Union-Manager Oliver Ruhnert
Nach anhaltenden Fan-Protesten hat die Deutsche Fußball Liga bekannt gegeben, dass kein Investor in den deutschen Profifußball einsteigen wird. Union-Geschäftsführer Oliver Ruhnert versteht die Entscheidung - und befürwortet sie.
Im Dezember 2023 stimmten die deutschen Profiklubs mit einer knappen Zweidrittelmehrheit für den Einstieg eines Investors. Von den 36 Profivereinen votierten 24 mit 'Ja'. In den Bundesliga-Stadien protestierten daraufhin die meisten Fanszenen gegen die Entscheidung. Einige Partien, auch bei Hertha BSC und Union Berlin, standen kurz vor dem Spielabbruch. Nun beschloss das Präsidium der Deutschen Fußball Liga (DFL) am Mittwoch einstimmig, die Verhandlungen zum Abschluss über den Milliarden-Deal nicht mehr fortzuführen.
rbb: Herr Ruhnert, ist das Ende des Investoren-Deals die richtige Entscheidung?
Oliver Ruhnert: Ich glaube, es ist zumindest eine Entscheidung, die dringend notwendig war. Denn aufgrund der letzten Wochen ist es jetzt auch Zeit gewesen, sich final zu äußern und eine klare Aussage zu treffen. Dieser Prozess hat am Ende dazu geführt, dass gerade die Menschen, die das Produkt Fußball schauen, eher sagen: 'So kann es nicht weiter gehen.'
Also war es der Fanprotest, der die ganze Sache zum Kippen gebracht hat?
Auch im Vorfeld der Fanproteste hat man sich schon darüber unterhalten, wie es zu dieser Abstimmung und zu diesem Ergebnis gekommen ist, auch wie der Deal insgesamt entstanden ist. Das hat auch unser Präsident Dirk Zingler gesagt. Dass das eine Vereinbarung war, die so nicht gut war - und auch für alle nicht die, die man eigentlich wollte. Deswegen denke ich, dass am Ende richtig war, diese Entscheidung zu treffen.
Im vergangenen Mai gab es eine erste Abstimmung, bei der die meisten Vereine dagegen gestimmt haben. Im Dezember folgte dann - nachdem der Deal ein wenig angepasst wurde - eine weitere Abstimmung, bei der der Deal abgesegnet wurde ...
Zunächst muss man sagen, dass es keine wirkliche, klare Mehrheit gab. Es war so, dass man diese Zweidrittelmehrheit erreicht hat. Union hat sich damals schon erklärt, dass der Deal, so wie er jetzt ist, nicht so ist, wie man ihn sich eigentlich vorgestellt hat. Union Berlin hat zuletzt klar gemacht, dass der Verein bei dem Ergebnis, wie es zustande gekommen ist, zu den Klubs gehört, die dem aus mehreren Gründen nicht zustimmen. Deswegen ist Union Berlin jetzt auch einer der Vereine, die sagen, dass sie froh sind, dass der Investoren-Deal unter diesen Bedingungen nicht zustande kommt.
Bis zu einer Milliarde Euro hätte der Deal den deutschen Profiklubs gebracht. Bedauern Sie, dass dieses Geld erstmal nicht kommt?
Das Wirtschaftsprodukt Fußball - an dem am Ende auch viel für die Vereine hängt - zu vermarkten, auch im Ausland attraktiv zu gestalten, ist nicht das Entscheidende bei der Kritik. Hier geht es wirklich darum, dass man intransparent gehandelt hat; Menschen das Gefühl haben, dass man sie nicht mitgenommen hat und ein Votum herbeigeführt hat, das am Ende nicht demokratisch gewesen ist.
International hinkt die Bundesliga bei der Vermarktung anderen Ligen - zum Beispiel England und Spanien - hinterher. Muss sich die globale Sichtbarkeit der Liga ändern?
Wir sind sicherlich eine Liga, die nicht nur zu den europäischen Top-Ligen gehört, sondern der Welt. Selbstverständlich ist der internationale auch ein sehr wesentlicher Markt für die Deutsche Fußball-Liga und auch für Klubs. Von daher ist es eine Strategie, sich zu fragen, wie ich diese im Ausland nachhaltig besser vermarkten kann. Es ist legitim, dass die Klubs auch daran interessiert sind, höhere Erlöse zu erzielen.
Vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview führte Christoph Kober, rbb24 Inforadio.
Sendung: rbb24 Inforadio, 22.02.2024, 07:45 Uhr
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