Nach Bernsteins Tod
Hertha BSC steht nach dem Tod von Kay Bernstein weiter unter Schock. Erstmals haben sich nun führende Personen im Verein zur Zukunft geäußert. Vizepräsident Fabian Drescher soll bis zu den Wahlen im Herbst kommissarisch den Verein führen.
Hertha-Vizepräsident Fabian Drescher hat am Freitag angekündigt, den Verein bis zu den Präsidiums-Neuwahlen im Herbst zu führen. In einem Video auf dem Youtube-Kanal des Berliner Zweitligisten äußerte er sich gemeinsam mit Geschäftsführer Thomas Herrich zur Trauer um den verstorbenen Präsidenten Kay Bernstein.
Mit sieben Präsidiumsmitgliedern sei Hertha handlungsfähig, sagte Drescher. "Aufgrund dessen werden wir in dieser Konstellation mit mir als kommissarischen Präsidenten bis zu den Neuwahlen im Herbst geschlossen den Weg weitergehen."
Obwohl Fabian Drescher mit 41 Jahren für einen Vereinsfunktionär noch relativ jung ist, sitzt er von allen sieben Präsidiumsmitgliedern am längsten in Herthas obersten Gremium. Seit 2016 gehört Drescher dem Präsidium an. Vorher engagierte sich der selbstständige Rechtsanwalt schon im Vereinsgericht. Während Bernsteins-Wahlkampf für das Präsidentenamt erklärte ihm Drescher seine Unterstützung.
Im Falle einer Niederlage hätte er seinen Platz als einfaches Mitglied des Präsidiums geräumt. "Er sagt konsequent: Neustart ja, aber unter Kay Bernstein", erklärte Kay Bernstein damals, als er auf Dreschers Versprechen angesprochen wurde. "Das finde ich konsequent".
Die Konsequenz brachte Drescher und Bernstein zusammen. In den anderthalb Jahren seit Bernsteins Amtsübernahme saßen Drescher und Bernstein im Stadion meistens nebeneinander und arbeiteten besonders intensiv an zwei Herzensprojekten von Bernstein: der neuen Frauenabteilung und einer neuen Vereinssatzung.
So gehörte es zu Bernsteins Zielen, die Vereinspräsidentschaft von einem Ehrenamt in einen bezahlten Job umzuwandeln, um auch Vereinsmitgliedern ohne großes Vermögen eine Kandidatur zu ermöglichen.
An diesen und allen anderen Projekten, die Bernstein angestoßen hatte, wollen die verbliebenen sieben Präsidiumsmitglieder mit Drescher an ihrer Spitze nun weiterarbeiten, heißt es. Neue Initiativen sind bis zur Wahl nicht zu erwarten.
"Wir wollen und werden den Berliner Weg weiterführen. Für Kay. Für Hertha BSC", versprach Drescher in seinem Statement auf den Vereinskanälen. Die kommissarische Führung übernimmt er wohl eher aus Verantwortungsgefühl gegenüber dem Klub und Bernstein. Eine baldige vorgezogene Neuwahl kann sich bei Hertha aktuell niemand vorstellen. Dass der Aufsichtsrat oder 10 Prozent der Mitglieder diese einfordern, sind nur theoretische Möglichkeiten.
Als Kandidat wird Drescher im Herbst höchstwahrscheinlich nicht zur Verfügung stehen. Seine berufliche Situation als selbstständiger Anwalt und seine private Aufgabe als zweifacher Vater machen das äußerst unwahrscheinlich. Er arbeitet ohnehin lieber im Hintergrund.
Anders als Bernstein war Drescher kein Ultra. Trotzdem engagierte er sich lange vielfältig in der Hertha-Fanszene.
Sendung: rbb24 Inforadio, 19.01.2024, 12:15 Uhr
Beitrag von Till Oppermann
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