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Quelle: picture alliance/dpa-Zentralbild|Soeren Stache

Sportverein in Geldnot

Städtische Unternehmen sollen den SC Potsdam retten

Der SC Potsdam steckt erneut in Nöten: Kurz vor der Prüfung der Lizenzauflagen durch die Volleyball-Bundesliga fehlen dem Verein 350.000 Euro. Um Schlimmeres zu verhindern, will nun die Stadt einspringen und dem SCP aus der Misere helfen. Von Lukas Witte

Eigentlich schien es so, als würde sich der SC Potsdam so langsam wieder erholen. Nach den Vorwürfen der Steuerhinterziehung im vergangenen August hatte sich der Verein neu aufgestellt, arbeitsrechtliche Auseinandersetzung außergerichtlich beigelegt und unter Auflagen eine Lizenz für die Volleyball-Bundesliga (VBL) erhalten. Auch sportlich haben die Potsdamer Volleyballerinnen zuletzt einen großen Erfolg gefeiert: Erstmals in der Vereinsgeschichte schafften sie es in die Playoff-Runde der Champions League.

Doch nun steckt der SCP wohl erneut in großen Schwierigkeiten. Laut einer Mitteilungsvorlage, die am Mittwoch der Potsdamer Stadtverordnetenversammlung vorgelegt wurde, fehlen dem Verein kurzfristig 350.000 bis 380.000 Euro, um die Auflagen der Liga für die Lizenzierung weiter zu erfüllen. Bis Donnerstagabend muss nachgewiesen werden, dass die Liquidität bis zum Ende der Saison gesichert ist, um schwerwiegende Sanktionen durch die Liga zu verhindern.

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Betrugsaffäre sorgt für Finanzloch

Entstanden war die Finanzlücke im August letzten Jahres. Damals war der SC Potsdam von einer Betrugsaffäre durchrüttelt worden. Ein von Präsident Andreas Klemund in Auftrag gegebenes Gutachten warf den damaligen Vorständen Peter Rieger und seinem Sohn Toni vor, Scheinverträge mit Spielerinnen und Betreuern des Volleyball-Bundesligisten abgeschlossen und so Steuer- und Sozialabgaben hinterzogen zu haben. Beide bestritten die Vorwürfe, traten aber wegen des Zerwürfnisses von ihren Ämtern zurück. Das Verfahren und die Aufarbeitung dauern weiter an.

Durch die mittlerweile regulären Verträge ergeben sich für den Klub deutlich höhere Steuer- und Sozialabgaben, wodurch er in Geldnot geriet. Eigentlich schien der Verein zum Jahreswechsel auf dem Weg der Stabilisierung gewesen zu sein, nachdem der Spielbetrieb ausgegliedert und Teile der Marketingrechte verkauft worden waren. Diese Maßnahmen reichten aber wohl nicht aus und nun sorgt die Finanzlücke erneut für große Sorgen - und die Folgen könnten über das Volleyball-Bundesligateam hinausgehen.

Verpflichtungen des Volleyball-Spielbetriebs nicht vom Verein abgeschirmt

Die Mitteilungsverordnung des Potsdamer Sportdezernats skizzierte der Stadtverordnetenversammlung das mögliche Risiko einer Insolvenz des Klubs. Denn nicht die neugegründete Spielbetriebs-GmbH ist der Lizenznehmer in der Volleyball-Bundesliga, sondern der Verein selbst. Dieser ist also nicht von den finanziellen Verpflichtungen abgeschirmt. Sollten die Volleyballerinnen die Saison abbrechen müssen, müssten Fördermittel und Sponsoringgelder zurückgezahlt werden, was ein Risiko für alle weiteren Abteilung darstellen würde.

Der SC Potsdam ist mit über 5.300 Mitgliedern in ca. 400 Sportgruppen der größte Sportverein Brandenburgs und stellt neben einem umfangreichen Breitensportangebot auch die Hochleistungsathleten in verschiedenen Sportarten, die am Bundes- und Landesstützpunkt am Luftschiffhafen trainieren. All das wäre dann in Gefahr.

