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Video: rbb24 | 26.01.2024 | Dennis Wiese | Quelle: IMAGO / frontalvision.com

Nur zwei Tage "Six Day Berlin"

Kluge und Reinhardt wollen Berliner Sechstagerennen wieder verlängern

Das Berliner Sechstagerennen wurde von sechs auf zwei Tage heruntergedampft. Doch die Bahnrad-Veranstaltung soll in Zukunft wieder mehr Raum bekommen – dafür kämpfen auch die Lokalmatadoren Roger Kluge und Theo Reinhardt am Wochenende.

Bahnrennfahrer Theo Reinhardt schwelgt in Erinnerungen, wenn er an das Berliner Sechstagerennen denkt: "Ich erinnere mich gerne daran, wie ich auf der Tribüne gesessen, Fahrern zugejubelt und als kleiner Steppke gedacht habe, dass ich dort auch eines Tages mitfahren werde." Der Traum ist für den Berliner wahr geworden. Und Reinhardt legt im Gespräch mit rbb|24 gleich nach: "Die Familie ist im Hintergrund dabei und das Velodrom kann auch zu einem echten Hexenkessel werden – das ist dann eine sehr schöne Atmosphäre, die man voll und ganz genießt."

Die besondere Atmosphäre erlebten Publikum sowie Fahrer noch vor wenigen Jahren über volle sechs Tage – ein Sechstagerennen halt. Doch die Zwangspause während der Corona-Pandemie hat der Bahnrad-Veranstaltung schwer zugesetzt. Die Madison Sports Group aus London, die 2015 bei dem Traditionsrennen einstieg und es zum Teil der "Six Day Series" machte, wurde nach der Corona-Zwangspause für all ihre Rennen liquidiert. Das finanzielle Sicherheitsnetz ist verloren gegangen. Und so wurden im vergangenen Jahr aus sechs nur noch drei Veranstaltungstage - und 2024 sind es nun nur noch zwei, am Freitag geht es los, am Samstag ist es schon vorbei.

Radsport

Berliner Sechstagerennen kämpft an zwei Tagen um seine Zukunft

Das Berliner Sechstagerennen findet 2024 nur an zwei Tagen statt. Das klingt komisch, ist für die Veranstalter aber der einzige Weg, um weiter Radsport im Velodrom zu zeigen. Warum das "Six Day Berlin" nicht mehr so zieht und was anders werden soll. Von Lynn Kraemer

"Wir müssen uns nach der Pause nur wieder etablieren"

"Es ist sicherlich schade, dass wir nur noch diese zwei Tage haben, aber gleichzeitig bin ich froh, dass wir sie noch haben", erklärt Reinhardts Bahnrenn-Partner Roger Kluge, "wir hoffen, dass wir nächstes Jahr wieder bei drei Tagen sind. Es scheint ja angenommen zu werden, wir müssen uns nach der Pause nur wieder etablieren."

Tatsächlich wird die Umstellung auf nur noch zwei Tage gut angenommen. "Six Days"-Geschäftsführer Valts Miltovics bestätigt gegenüber rbb|24, dass der Freitag zu 80 Prozent, der Samstag sogar zu mehr als 90 Prozent ausverkauft ist. Das macht umgerechnet 6.000 und bis zu 7.500 Zuschauende im Berliner Velodrom. Ein Grundinteresse, das die Veranstaltenden zufriedenstellt, aber noch keinen Hinweis darauf geben kann, wie es zukünftig weitergeht.

Für Reinhardt ist ganz klar: "Das Berliner Sechstagerennen ist eine Traditionsveranstaltung, es sollte zurecht seinen Platz im Berliner Sport haben. Dafür kämpfen wir weiter auf der Bahn mit hoffentlich guten Leistungen." Er und Kluge hoffen, dass es zukünftig wieder "ein, zwei oder sogar vier Tage mehr sein werden".

"Wenn die Halle bebt, macht es mega Spaß"

Kluge zeigt sich zwiegespalten: "Wir kommen immer gerne her, dieses Mal leider nur für zwei Tage. Wir wären gerne länger geblieben." Sie seien aber froh, dass die Six Days überhaupt wieder stattfinden "und wir uns dem Berliner und Brandenburger Publikum präsentieren können", so Kluge. "Wenn die Ränge alle voll sind, herrscht ein ohrenbetäubender Lärm, teilweise kriegt man Gänsehaut. Wenn die Halle bebt, macht es mega Spaß."

Wohl auch, weil das Berliner Sechstagerennen für Reinhardt und Kluge eine regelmäßige Rückkehr in die Heimat ist. "Wir beide sind im Berliner und Brandenburger Raum aufgewachsen, ich bin hier schon vor 20 Jahren das erste Mal gefahren", erzählt der 37 Jahre alte Kluge. "Das sind einfach unsere Heim-Six-Days."

Doch auch Sechstagerennen außerhalb der deutschen Hauptstadt scheinen die beiden Radrennfahrer zu Topleistungen zu bewegen, so gewannen sie erst kürzlich die "Sixdays" in Bremen. Und dass nur wenige Tage nach EM-Gold im Zweier-Mannschaftsfahren.

Bahnrad-EM

Roger Kluge und Theo Reinhardt holen Gold im Zweier-Mannschaftsfahren

Das Velodrom als besondere Kulisse

Die Ambitionen des Weltklasse-Duos für die kommenden Tage sind dementsprechend hoch angesetzt. "Das ist ganz klar, oder? Wir wollen natürlich gewinnen und damit den Titel verteidigen", stellt Kluge klar. "Wir sind super in die Saison gestartet, wissen aber auch, dass die Konkurrenz nicht schläft. Es wird kein Selbstläufer." Partner Reinhardt geht davon aus, dass die nur zwei Tage zu einer noch höheren Intensität führen werden, da sich niemand einen Tag etwas zurücklehnen kann. "Es wird von Anfang an heiß hergehen."

Neben der kurzen Dauer stellt auch der Veranstaltungsort einen besonderen Rahmen dar. "Das Velodrom in Berlin ist im Vergleich mit anderen Velodromen sehr groß, die Bahn ist in sehr viele Zuschauerränge eingebettet und dadurch kann es zu einem Hexenkessel werden", beschreibt Reinhardt das Profil. "Die Charakteristik der Bahn: Sie ist sehr sehr schnell und es macht einfach Spaß, auf ihr zu fahren. Dazu ist sie sehr breit und technisch anspruchsvoll."

Kluge und Reinhardt wollen die spezielle Heimatmosphäre aufsaugen, um einmal mehr ihre Höchstleistung abrufen zu können, die Form für die Olympischen Spiele in Paris im Sommer aufzubauen – und um zu helfen, das Berliner Sechstagerennen zukünftig wieder um mindestens einen Tag zu verlängern.

Sendung: rbb24, 25.01.2024, 21.45 Uhr

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