Interview | Hans Sarpei und die Baller League
Der ehemalige Fußballer Hans Sarpei startet am Montag als einer der Teammanager des Berliner Vereins Eintracht Spandau in die Baller League. Im Interview erklärt er, was diese neue Hallenfußball-Liga ausmacht und mit welchen Ambitionen er die Aufgabe angeht.
rbb|24: Herr Sarpei, Sie werden als Teammanager von Eintracht Spandau Teil der neuen Baller League werden. Wie kam es dazu?
Hans Sarpei: Schon vor dem Start wurde in den sozialen Medien viel über die Liga gesprochen. Am Ende des Tages ging es darum, wo ich da mitmachen kann. Ich habe mich mit Eintracht Spandau auseinandergesetzt und kannte sie schon vorher. Wir haben uns dann getroffen und es hat gepasst. Wir wollen gemeinsam die Baller League aufmischen.
Was macht die Baller League für Sie so besonders?
Dort können sich Spieler messen, die keinen professionellen Vertrag haben, aber eine Qualität im Straßenfußball haben. Das ist für die Zuschauer mal etwas ganz anderes, wenn die dann Tricks zeigen und auf dem Kleinfeld kicken. Wir wollen Kreativität sehen und den Fußball zurückholen, den wir früher auf dem Bolzplatz um die Ecke gespielt haben.
Werden sich Ihre Aufgaben von denen eines klassischen Fußballtrainers unterscheiden?
Ja, total. Es ist ein ganz anderer Fußball als Elf-gegen-elf zu spielen. Du musst ganz anders aufbauen. Es gibt auf dem Kleinfeld viel mehr schnelle Ballbesitzphasen, viel mehr Eins-gegen-eins-Duelle und ganz andere Taktiken. Zum Beispiel kann der Torwart im Angriff viel einfacher mit nach vorne kommen und eingebunden werden.
Wie sieht denn die Vorbereitung auf so einen Spieltag aus? Haben Sie genug Zeit, um diese Taktiken mit der Mannschaft einzustudieren?
Es wäre schön, wenn wir regelmäßig trainieren könnten. Aber die Jungs sind keine Profis. Die Baller League findet in Köln statt, bei uns gibt es aber welche, die wohnen in Baden-Württemberg und Hessen. Außerdem gehen die Jungs arbeiten und spielen auch noch in Vereinen. Du bekommst sie unter der Woche also gar nicht zum Training zusammen. Vielleicht versuchen wir zumindest mal am Wochenende zusammen zu kommen und uns einzuspielen. Grundsätzlich wird es aber für alle Mannschaften schwierig werden, regelmäßig, oder sogar überhaupt zu trainieren.
Wie schätzen Sie die sportliche Qualität ein? Was für Spieler sind bei der Baller League dabei?
Wir haben einen Spieler, der aktuell noch aktiv in der Regionalliga spielt. Es gibt auch Spieler, die mal im Profibereich gespielt haben. Ich persönlich würde aber nicht darauf gucken, ob jemand in der Verbands- oder Regionalliga spielt. Früher, wenn man auf der Straße gekickt hat, war das ja auch egal, ob jemand ein bisschen höher gespielt hat. Klar hat man gesehen, wenn jemand etwas mehr Qualität hatte. Aber gerade auf dem Kleinfeld sind auch andere Dinge wichtig als beim Elf-gegen-elf.
Gewählt wurden die Spieler in einem Draft-System. Nun war Eintracht Spandau zuvor eher im E-Sports-Bereich aktiv und hat sich wohl vor allem auf Ihre fußballerische Expertise verlassen. Wie sehr haben Sie sich darauf vorbereitet?
Wir haben dort ungefähr 150 Namen gehabt, aus den wir wählen konnten. Ein paar kannte ich aber bereits aus NRW. Die spielen hier in der Oberliga, Verbandsliga, oder Regionalliga. Das hat es einfacher gemacht. Außerdem gab es ein sogenanntes Combine, bei dem ich war und mir die Spieler angeschaut habe. Da guckt man denen 15 Minuten beim Kicken zu und muss dann ein Gefühl dafür bekommen, wen man gebrauchen kann. Dann hast du am Ende eine Liste von 30 Spielern, die für dich interessant sind. Und dann werden einige von denen beim Draft von anderen Teams weggeschnappt und du brauchst Alternativen. Ich musste mich also schon ausführlicher damit beschäftigen. So war Straßenfußball aber schon immer: Man pickt sich ein paar Spieler und dann kommen geile Sachen dabei raus.
