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Hoeneß über verstorbenen Bernstein
Dieter Hoeneß hat Hertha jahrelang geprägt, als Manager und Vorsitzender der Geschäftsführung. Der damalige Ultra Kay Bernstein konnte dem Funktionär Kopfschmerzen bereiten. Trotzdem schätzten sich die beiden.
Die Anteilnahme nach dem plötzlichen Tod des Hertha-Präsidenten Kay Bernstein ist groß, auch bei Dieter Hoeneß, der von 1997 bis 2009 als Manager die Fäden bei den Berlinern in der Hand hielt.
Die Nachricht von Bernsteins Tod habe Hoeneß "getroffen", wie er am Freitag am Rande der Trauerfeier für den verstorbenen Franz Beckenbauer sagte. Während Hoeneß' Amtszeit bei Hertha war Bernstein Mitgründer der Ultra-Gruppierung Harlekins sowie deren Vorsänger ("Capo") in der Ostkurve – und hatte in dieser Funktion manchmal Zwist mit dem Hertha-Boss.
"Ich habe ihn früh kennengelernt, als er als junger Kerl als Capo in der Kurve mit den Harlekins auch mal über die Stränge geschlagen hat", so Hoeneß. Das "ein oder andere Mal" habe er den jungen Bernstein vor einem Stadionverbot bewahrt. Doch der heute 71-Jährige betonte im Nachhinein stets, dass er den aufsässigen Ultra Bernstein immer auch geschätzt hatte.
"Ein kleiner Chaot" sei dieser damals gewesen. "Auf der anderen Seite habe ich immer gemerkt, dass das Herz am richtigen Fleck ist, und dass er ein echter Herthaner ist, wirklich ein echtes Herz für die Hertha hat und ein intelligenter Bursche war."
Beispielhaft für das ambivalente Verhältnis zwischen Hoeneß und dem jungen Ultra Bernstein steht eine Anekdote, die der einstige Manager dem rbb vor anderthalb Jahren erzählte:
"Wir haben gegen Viking Stavanger im Europapokal gespielt und die Ultras mit Kay Bernstein an der Spitze waren natürlich auch schon einen Abend vorher angereist. Die wollten dann im Stadion schon mal ihre Banner aufhängen und wurden deshalb reingelassen. Bei der Gelegenheit haben sie die Trikots von Viking Stavanger mitgenommen. Gewissermaßen als Beute. Als uns das zu Ohren gekommen ist, wussten wir natürlich genau, wen wir anrufen mussten. Also habe ich zu Kay Bernstein gesagt, dass es einen riesigen Zirkus gibt, wenn die Dinger nicht in einer Stunde wieder da sind. Bis auf ein Trikot sind dann alle wieder da gewesen. Das kennzeichnet ihn auch."
Über Kay Bernsteins kurze Ära als Klubpräsident fällt Hoeneß ein positives Urteil. Er habe es geschafft, den Verein und die Fans zusammenzuführen und den Klub zu konsolidieren. Bernstein sei dabei auch Kompromisse eingegangen, wie das Sponsoring durch einen Sportwettenanbieter sowie "einen Investor zu haben, der auch ein bisschen mitsprechen möchte. Das war nicht sein Ding, aber er hat gemerkt, dass da auch ein gesunder Schuss Pragmatismus dabei sein muss", so Hoeneß am Freitag.
Auch während Bernsteins Präsidentschaft waren die beiden immer wieder im Austausch, zuletzt telefonisch wenige Tage vor dem Tod Bernsteins. "Da haben wir uns sehr ausführlich unterhalten", sagte Hoeneß. "Ich hatte das Gefühl, dass er voller Tatendrang war und die Hertha nach vorne bringen wollte."
Das Verhältnis sei gut gewesen, sagte Hoeneß, der Tod Bernsteins sei "viel zu früh".
Sendung: UM6, 20.01.2023, 18 Uhr
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