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Quelle: IMAGO / Contrast

Aufstiegskampf

Was Hertha BSC verbessern muss, um oben anzugreifen

Herthas 0:0 gegen Osnabrück vor der Winterpause offenbarte gleich mehrere Schwächen des Teams. Aber trotz Abhängigkeit von Fabian Reese und der unkreativen Mittelfeldzentrale ist das Aufstiegsrennen noch lange nicht gelaufen. Von Till Oppermann

Nach dem 0:0 seiner Osnabrücker bei Hertha BSC am letzten Spieltag der Hinrunde war Uwe Koschinat erstaunt. Seine ganz große Angst sei nicht eingetreten, sagte der Trainer. "Dass Hertha uns in der eigenen Hälfte festtackert und erdrückt, das ist heute überhaupt nicht der Fall gewesen", analysierte er nicht ohne Genuss. Schließlich steht Koschinats VfL nach der Hinrunde abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz.

Hertha BSC mit Offensivproblemen

Ohne Reese biste Neese

Mit einem 0:0 gegen den Tabellenletzten hat sich Hertha BSC in die Winterpause verabschiedet. Der enttäuschende Heimauftritt offenbarte vor allem die großen Offensivprobleme, die die Berliner ohne Flügelstar Fabian Reese haben. Von Lukas Witte

Hertha ist abhängig von Fabian Reese

Kein Wunder, dass sich bei Hertha niemand so recht über das neunte Spiel ohne Niederlage in Serie freuen wollte. Mit einem Sieg hätte sich die Alte Dame dem Relegationsplatz auf vier Punkte genähert. So beträgt der Abstand sechs Punkte - und Herthas Leistung machte deutlich, dass die Mannschaft noch weit davon entfernt ist, diesen aufzuholen.

Einen Qualitätsunterschied zum schlechtesten Team der Liga ließ sie an diesem kalten Dezembernachmittag jedenfalls nicht erkennen. Auf der Suche nach Gründen dafür kamen Angreifer Florian Niederlechner und Kapitän Toni Leistner schnell zum gleichen Ergebnis: Fabian Reese. Herthas Topscorer war gegen Osnabrück erkältet und konnte nicht spielen.

Seine Mitspieler vermissten ihn schmerzlich: "Fabi hat gefehlt, so ehrlich müssen wir sein", sagte Niederlechner und Leistner ergänzte: "Fabi ist einer, wenn nicht gar der beste Spieler der 2. Liga und entsprechend schwierig zu ersetzen." Leistner hatte Recht: Tatsächlich ist Reese einer der besten Spieler der Liga - und das nicht nur wegen seiner vier Tore und neun Vorlagen.

Mannschaft muss fitter werden

Dass ein paar fiese Erkältungsviren reichen, um die gesamte Hertha aus der Bahn zu werfen, kann Trainer Pal Dardai kaum zufriedenstellen. 111,5 Kilometer liefen seine Spieler ohne Reese gegen Osnabrück: Das ist, auch wenn man Niederlechners Platzverweis und dadurch bedingte fünf Minuten in Unterzahl einberechnet, ein schwacher Wert.

"Seien wir ehrlich, in der ersten Halbzeit hat man gesehen, dass wir nicht fit waren", sagte Dardai. Auch wenn seinen Spielern klar gewesen sein muss, dass es ohne Reese schwerer werden würde als mit ihm: Sie waren körperlich offensichtlich nicht in der Lage, den eigenen Einsatz zu erhöhen, um ihren Star im Kollektiv zu ersetzen. In den 18 Tagen zwischen dem Trainingsauftakt am 3. Januar und dem Rückrundenstart gegen Düsseldorf wird Dardai die Mannschaft an ihrer Kondition arbeiten lassen.

Trainer Pal Dardai

"Die Menschen kommen wieder gerne zu Hertha ins Stadion"

Hinter Hertha BSC liegt eine wechselhafte Zweitliga-Hinrunde mit großen Erfolgen und enttäuschenden Niederlagen. Trainer Pal Dardai sieht seine Mannschaft aber dennoch im Soll und glaubt nicht, dass sich der Kader über die Winterpause verändert.

Zumal der Trainer der Meinung ist, dass er ein weiteres Problem der Mannschaft nur so lösen könne, wie er nach dem Spiel gegen Osnabrück durchblicken ließ. Die fehlende Fitness seiner Mannschaft habe sich auf das Ballbesitzspiel ausgewirkt, sagte Dardai da: "Wir haben im Spielaufbau viel zu lange gezögert".

Seine Rechnung ist einfach: Je fitter seine Spieler, desto besser können sie sich auch darauf konzentrieren, was sie mit dem Ball anstellen sollen. Plausibel, zumal gerade im Mittelfeld häufig Spieler spielten, die sich ganz besonders konzentrieren müssen, wenn sie da Spiel nach vorne machen sollen, weil sie eher defensiv denken.

Mehr Kreativität für die Zentrale

Die gelernten Innenverteidiger Marton Dardai und Pascal Klemens helfen seit Monaten als Sechser aus. Letzterer erfüllte die Rolle dabei so passabel, dass Vereinspräsident Kay Bernstein den 18-Jährigen in einem Interview mit dem Fußballmagazin 11Freunde kürzlich zu seinem Lieblingsspieler erklärt hat. Trotzdem liegt Herthas größtes Problem in der Mitte: Immer wieder klaffte zwischen Angriff und den Sechsern eine große Lücke.

In der Mittelfeldzentrale fehlte ein Mann, der Raumgewinn erzielen kann - sei es mit Dribblings oder Pässen. Um Torchancen zu bekommen, musste Hertha meistens das Eins-gegen-Eins über die Außenbahn suchen. Eine bessere Mittelfeldzentrale könnte also auch das Problem der Abhängigkeit von Fabian Reese lösen.

Winter-Vorbereitung

Hertha testet gegen Aue, Mechelen und Glasgow Rangers

Bleibt nur noch die Frage, welcher Spieler diese Rolle erfüllen soll: Jeremy Dudziak könnte es, fehlt aber seit dem 9. Spieltag verletzt. Michael Karbownik spielt als Außenverteidiger besser. Andreas Bouchalakis und Bilal Hussein haben bisher nicht unter Beweis gestellt, dass sie das Format haben, um Hertha zum Aufstiegskandidat zu machen.

Wenn Sportdirektor Benny Weber im Winter Geld zur Verfügung steht um nachzurüsten, sollte er davon einen Spieler holen, der aus dem defensiven Mittelfeld das Spiel gestalten kann. Sechs Punkte Rückstand sind in der ausgeglichenen zweiten Liga jedenfalls kein Grund, um aufzugeben.

Sendung: rbb24 Inforadio, 28.12.2023, 15:15 Uhr

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