Berliner Boxer Ronny Gabel
Nach dem unrühmlichen Ende im ersten Abschiedsversuch steht dem Berliner Boxer Ronny Gabel nun erneut der letzte Kampf seiner Karriere bevor. Der 39-Jährige hat hart trainiert, um die Boxhandschuhe möglichst mit einem Titel an den Nagel zu hängen.
Laute Knalle ertönen durch das Box-Gym an der Wuhlheide. Mit voller Power bearbeitet Ronny Gabel einen Boxsack und stößt bei jedem Schlag einen Schrei raus. Dass an diesem Tag die Heizung in der Halle ausgefallen ist, macht ihm nichts. Der 39-Jährige trainiert so hart, dass sogar die Scheiben beschlagen.
Seit Monaten quält sich Gabel täglich durch die harte Vorbereitung. Es wird das letzte Mal sein, bevor seine 18 Jahre lange Karriere im Profiboxen endet. Am Samstag (ab 21:15 im rbb|24-Livestream) steigt das Box-Urgestein zum finalen Kampf in den Ring.
Bei der SES-Box-Gala in der Verti Music Hall boxt er gegen Ilias Essaoudi um den WBO Europe Titel im Super-Weltergewicht. Tausende Zuschauer werden kommen, um den Berliner noch einmal anzufeuern. "Das ist der wichtigste Kampf in meinem Leben. (…) Ich will unbedingt gewinnen und den Leuten zeigen, dass man auch im Alter noch Leistung zeigen kann. Dafür werde ich 100 Prozent geben", sagt er.
Eigentlich sollte Gabel schon längst im Ruhestand sein. Denn der bevorstehende Kampf ist bereits der zweite Anlauf für seinen Abschied. Vor acht Monaten stand der Boxer schon einmal gegen Essaoudi in der Halle in Friedrichshain im Ring. Doch das Aufeinandertreffen nahm damals in der vierten Runde ein unrühmliches Ende: Durch einen unabsichtlichen Kopfstoß des Gegners erlitt Gabel eine so tiefe Platzwunde, dass er nicht mehr weiterboxen konnte. Der Kampf endete daraufhin den Regeln nach ohne Wertung, da nicht die benötigten vollen vier Runden absolviert worden waren.
"Das war für mich eine riesige Enttäuschung. Ich habe im Training alles gegeben und mich wirklich geschunden. Das war für mich eine riesige Katastrophe", blickt er zurück. Als die Ringärztin damals entschied, dass der Lokalmatador seinen letzten Kampf nicht zu Ende bringen könnte, sackte dieser übermannt von seinen Emotionen und blutüberströmt zu Boden. Nach kurzer Beruhigung griff er sich das Mikrofon und erklärte den Zuschauern: "Ich kann so nicht abtreten. Wir machen es nochmal."
Gegner Essaoudi stimmte dem Rückkampf sofort zu und beide fielen sich in die Arme. "Ilias ist ein super Typ – sportlich und privat. Das wird auch nach dem Kampf so bleiben und wir wollen Kontakt halten. Aber im Ring wird das was anderes", sagt Gabel. Dort werden dann alle Sympathien vergessen sein und es wird nur noch darum gehen, den Gegner auf den Boden zu schicken.
Denn für den Köpenicker steht nicht nur ein gelungener Abschied im zweiten Versuch auf dem Spiel: Mit einem Sieg würde sich der Köpenicker den WBO-Gürtel sichern. Es wäre der wohl größte Erfolg seiner Karriere. "Wenn ich das schaffen sollte, wäre das eine riesige Sensation. (…) Und ich werde den Kampf gewinnen. Zu hundert Prozent", erklärt er voller Zuversicht.
Ab Sonntag beginnt dann ein neuer Lebensabschnitt. "Nach dem Kampf fliege ich mit meiner Freundin in den Urlaub, um mich zu erholen und erst einmal alles sacken zu lassen", erklärt er. Danach tauscht er die Box- gegen Backhandschuhe. Seit 2018 betreibt er eine Backstube mit angegliedertem Café in Zeuthen (Landkreis Dahme-Spreewald), für die er nun noch mehr Zeit haben wird. Auch dort werden wohl die Fenster beschlagen, allerdings nur noch durch die Hitze der Öfen, statt durch hartes Boxtraining.
rbb|24 zeigt das komplette Box-Event am Samstagabend ab 21:15 Uhr im Live-Stream, mit Jan Ole Behrens als Kommentator und Andreas Witte als Experten. Neben dem Abschiedskampf von Ronny Gabel steigt zudem die deutsche Tina Rupprecht im Atomgewicht gegen die tschechische Titelverteidigerin Fabiana Bytyqi in den Ring. Für sie geht es um den WBC-Weltmeistertitel.
Sendung: rbb24, 09.01.2023, 18 Uhr
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