DFL-Mitgliederversammlung
Im zweiten Anlauf haben die deutschen Fußball-Profiklubs knapp für den Einstieg eines Investors gestimmt. Der DFL soll das künftig etwa eine Milliarde Euro bescheren. Vorab hatte es große Kritik daran aus den Reihen der Fans gegeben.
Die Vertreter der 36 Erst- und Zweitligisten haben den Weg für den geplanten Milliarden-Deal der Deutschen Fußball-Liga (DFL) mit einem Investor frei gemacht. Ein entsprechender Antrag hat nach übereinstimmenden Medienberichten am Montag auf der DFL-Mitgliederversammlung in einem Frankfurter Flughafen-Hotel mit 24 Ja-Stimmen knapp die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit erhalten.
Die Geschäftsführung der Dachorganisation des deutschen Profi-Fußballs kann nunmehr konkrete Verhandlungen mit einem strategischen Vermarktungspartner aufnehmen. Sechs Unternehmen sollen ihr Interesse an einer Partnerschaft mit der DFL bekundet haben. Für eine prozentuale Beteiligung an den TV-Erlösen soll ein Finanzinvestor eine Milliarde Euro zahlen. Der Vertrag soll eine Maximallaufzeit von 20 Jahren haben und bis zum Beginn der Saison 2024/25 unterzeichnet sein.
Die DFL will das Geld vornehmlich für den Ausbau ihrer Infrastruktur nutzen. Dazu zählen eine weitere Digitalisierung und Internationalisierung sowie der Aufbau einer eigenen Streamingplattform. Im Mai dieses Jahres war das Vorhaben noch gescheitert. Damals war die dafür nötige Zwei-Drittel-Mehrheit knapp verfehlt worden.
Zweitligist Hertha BSC stimmte bei der geheimen Abstimmung nach eigenen Angaben gegen den Investoren-Einstieg. "Hertha BSC hätte sich gewünscht, dass der Prozess ganzheitlich betrachtet wird, von der Infrastruktur bis hin zur Nachhaltigkeit. Eine Finanzierung aus eigener Kraft oder ein Model mit Bündnispartner hätte ebenfalls eine Chance auf eine Machbarkeitsüberprüfung verdient. Zudem ist mit dem heutigen Tage nicht absehbar, ob der Finanzbedarf ausreichend ist, um die Ziele zu erreichen. Es wäre wünschenswert gewesen, dass man sich für diesen Vorgang mehr Zeit genommen hätte", heißt es in einem Vereins-Statement.
Auch der 1. FC Union Berlin lehnte den Investoren-Einstieg ab. "Unsere Position zum Abschluss einer Vermarktungspartnerschaft für die DFL-Medienrechte mit einem externen Investor zum jetzigen Zeitpunkt und zu den bekannten Konditionen haben wir am Wochenende ausführlich dargelegt und heute gegen den Antrag gestimmt", teilte Union-Präsident Dirk Zingler auf Instagram mit. Dass sich eine Mehrheit der 36 Vereine nun entschieden habe, diese Partnerschaft einzugehen, gelte es zu akzeptieren, hieß es weiter.
Aus dem Fan-Lager hatte es bis zuletzt Widerstand gegen einen solchen Deal gegeben. Die Anhänger, die ihren Protest auch am zurückliegenden Wochenende in vielen Stadien auf Spruchbändern zum Ausdruck brachten, befürchten durch den Einstieg eines Investors eine Wettbewerbsverzerrung.
Die DFL-Geschäftsführer Marc Lenz und Steffen Merkel hatten dagegen vor der Abstimmung erneut darauf verwiesen, dass dem künftigen Partner nur limitierte Mitspracherechte im wirtschaftlichen Bereich eingeräumt werden sollen. "Akzeptiert ein möglicher Partner die roten Linien nicht, ist er nicht der Richtige für uns", bekräftigte Lenz.
Sendung: rbb24 Inforadio, 11.12.2023, 19:02 Uhr
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