Ex-Unioner Prömel im Interview
Fünf Jahre spielte Grischa Prömel bei Union Berlin und erlebte dort einen steilen Aufstieg. Am Samstag spielt er mit der TSG Hoffenheim gegen seinen Ex-Klub. Im Interview spricht er über das Aus von Urs Fischer, den Traum der Königsklasse - und seinen Ford Fiesta.
rbb|24: Sie haben zu Ihren Zeiten bei Union Berlin gesagt, dass Sie stets mit dem Ford Fiesta Ihrer Großmutter unterwegs sind. Ist das auch in Hoffenheim der Fall?
Grischa Prömel: Ja, das ist noch der Fall.
Und eine Fahrgemeinschaft gibt es auch noch?
Ja. Ich wohne in Heidelberg und es gibt ein paar Spieler, die dort ebenfalls wohnen.
Wen nehmen Sie üblicherweise mit?
Mit Finn-Ole Becker fahre ich häufiger mal zusammen, außerdem Andrej Kramaric, Robert Skov. Da gibt es schon ein paar.
Sie wurden bereits während Ihrer Zeit bei Union Berlin als reflektierter und bodenständiger Mensch wahrgenommen und auch deshalb von den Fans verehrt. Wie wichtig ist es Ihnen, auch mal aus dem Kosmos des Profifußballs hinauszuschauen?
Das ist mir schon sehr wichtig. Ich weiß natürlich, dass wir als Profifußballer ein privilegiertes Leben haben, was sich auch ein Stück weit abgrenzt vom Rest. Trotzdem bin ich sehr glücklich, Profifußballer zu sein. Aber ich habe viele Freunde, die nicht aus dem Fußball kommen, sondern beispielsweise ein Studium absolviert haben und jetzt fest in ihren Jobs sind. Mit diesen Freunden habe ich noch engen Kontakt und bin immer froh über den Austausch.
Erdet einen das?
Für mich ist es wichtig. Ich habe viele Freunde noch aus meiner Schulzeit, die ich schon jahrelang kenne. Wir haben eine Clique, die immer noch eng beieinander ist. Das tut immer gut. Ab und zu schaffen sie es, ins Stadion zu kommen. Ich bin jetzt nicht mehr ganz so weit weg von der Heimat und versuche natürlich auch häufig, die Freunde zu besuchen [Prömel wurde in Stuttgart geboren, Anm.d.Red.].
Für Union Berlin ist es eine turbulente Saison. Wie haben Sie den Werdegang Ihres Ex-Vereins verfolgt?
Dadurch, dass ich wirklich noch viele Leute im Verein habe, die mir sehr ans Herz gewachsen sind, mit denen ich auch weiterhin im engen Austausch bin, bekomme ich da schon ein bisschen was mit. Es war keine leichte Phase für Union. Aber mittlerweile scheint der Verein wieder relativ gefestigt, nach dem Sieg am Wochenende. Ich freue mich aufs Wiedersehen.
Mit wem stehen Sie im Austausch?
Mit Rani Khedira und Christopher Trimmel zum Beispiel, mit denen ich auch zusammengespielt habe. Aber sonst auch mit einigen Mitarbeitern aus dem Staff drumherum, die hinter dem Team stehen.
Haben Sie den Absturz von Union Berlin kommen sehen?
Um das zu beurteilen bin ich wahrscheinlich zu weit weg. Trotzdem weiß ich, was im Fußball alles möglich ist. Und dass es im Fußball nicht über zehn Jahre lang nur nach oben geht, ist auch selbsterklärend. Urs Fischer hat immer gepredigt, dass jedes Spiel von Neuem gespielt werden muss. In der Bundesliga bekommt man nichts geschenkt. Dass es da mal auch Phasen gibt, wo es nicht ganz so gut läuft, das weiß, glaube ich, jeder, der ein bisschen länger in deinem Fußballgeschäft unterwegs ist. Wichtig ist, was für Schlüsse man draus zieht und wie man dann auf die Situation reagiert.
Urs Fischer prägte den Verein jahrelang und war Gesicht des Unioner Erfolgs. Wie reagierten Sie auf das Aus im vergangenen Herbst?
Mir ging es schon sehr nahe, dass Urs Fischer und das Trainerteam Union verlassen haben. Weil ich einfach viele schöne Momente mit ihm verknüpfe, auch mit der Zeit bei Union. Ich glaube, an dem Tag hat der ganze Verein geweint. Da sieht man, was Urs Fischer dort alles bewegt hat.
Trotzdem spielte Union in dieser Saison in der Champions League. Denken Sie manchmal darüber nach, dass auch Sie gerne einmal die Hymne der Königsklasse auf dem Platz gehört hätten, in einem Heimspiel vor rund 75.000 Fans?
Ja, zu 100 Prozent. Da brauche ich nicht drumherum reden. Die Champions League ist natürlich für jeden Sportler etwas ganz, ganz Großes. Ich habe mir die Spiele angeschaut. Da ging mir schon das Herz auf, als ich Union gesehen habe. Nichtsdestotrotz habe ich mich damals bewusst für einen neuen Weg entschieden und bin keiner, der da lange verharrt und nachtrauert. Sondern die Spiele hat sich der Verein verdient. Ich habe einen anderen Weg eingeschlagen und probiere hier das Beste.
Wie glücklich sind Sie aktuell mit dem Weg?
Derzeit haben wir hier in Hoffenheim nicht die leichteste Phase. Wir müssen jetzt die ganze Energie bündeln, um wieder auf die richtige Spur zu kommen. Ich hoffe, dass wir jetzt am Wochenende endlich mal wieder einen Sieg einfahren. An das letzte Heimspiel gegen Union in der vergangenen Saison haben wir ja auch ganz gute Erinnerungen. Das war für uns damals im Abstiegskampf ein richtungsweisendes Spiel [Hoffenheim siegte 4:2, Amn.d.Red].
Seit mittlerweile sieben Spielen hat Hoffenheim nicht mehr gewonnen. Woran hakt es?
An mehreren Punkten. Wir haben zu viele Gegentore zugelassen. Zuletzt gegen Köln war man offensiv nicht so effektiv. Man kann das nie an einer Sache festmachen, meistens sind es mehrere Dinge, die ineinandergreifen müssen. Wir investieren viel, wir bereiten uns gut auf den Gegner vor, wir trainieren mit einer hohen Intensität. Am Ende ist entscheidend, dass man das über 90 Minuten auf den Platz bekommt. Und das war jetzt im letzten Spiel nicht der Fall.
Was für ein Spiel erwarten Sie am Samstag gegen Union Berlin?
Gegen Union ist es nie einfach zu spielen. Die wissen einfach, wie man verteidigt, sie hauen sich in alles rein, das hat man zuletzt auch gegen Wolfsburg gesehen. Sie spielen leidenschaftlich, haben Qualität im Kader. Deswegen wird es kein leichtes Spiel.
Vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview führte Patrick Richter, rbb Sport.
Sendung: DER TAG, 13.02.2024, 19:15 Uhr
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