele hier mit den besten Spielerinnen der Welt und das hilft natürlich der eigenen Entwicklung. Ich möchte irgendwann mal in Italien spielen, weil die Liga auch sehr gut ist. Aber ich muss schon sagen, ich fühle mich sehr wohl in Istanbul und hoffe, dass ich noch lange hier spielen kann.

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Wenn Sie zurück an die Zeit in Deutschland denken: Was fehlt Ihnen?

Was mir fehlt, ist dass die deutsche Kultur der niederländischen sehr ähnlich ist. Hier ist es natürlich komplett anders, das geht bei der Sprache los. In Deutschland konnte ich Deutsch sprechen, das war im Alltag ganz einfach. Ich habe mich wie zuhause gefühlt. Hier merke ich eben, dass es nicht meine Kultur ist.

Haben Sie noch Kontakt nach Potsdam?

Ich habe noch manchmal Kontakt mit dem Cheftrainer Riccardo [Boieri, Anm. d. Red] und mit Laura Emonts habe ich noch viel zu tun, sie spielt ja jetzt in Schwerin. Manchmal fragen mich manche Mädels, wie es mir geht und ich habe mit vielen von ihnen geschrieben.

Wenn Potsdam gegen Fenerbahce spielt, sind Sie dann für Potsdam oder für Fenerbahce?

Natürlich für Potsdam! Ich hoffe auch, dass ich die Mannschaft beim Rückspiel in Istanbul im Hotel oder beim Training besuchen und Hallo sagen kann.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Till Oppermann, rbb Sport

Sendung: rbb24 Inforadio, 13.11.2013, 17:15 Uhr

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