Energie Cottbus ohne Kapitän
Während sich Energie Cottbus durch das Restprogramm des Kalenderjahres müht, schuftet Axel Borgmann fürs Comeback. Sein Kreuzbandriss stellt Wollitz vor Herausforderungen. Eine baldige Rückkehr des Kapitäns scheint unrealistisch. Von Shea Westhoff
Axel Borgmann tritt zaghaft in die Pedale des Spinning Bikes, dem Fahrrad ohne Räder im Rehazentrum in Berlin. Das linke Knie ist noch geschwollen, gezeichnet vom Kreuzbandriss, den sich der Kapitän des Fußball-Regionalligisten Energie Cottbus vor zwei Monaten zugezogen hat. "Anstrengend", sagt der 29-Jährige, aber er lacht immerhin dabei.
Auf dem Sattel zu sitzen sei schon mal ein schönes Gefühl, "erst seit einer Woche kann ich wieder Fahrrad fahren." Alles weitere dauert noch. Eine Verletzung dieses Ausmaßes ist für Borgmann neu. "Ich war sonst immer verletzungsfrei. Das Schlimmste, was ich bislang hatte, war ein Faserriss." Da war er mal drei oder vier Wochen raus.
Bei der jetzigen Verletzung rechnet man nicht in Wochen bis zur Rückkehr, sondern in Monaten. Währenddessen wird die Lebensrealität des schmerzlich vermissten Cottbuser Kapitäns geprägt von Ergometern, Elastikbändern, Laufbändern und Leistungsanalysen. Bei der Genesung soll nichts dem Zufall überlassen werden.
"Beschissen" sei es, dass er "den Jungs nicht helfen kann", sagt der Verteidiger, der seit 2019 bei den Cottbusern unter Vertrag steht. Die vergangenen zwei Monate seien ein ganz anderes Leben, seit dem entscheidenden Moment im Spiel gegen Eilenburg, als er sich das Knie verdrehte.
Klar ist: Energie Cottbus ist angewiesen auf den verlässlichen Defensivspezialisten, der so variabel einsetzbar ist. Ob links hinten, in der Innenverteidigung oder auf der Sechs, Borgmann kann dem Spiel auf allen diesen Positionen Struktur verleihen. Seit der Verletzung des Schlüsselspielers hat der vormalige Regionalliga-Tabellenführer nur noch eines von vier Ligaspielen gewinnen können und ist aktuell auf den 3. Platz zurückgefallen.
Für Borgmann, der nach wie vor regelmäßig mit dem Trainer und Mannschaftskameraden im Austausch sei, aber kein Grund für Panik. "Solange du eng dran bist, hast du in der Rückrunde alle Chancen. Ich glaube, das ist das Mindset der Jungs", sagt er. Jetzt gelte es, in den verbliebenen drei Spielen bis Jahresende – falls sie denn trotz Wintereinbruchs stattfinden können - zuletzt fiel schon die Partie bei Luckenwalde aus – alles zu geben. Die anstehenden Aufgaben heißen Hertha II, FSV Luckenwalde und Viktoria Berlin. Danach könne man sich "sammeln, Kräfte bündeln. Und bis auf meine Person kommen dann ja auch welche zurück."
Dass "welche zurück" kommen, darauf ist Claus-Dieter Wollitz besonders angewiesen. Denn das Personal bröckelt. Außer dem Langzeitverletzten Borgmann fehlte zuletzt auch Jonas Hofmann. Und nachdem Joshua Putze und Timmy Thiele in der Begegnung mit dem BFC Dynamo Rot gesehen hatten, fallen vorerst zwei weitere Stammkräfte aus. Der ohnehin dünn besetzte Kader zählt damit noch 14 Spieler.
Seit dem Ausfall Borgmanns muss Claus-Dieter Wollitz experimentieren. So wich die fast schon in Stein gemeißelte 4-3-3-Formation unter anderem einem 4-4-2 oder zuletzt gegen den BFC sogar einer Aufstellung mit Dreierabwehrreihe (3-4-2-1).
Vielleicht sind es noch fünf, vielleicht sechs Monate, bis Borgmann sein Comeback feiern kann. Borgmann gibt sich zurückhaltend: "Natürlich will ich der Mannschaft helfen. Aber die Frage ist: Hilfst du der Mannschaft in den letzten zwei oder drei Saisonspielen, wenn du sechs, sieben Monate keine Spielpraxis gesammelt hast?" Denn im Frühjahr stehe ja auch keine Testspielphase an. "Da bin ich unegoistisch genug zu sagen, lass die besten und fittesten Spieler spielen".
In der nächsten Saison will er das Team wieder unterstützen. Wenn es nach ihm geht, dann natürlich in einer anderen Liga.
Sendung: rbb24 Inforadio, 06.12.2023, 17:15 Uhr
Beitrag von Shea Westhoff
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