Auch die anderen Teams werden von ehemaligen Fußballern oder Prominenten geleitet. Wen schätzen Sie dabei als größte Konkurrenz ein und wer macht Ihnen eher keine Sorgen?
Alle sind große Konkurrenten und alle sind ehrgeizig. Es ist also schwierig zu beurteilen. Wer glaube ich sehr akribisch arbeiten und dahinter sein wird, ist Christoph Kramer. Er hat mit seiner Mannschaft etwas vor und einige der Spieler, die er beim Draft ausgewählt hat, standen auch auf meiner Liste. Dass mir ein Team gar keine Sorgen bereiten würde, kann ich nicht sagen. Am Ende des Tages werden alle gewinnen wollen und es wird darauf ankommen, wie schnell sich die Mannschaften finden. Wer mehr trainieren kann, hat bessere Chancen.
Ihr Management-Partner, der Youtuber Hand of Blood, schlüpft neben Ihnen in die ausgedachte Rolle des Präsidenten Herr Knabe. Haben auch Sie sich überlegt, ein Alter Ego zuzulegen?
Mit dem Präsi macht das sehr viel Spaß und er spielt die Rolle überragend. Aber wir sind ja beim Fußball, also muss ich keine Rolle spielen. Ich bin Hans Sarpei und versuche, ich selbst zu sein und meine Authentizität rüberzubringen. Wenn ich an der Seitenlinie auch noch eine Rolle spielen würde, wäre das, glaube ich, schwierig für die Spieler.
Hatten Sie zuvor schon einmal Berührungspunkte mit Spandau, oder mussten Sie sich jetzt erst einmal ein bisschen über den Berliner Bezirk schlau machen?
Ich bin zwar in Köln aufgewachsen, aber Spandau sagt mir natürlich schon etwas. Ein Freund von mir hat dort gelebt und so kenne ich den Bezirk. Aber ich habe nie wirklich verstanden, warum Spandau nicht so wirklich zu Berlin gezählt wird. Da steckt wohl eine lange Geschichte dahinter.
Wird es eine besondere Rivalität zu den anderen Teams geben, die Berlin repräsentieren? Zum Beispiel Beton Berlin mit Felix Lobrecht und Kontra K?
Ja, auf jeden Fall. Alle Spiele gegen Berliner Mannschaften sind für uns Derbys, die wir nicht verlieren wollen. Da wird es besonders heiß her gehen.
Sie haben als einziger Teammanager tatsächlich eine A-Trainerlizenz vom DFB, aber auch Erfahrung in der Unterhaltungsbranche. Was von beidem ist in der Baller League mehr wert?
Das weiß ich gar nicht. Jede Mannschaft hat aber auch noch einen richtigen Trainer zugewiesen bekommen, der Erfahrung hat, da habe ich also keinen Vorteil. Spannend wird, wie wir uns bei dem Kleinfeldfußball aufstellen. Wir haben alle Erfahrung im Elf-gegen-elf, aber den Jungs jetzt beizubringen, welche taktischen Möglichkeiten sich auf dem Kleinfeld ergeben, wird für die Trainer die größte Herausforderung.
Sie gehen es sehr analytisch an. Stehen die sportlichen Ambitionen und der Sieg am Ende über dem Spaß und der Unterhaltung?
Bei dem Event geht es natürlich um Spaß und darum, den Straßenfußball-Flair wieder zurückzuholen. Am Ende des Tages kann aber jemand gewinnen, und wenn man etwas gewinnen kann, dann werde ich immer hundert Prozent geben. Ich weiß gar nicht, was wir dann am Ende in die Höhe stemmen können – eine Schale oder einen Pokal. Aber das Ziel ist, dort hinzukommen.
Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Lukas Witte, rbb Sport.
Sendung: rbb24, 22.01.2024, 18 Uhr
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