Drei Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz in der Fußball-Bundesliga hat Union Berlin. Da kommt der VfL Wolfsburg als einer der Lieblingsgegner gerade Recht. Auch weil es bei den Niedersachen ebenfalls nicht sonderlich gut läuft. Von Ilja Behnisch
Fakten zum Spiel
Nach drei Spielen Sperre darf Cheftrainer Nenad Bjelica wieder an die Seitenlinie
Neu-Wolfsburger Kevin Behrens wird vor dem Spiel offiziell verabschiedet von Union
Union hat keines der bisher fünf Heim-Pflichtspiele gegen Wolfsburg verloren. Zuletzt gab es drei Siege in Folge
Der Gegner-Experte
So läuft es sportlich beim VfL Wolfsburg
23 Punkte nach 20 Spieltagen, Platz elf und genauso viele Punkte Vorsprung (acht) auf den Relegationsplatz wie Rückstand auf den Europapokal. Kein Wunder, dass Gegnerexperte Lars Vollmering von einer "durchwachsenen" Saison seines VfL spricht. Zufrieden sei keiner, "weder im Fanlager noch bei den sportlichen Verantwortlichen". Vor allem angesichts der Ansprüche, die der Verein habe, nämlich, um die europäischen Plätze mitzuspielen.
Nach einem guten Saisonstart mit vier Siegen aus den ersten sechs Spielen ging es kontinuierlich bergab. Zuletzt gab es gegen eher schwächer einzuschätzende Mannschaften vier Unentschieden in Folge.
Das vorherrschende Thema ist die Trainer-Frage. Niko Kovac ist angetreten mit dem Anspruch, Titel zu gewinnen. Davon ist er momentan weit entfernt. "Man spürt, dass er wenig Kredit hat", sagt dann auch Gegnerexperte Vollmering. Dabei sei das Fan-Lager durchaus gespalten. Ein Teil der Anhänger sei, und das fast schon traditionell, für einen schnellen Trainer-Wechsel. Die andere Fraktion stelle vor allem die Mannschaft in Frage.
Besonders die schwankenden Leistungen sind den Anhängern dabei ein Dorn im Auge. Das Spiel gegen Rekordmeister Bayern München (1:2) sei ein Paradebeispiel gewesen, so Vollmering: "In der ersten Halbzeit kriegt man kein Bein auf den Boden. In der zweiten Halbzeit spielt man sie fast an die Wand."
Auf diese Spieler muss Union achten
"Ohne Jonas Wind", so Vollmering, "wären wir in dieser Saison in ganz anderen Gefilden unterwegs." Ohne die neun Saisontore des Dänen stünde es wohl noch schlechter um den VfL. Allerdings habe Niko Kovac auch viel dafür getan, "dass es keine Stamm-Mannschaft und somit keine Leistungsträger gibt, die für den VfL stehen und die dann den gegnerischen Fans Angst und Bange machen".
Andererseits sei die Mannschaft auch aufs Kollektiv ausgelegt. Ein Kollektiv, das von Neuzugang und Ex-Unioner Kevin Behrens vor allem in Sachen Erfahrung und Mentalität profitieren soll. Der VfL als eines der jüngsten Teams der Liga giere in schwierigen Situationen nach Führungskräften, so Nero. Behrens soll helfen, diese Lücke zu schließen. Und zudem Top-Stürmer Wind entlasten, den Trainer Niko Kovac ohnehin eher auf der Zehner-Position sieht.
Union ist nach einem Punkt im Auswärtsspiel in Mainz zufrieden. Dabei wäre in dem Abstiegsduell mehr drin gewesen. Auf einem verregneten und tiefen Platz fehlte der Mannschaft der Plan B. Von Till Oppermann
Die Stimmen der Trainer
Nenad Bjelica (Union Berlin): "Für mich war es schwer auf der Tribüne. Es ist nicht einfach. Du kannst nicht reagieren. Das Letzte, was du der Mannschaft sagen kannst, war 35 Minuten vor dem Spiel."
Niko Kovac (VfL Wolfsburg): "Es wird kein Spiel, wo es fünf Tore geben wird – das glaube ich nicht. Es geht darum, sich Chancen zu erspielen – was gegen eine Fünferkette nicht immer sehr leicht ist."
So könnte Union spielen
"Wir müssen mal schauen, wer im Kader mal rechter Verteidiger gespielt hat", sagte Unions Trainer Nenad Bjelica vor dem Spiel gegen Wolfsburg und angesichts der Personal-Sorgen auf dieser Position. Kapitän Christopher Trimmel ist nach seiner roten Karte aus dem Spiel in Leipzignoch gesperrt, Josip Juranovic weiterhin verletzt.
Beim umkämpften 1:1 in Mainz durfte sich Jannik Haberer probieren. Weitere Alternativen könnten die Ex-Wolfsburger Paul Jaeckel und Jerome Roussillon lauten. Im Sturm stellt sich vermutlich vor allem die Frage, wer neben dem zuletzt gesetzten Benedict Hollerbach beginnen darf. Der spielstärkere Kevin Volland oder der schnellere Yorbe Vertessen.
Freunde flüssigen Kombinationsspiels sollten am Samstag (15:30 Uhr) einen Bogen um das Stadion an der Alten Försterei machen. Stattdessen dürfte sich im Duell zweier ähnlich gelagerter Mannschaften eine Art Vorahnung auf den sonntäglichen Super-Bowl im American Football abzeichnen. Ein Kampf um jeden Meter Raumgewinn, garniert mit vielen harten Zweikämpfen.
Der Tipp des Gegner-Experten: "Ich kann leider keinem neutralen Zuschauer versprechen, dass es ein Spektakel wird. Und eigentlich deutet vieles auf ein Unentschieden hin. Aber irgendwann muss man ja auch mal wieder gewinnen. Deshalb 1:0 für den VfL Wolfsburg."
Der Tipp des rbb|24-Autors: Beide Mannschaften werden zuvorderst auf Fehler-Vermeidung aus sein. Gut möglich zudem, dass beide in der identischen, taktischen Grund-Formation agieren. Dann kommt es auf Einzelaktionen an. 1:1.