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Städtische Unternehmen sollen Sponsoring erhöhen

Deswegen will nun die Stadt helfen, die Finanzlücke zu schließen. Wie der rbb aus Rathauskreisen erfuhr, ist dafür mittlerweile ein konkreter Plan entwickelt worden. Dabei zählt man vor allem auf einige der kommunalen Unternehmen. Diese gehören bereits jetzt zu den Sponsoren des SC Potsdam und zahlten dem Verein gemeinsam pro Saison zuletzt um die 200.000 Euro. Diese Summe soll nun einmalig erhöht werden.

Die Stadtwerke sollen noch einmal 75.000 Euro überweisen, die Stadtentsorgung 50.000. Dazu hatte es am Dienstag bereits eine Schalte mit Regierungs- und Vereinsvertretern und den Aufsichtsräten der beiden städtischen Unternehmen gegeben, die dem Vorhaben zustimmen müssen. Dabei habe es nach rbb-Informationen einen breiten Konsens für die einmalige Zahlung von zusätzlichen Sponsoringgeldern gegeben. Als Gegenleistung soll der Verein den städtischen Unternehmen mehr Werbeflächen zur Verfügung stellen.

Auch der stadteigene Unternehmensverbund ProPotsdam soll sich mit 50.000 Euro an der Rettung beteiligen und steht dem Vorhaben wohl offen gegenüber. "Für zusätzliches Sponsoring bestünde bei teilweiser Übertragung von Vorjahresbudgets entsprechend der Sponsoringrichtlinie der Landeshauptstadt Potsdam noch ein maximaler Handlungsspielraum von 50.000 € zzgl. USt. Diese Mittel könnten zugunsten des SC Potsdam genutzt werden, wenn ein gemeinsames Kommittment aller Sponsoringpartner gefunden würde", teilte ProPotsdam auf Anfrage mit.

Rückzahlung eines Bauzuschusses

Weitere Gelder sollen durch eine Einigung mit dem Kommunalen Immobilienservice (KIS) der Stadt Potsdam freigesetzt werden. Dort ist der Verein Mieter einiger Objekte, unter anderem der Geschäftsstelle am Kirchsteigfeld. Für den dortigen Bau hatte der SC Potsdam damals einen Baukostenzuschuss gezahlt und somit die Mietkosten reduziert. Diese Zuschusszahlung soll der Klub nun zurückbekommen, dafür allerdings wieder die normale Miete zahlen. Für die Stadt würden sich daraus keine Verluste ergeben und der Verein würde so zumindest kurzfristig eine Liquiditätsverbesserung erreichen, um die Auflagen der Liga zu erfüllen.

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In Summe ergeben sich daraus 225.000 Euro, mit denen die Stadt helfen will. Für den noch fehlenden Teil des Geldes soll der Verein selbst aufkommen. Ob ihm das gelingen wird und auch zur Rettungsaktion der Stadt wollte sich der SC Potsdam am Donnerstagmittag noch nicht äußern.

Liga äußert sich erst zum Ende der Hauptrunde

Auch von Volleyball-Bundesliga wird es nach Ablauf der Deadline am Donnerstag keine endgültige Stellungnahme geben. Ob der SCP alle Auflagen erfüllt, wolle die Liga erst zu einem späteren Zeitpunkt und genauerer Prüfung bekannt geben. Auch Fristverlängerungen seien noch möglich, weshalb mit einer endgültigen Stellungnahme erst zum Ende der Hauptrunde im März zu rechnen sei, erklärte VBL-Geschäftsführer Daniel Sattler dem rbb. Die Prüfung der Lizenzauflagen bis zum 25. Januar sei aber ein normaler Vorgang, der auch andere Teams betreffen würde.

Sollten die Potsdamer die Lizenzauflagen nicht erfüllen können, wären Sanktionen wie Geldstrafen, Punktabzug, ein Ausschluss von der Endrunde oder sogar die Streichung von Spielerinnen möglich.

Aber auch wenn die Lizenzauflagen nun erfüllt werden, sind die finanziellen Sorgen noch lange nicht vorbei. Denn in der Betrugsaffäre um den Verein sind noch nicht alle Verfahren abgeschlossen und die Betriebsprüfung steht noch bevor. Wie hoch die Nachzahlungen für die letzten Jahre dann tatsächlich wird, ist ungewiss. Auf die Stadt kann sich der Verein dann vermutlich nicht mehr verlassen. Aus Rathauskreisen heißt es, dass die jetzige Rettungsaktion einmalig bleiben soll.

Sendung: rbb24, 25.01.2024, 18 Uhr

Beitrag von Lukas Witte

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