1:3-Auswärtspleite
Hertha BSC hat eine enttäuschende 1:3-Niederlage bei Wehen Wiesbaden und einen Rückschlag im Aufstiegskampf kassiert. Die Berliner zeigten offensiv immer wieder gute Ansätze, waren aber nicht effektiv genug - und defensiv löchrig.
Fußball-Zweitligist Hertha BSC hat zum ersten Mal seit Ende Oktober wieder ein Pflichtspiel verloren. Nach dem 2:2-Unentschieden gegen Fortuna Düsseldorf zum Jahresauftakt kassierten die Berliner am Samstagnachmittag eine 1:3 (0:1)-Niederlage bei Wehen Wiesbaden. Über spielerische Ansätze ging Herthas Auftritt selten hinaus, defensiv hingegen präsentierten sich die Blau-Weißen so löchrig wie selten zuvor.
Franko Kovacevic brachte Wiesbaden mit seinen beiden Treffern in der 24. und 53. Minute in Front, ehe Herthas Jonjoe Kenny in der 59. Minute den Anschlusstreffer erzielte. Thijmen Goppel entschied nach einem Konter in der 72. Minute die Begegnung.
Durch die Auswärtsniederlage verharrt Hertha weiter im Tabellenmittelfeld der 2. Bundesliga - die Aufstiegsplätze rücken wieder in weitere Ferne. Am kommenden Mittwoch hat die "alte Dame" immerhin die Chance, gegen den 1. FC Kaiserslautern das DFB-Pokal-Halbfinale zu erreichen.
Die ersten zehn Minuten der Partie waren von Berliner Spielkontrolle geprägt. Hertha hielt den Ball lange in den eigenen Reihen, nur um dann die Lücke zu erkennen und blitzartig über die schnellen Flügelspieler nach vorne zu spielen. Klare Torchancen ergaben sich daraus zunächst nicht, aber es war ein souveräner Auftritt und eine taktische Handschrift zu beobachten. Neuzugang und Startelfdebütant Aymen Barkok schien dem Kombinationsspiel gut zu tun. Und auch im Spiel gegen den Ball strahlten die Berliner Sicherheit aus, von Wiesbaden war offensiv zunächst kaum etwas zu sehen.
Nach 20 Minuten wurde die Partie dann etwas ausgeglichener, Wiesbaden traute sich nun mehr Vorstöße zu und Herthas Passspiel wurde etwas weniger genau. Und die Gastgeber stachen in genau dieser Phase zu: in der 24. Minute fehlte es Hertha im Mittelfeld an defensivem Zugriff, sodass Robin Heußer aus der Distanz abschließen durfte. Sein Schuss wurde von Hertha-Keeper Tjark Ernst zur Seite pariert, den Nachschuss aus spitzem Winkel verwandelte Kovacevic zum 1:0. Ein aus Hertha-Sicht vermeidbares Gegentor.
Das Tor hatte Wirkung: Hertha wirkte nicht mehr so zielstrebig nach vorne, es reihten sich leichte Fehler im Aufbauspiel aneinander – auch vom nun mutigeren Wiesbaden provoziert. Erst in der 31. Minute verzeichneten die Hauptstädter durch Barkok wieder eine Offensivszene – sein Schuss im Sechszehner wurde aber noch abgeblockt. Der auffällige Barkok hatte in der 41. Minute die nächste Möglichkeit, doch Wehen-Keeper Florian Stritzel war zur Stelle. So ging es mit dem 0:1 in die Halbzeitpause.
Pal Dardai reagierte zur Halbzeit und brachte Marten Winkler für den schwachen Deyovaisio Zeefuik in die Begegnung. Und die Berliner kamen forsch aus der Kabine, in der 46. Minute kam Haris Tabakovic nach Winkler-Vorlage aus wenigen Metern zum Abschluss, seine Chance aus spitzem Winkel wurde aber von Stritzel pariert. Hertha wollte den Ausgleich erzwingen, stand deutlich höher und machte Druck. In der 51. Minute war es wieder Tabakovic, doch auch seinen Kopfball aus kürzester Distanz konnte Stritzel entschärfen.
Doch es wiederholte sich das Bild aus der ersten Halbzeit: Wiesbaden nutzte seine erste Chance nach Wiederanpfiff, konterte in der 53. Minute ungestört und wieder war es Kovacevic, der verwandelte. Dieses Mal fälschte er einen Schuss von Bjarke Jacobsen aus dem Rückraum noch entscheidend ins Berliner Tor ab. Wieder ein Gegentor quasi aus dem Nichts. In der 56. Minute legte Ivan Prtajin beinahe das 0:3 aus Berliner Sicht nach, sein Abschluss nach einem erneuten Konter fand aber nur den Querbalken. Glück für ein defensiv überfordertes Hertha, das in der 59. Minute eine Antwort fand: Jonjoe Kenny erzielte nach einem zunächst geklärten Eckball aus der Ferne gefühlvoll den 1:2-Anschlusstreffer und brachte so seine Mannschaft zurück ins Spiel.
Hertha spielte in den Minuten danach aggressiv auf und verschob das Spiel deutlich in Wiesbadens Spielhälfte. Doch vergebens. Wieder folgte ein hessischer Konter, wieder ein Gegentor. Nick Bätzner spielte einen herausragenden Pass durch die aufgerückte und damit entblößte Berliner Abwehr, Thijmen Goppel behielt die Ruhe und verwandelte frei vor Ernst zum Endstand. Hertha bemühte sich am Anschluss, noch einmal in die Partie zu finden, doch gegen das hessische Bollwerk war kein Durchkommen. So endete die Partie mit 1:3 aus Berliner Sicht.
Pal Dardai (Hertha BSC): "Ich glaube, das war nicht unser Tag. Es ist schwierig, etwas darüber zu sagen, weil wir von der ersten bis zur letzten Minute eigentlich keine große Chance hatten. Irgendwie ein lethargischer Auftritt. Da war wenig Dampf drin und der Gegner hat sehr clever gespielt."
Toni Leistner (Hertha BSC): "Das war von uns natürlich viel zu wenig. Wir wussten, dass Wiesbaden gut steht und sie sehr gut kontern können. So haben wir uns alle drei Gegentore gefangen. Wenn wir das vorher ansprechen, müssen wir da besser agieren."
Nick Bätzner (SV Wehen Wiesbaden): "Ich denke, wir hatten einen super Matchplan. Wir standen gut, haben auf Fehler von Hertha gewartet und haben dann mit unseren schnellen Außen gute Konter gesetzt. Das hat funktioniert."
Sendung: Der Tag, 27.01.2024, 18 Uhr
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