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Quelle: Imago/ Matthias Koch

Neuer Trainer

So will Nenad Bjelica den 1. FC Union taktisch verbessern

Unions neuer Trainer Nenad Bjelica wünscht sich von seiner Mannschaft dominanten Fußball. Das erste Spiel gegen Braga zeigte: Bis dahin ist es noch ein weiter Weg, auch wenn schon kleinere Verbesserungen zu sehen waren. Von Till Oppermann

Auf Deutsch übersetzt bedeutet Nenad Bjelicas Vorname laut Wikipedia "der, mit dem man nicht rechnet". Das passt ziemlich gut dazu, wie die meisten reagierten, als Fußball-Bundesligist Union Berlin ihn vor anderthalb Wochen als neuen Trainer vorstellte. Der Kroate war in Deutschland nur echten Kennern bekannt.

Deshalb gab es viel Kritik. Bjelica sei ein Nobody, sagte etwa "Sky"-Experte Lothar Matthäus. Schon vor Bjelicas erstem Spiel meldete er Zweifel an, ob er als Bundesliga-Neuling der Aufgabe bei Union gewachsen sei.

"Bjelica passt zu Union", sagte dafür Wolfsburg-Trainer Niko Kovac. Gemeinsam spielten sie zusammen für die kroatische Nationalmannschaft. Mit welchem Fußball unter seinem ehemaligen Mannschaftskameraden zu rechnen ist, hat auch Kovac nicht erklärt. Bjelica selbst war da bei seiner Antritts-Pressekonferenz klarer: "Wir wollen spielerisch dominieren".

Remis in Überzahl

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Keine Dominanz in Braga

Wie er das taktisch angehen will, zeigte Bjelica bei seinem Debüt in der Champions League gegen Braga: Aus Urs Fischers 5-3-2 machte der neue Trainer ein 4-1-4-1-System. Der Plan: Union sollte besser gestaffelt sein, um weiter vorne den Ball zu gewinnen und durch die doppelte Besetzung auf der Außenbahn zu mehr Torchancen kommen.

Immerhin Letzteres ging auf, als der Linksverteidiger Jerome Roussillon das Tor des linken Mittelfeldspielers Robin Gosens vorbereitete. Von spielerischer Dominanz war die Mannschaft trotzdem noch meilenweit entfernt. Obwohl Union lange in Überzahl spielte, bestimmten die Portugiesen die Partie. Ein frustrierender Abend für Nenad Bjelica, der zugeben musste: "Bei unserem fehlenden Selbstvertrauen ist es eigentlich egal, welches System du spielst".

Verunsicherung ist groß

Insbesondere nach dem Ausgleich, der auf einen Fehlpass von Robin Knoche folgte, hatten seine Unioner sichtlich Angst davor, den Ball zu bekommen. Anstatt die gefährlichen Räume in der Tiefe zu bespielen, wählten sie Sicherheitspässe. Union spielte nicht um zu gewinnen, sondern um nicht zu verlieren.

Genau das Gegenteil von dem, was sich Bjelica von seinen Mannschaften wünscht. Er sei ein Trainer, der nicht immer 50 Kontakte brauche, sagte er ebenfalls zu seinem Amtsantritt. Das heißt: Seine Teams sollen sich immer auf direktem Weg und mit wenigen Pässen vor das gegnerische Tor spielen. Diese Spielweise ist mit Union schwer vorstellbar: Kaum ein Spieler traut sich derzeit riskante Pässe zu.

Kroate folgt auf Urs Fischer

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Bjelica sucht Mut

Vielleicht war Bjelica auch deshalb froh, dass Unions Auswärtsspiel gegen den übermächtigen FC Bayern München am vergangenene Wochenende nicht stattfinden konnte. "Die Spielabsage hat uns gutgetan", sagte er im Interview bei "Sky". Seine Spieler konnten sich erholen und er die Zeit nutzen, um ihnen klarzumachen, was er erwartet.

In den öffentlichen Trainings-Einheiten setzt Bjelica auf verschiedene offensive Spielformen. Immer wieder ging es darum, schnell in die Tiefe zu spielen und wie die Spieler auf eigene und gegnerische Ballverluste reagieren.

Gerade in diesen Umschaltsituationen ist Union in dieser Saison defensiv zu anfällig und offensiv zu ungefährlich. Das Tabellenschlusslicht ist mit Mainz die einzige Mannschaft der Liga, die noch nicht nach einem gegnerischen Ballverlust getroffen hat. Das soll sich ändern – am besten schon gegen Borussia Mönchengladbach, wenn Union erstmals seit dem ersten Spieltag zu Hause an der Alten Försterei punkten will.

Höheres Pressing erfordert mehr Tempo

Um das zu erreichen, wird Bjelica wohl erneut auf eine Viererkette setzen. Gegenüber der Fünferkette bietet sie für sein Spiel mehrere Vorteile. Weil mehr Spieler weiter vorne im Feld postiert sind, kann der gegnerische Spielaufbau besser angelaufen werden. Höheres Pressing verspricht Ballgewinne in gefährlichen Zonen und einen kürzeren Weg zum Tor.

Fußball

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Das hat Folgen für die Auswahl des Personals: Wenn eine Mannschaft weit vorne presst, muss ihre Abwehr mit aufrücken. Innenverteidiger mit Tempodefiziten wie Robin Knoche, Leonardo Bonucci und auch Diogo Leite bräuchten also einen schnellen Partner.

So steigt Paul Jaeckels Chance auf einen Einsatz in der Innenverteidigung: Solange Danilho Doekhi fehlt, ist er der einzige Abwehrspieler mit der nötigen Geschwindigkeit, um langsamere Mitspieler abzusichern.

Neuzugänge nötig

So ist es kein Wunder, dass Bjelica schon jetzt offen über Verstärkungen im Winter spricht. Auch auf den Außenbahnen braucht Union neues Personal, wenn der Trainer weiter auf sein 4-1-4-1 setzt. Auf der linken Seite harmonierten Roussillon und Gosens in Braga hervorragend, auf der rechten Seite ging Kevin Volland auf einer ungewohnten Position unter.

Gegen Gladbach wäre David Datro Fofana eine mögliche Alternative, in der nächsten Transferphase sollte Union auf dieser Position nachlegen und einen klassischen Flügelspieler verpflichten. Zumindest in der Zentrale stehen Bjelica schon jetzt ein gefühlter Neuzugang zur Verfügung: Nachdem in Braga noch der behäbige Lucas Tousart spielte, ist gegen Gladbach wieder mit Andras Schäfer zu rechnen. Seine Qualitäten im Zweikampf, Passspiel und Dribbling erweitern Nenad Bjelicas Möglichkeiten enorm.

Sendung: rbb24 Inforadio, 06.12.2023, 15:15 Uhr

Beitrag von Till Oppermann

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