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Audio: rbb24 Inforadio | 02.02.2024 | Jakob Rüger | Quelle: IMAGO / Jöran Steinsiek

Interview | Bundesliga-Profi Merlin Röhl

"Es wäre mega, Babelsberg mal wieder in der 3. Liga zu sehen"

Merlin Röhl ist beim SV Babelsberg 03 groß geworden, nun reift er beim SC Freiburg zum Bundesliga-Profi. Im Interview spricht der 21-Jährige über Potsdam, seinen Förderer und Forderer Christian Streich und seinen Verzicht auf Soziale Medien.

rbb|24: Herr Röhl, verfolgen Sie aus der Ferne noch, wie es bei Ihrem Heimatverein in der Fußball-Regionalliga Nordost läuft?

Merlin Röhl: Obwohl der Fokus mittlerweile woanders liegt, schaue ich immer wieder, wie sich Babelsberg schlägt. Und gerade läuft es ja auch ganz gut. Es wäre mega, Babelsberg mal wieder in der 3. Liga zu sehen.

Das heißt, ihr Bezug zur Potsdamer Heimat ist nach wie vor eng?

Klar. Meine Familie wohnt nach wie vor dort, nicht weit vom Babelsberger Karl-Liebknecht-Stadion. Wenn es die Freizeit ermöglicht, dann fahre ich nach Hause. Und dem Verein war ich auch eng verbunden.

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Was haben Sie vom SV Babelsberg 03 mitgenommen, das Ihnen später für Ihren Start als Profi geholfen hat?

Jeder Schritt in dieser Laufbahn war bisher entscheidend, jede Person und jeder Trainer, den ich kennengelernt habe. So war es auch in Babelsberg. Für jeden Sportler ist es wichtig, immer alles aufzusaugen. Das habe ich in Babelsberg auch getan. Ich hatte dort viele Jugendtrainer, die mich gefördert haben. Ich konnte mit viel Freude Fußball spielen, und das versuche ich mir beizubehalten.

In dieser Saison haben Sie beim SC Freiburg den Durchbruch auf Profi-Ebene geschafft. Was hat sich für Sie persönlich dadurch verändert?

Zu sehen, dass ich auch auf diesem Niveau performen kann, war wie eine zusätzliche Motivationsspritze. Ansonsten hat sich bei mir und in meinem Umfeld wenig geändert. Ich tue einfach das, was ich gut kann und woran ich Spaß habe.

Sie gelten als bodenständiger Typ. Ist der bescheidene SC Freiburg deswegen genau der richtige Klub für Sie?

Das kann ich schwer beurteilen, weil ich noch bei keinem Verein war, wo es anders ist. Was ich sagen kann: Ich fühle mich hier wohl, sowohl mit dem Team als auch mit der schönen landschaftlichen Umgebung.

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Gegen Leipzig erzielten Sie eines der schönsten Tore der Hinrunde, es war zugleich Ihr erstes Bundesliga-Tor. Gab es während Ihres Sololaufs den Moment, in dem Sie den Entschluss fassten, von nun an alleine durchzuziehen?

Das hat sich mehr so ergeben, von Ballkontakt zu Ballkontakt. Ich habe gesehen, dass sich die Gegenspieler etwas von mir wegorientieren, hin zu meinen Mitspielern. Sie dachten wahrscheinlich, dass ich abspiele. Das ist dann so entstanden. Typisch an der Situation war, dass ich den Ball lange treibe und dadurch Tempo machen will. Es war natürlich richtig schön, dass ich das dann auch mit einem Tor krönen konnte.

Haben Sie ein fußballerisches Vorbild, dem Sie nacheifern?

Ich versuche, mir von vielen großen Spielern Dinge abzuschauen. Kaká würde ich vielleicht hervorheben, der hat auch früher diese langen Sprints mit Ball gemacht. Der wurde mir übrigens hier in Freiburg ans Herz gelegt, dass ich mir seine Spiele mal anschauen soll. Und das macht tatsächlich großen Spaß. Aber auch Jude Bellingham ist ein unglaublicher Spieler, dem schaue ich auch gerne zu.

Was macht die Zusammenarbeit mit Trainer Christian Streich besonders?

Er ist sehr fordernd, aber er vertraut mir. Er weiß, dass ich Potenzial habe, das spüre ich. Er versucht, alles rauszuholen. Bei jeder Kleinigkeit ist er da, gibt mir Tipps und versucht, mich besser zu machen. Wir sind viel im Austausch darüber, wie meine Spielart zum Team passt und wovon wir bei bestimmten Spielen mehr brauchen. Manchmal geht es auch darum, worauf ich im Training besonders achten soll, um mich weiterzuentwickeln.

Sie sind nicht in den Sozialen Medien aktiv, betreiben im Gegensatz zu den meisten anderen Kickern keinen Instagram-Kanal. Wie kam es zu dem Entschluss?

Vor zwei, drei Jahren habe ich darüber mit einem Freund gesprochen. Er hat mir gezeigt, dass es ohne Instagram auch funktioniert und dass es einem damit persönlich auch sehr gut gehen kann. Es wirkt befreiend. Es gibt so viele Reize in unserem Leben und man muss schauen, dass man nicht zu viele hat, die einem nicht weiterhelfen. Und Instagram war eine Plattform, die mich in meiner Entwicklung gestört hat.

Wegen der Ablenkung?

Es ist auf jeden Fall ein Zeit-Killer. Hinzu kommt gerade als Profisportler: Wenn du einen Account hast, kriegst du Feedback von allen Seiten. Natürlich gibt es Leute, die damit sehr gut umgehen können. Gerade als junger Spieler ist es wichtig, sich von so etwas nicht beeinflussen zu lassen, sondern dass man mutig bleibt und weitermacht.

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Sagen Ihnen Berater da nicht, dass eine Präsenz bei Social Media wichtig ist, um im Gespräch zu bleiben?

Es ist ja gar nicht mein Ziel, immer im Gespräch zu bleiben. Es ist auch nicht mein Ziel, das zu machen, was jeder macht. Das sind für mich keine Gründe, mir Instagram zu holen. Ein Grund wäre, wenn man wirklich Sachen nach außen tragen möchte und man Leute erreichen möchte, so wie es unser Trainer auf Pressekonferenzen manchmal tut, wenn er bestimmte politische Themen anspricht. Dafür ist Instagram ein wichtiges Mittel, weil man gerade als Sportler sehr viele Menschen erreichen kann. Ansonsten gibt es für mich keinen wirklichen Grund, Soziale Medien zu haben.

Ironischerweise hat Ihnen aber die digitale Welt gewissermaßen den Weg zum Profi geebnet: Noch zu Babelsberger Jugendzeiten nutzten Sie eine App, um dort Ihre eigenen Leistungsdaten einzutragen. Irgendwann meldete sich der FC Ingolstadt. Wäre ohne diese App alles anders gekommen?

Wahrscheinlich. Es war zumindest einer von vielen Zufällen, die sich ergeben haben und zu meinem Weg geführt haben. Es hat jedenfalls alles zusammengespielt und sollte dann wahrscheinlich genauso sein, dass ich eben das Probe-Training bei einem Junioren-Bundesligisten bekommen habe.

Es heißt, dass Sie Ihre Zeit gerne mit Büchern zubringen. Sieht man Sie dann lesend im Mannschaftsbus, während die anderen Spieler am Smartphone daddeln?

Im Mannschaftsbus spielen die meisten Karten! Das ist nicht die Zeit, in der ich lese.

Welches Kartenspiel?

Im Bus spielen wir eigentlich immer Wizard.

Und welches Buch hat es Ihnen zuletzt angetan?

Es gibt nicht das eine Buch. Ich lese querbeet. Aber es ist auch nicht meine einzige Beschäftigung (lacht). Am Lesen habe ich einfach Freude.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Shea Westhoff, rbb Sport.

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