"Wenn zu viel gemeckert wird, hole ich schonmal die Gelbe Karte raus"
Die Unparteiischen haben es oft nicht leicht auf dem Fußballplatz. Trotzdem pfeifen sie mit Leidenschaft. So auch die 16-jährige Schülerin Leni-Alexandra Kunze. Sie ist eine von 79 Schiedsrichterinnen in Brandenburg. Von Robert Schwaß
Wenn das Spiel abgepfiffen wird, ist die Partie für Leni-Alexandra Kunze noch nicht ganz vorbei. Mit ihren Assistenten muss sie noch Gelbe Karten, Verletzungen und andere Vorkommnisse in die Datenbank eintragen. Anschließend gibt es eine kurze Nachbesprechung.
Seit zwei Jahren steht die Gymnasiastin aus Steinhöfel (Oder-Spree), die in Fürstenwalde selbst viele Jahre Fußball gespielt hat, als Unparteiische auf dem Platz. "Man lernt den Sport nochmal von einer ganz anderen Seite kennen und kann Entscheidungen bei den Profis auch anders nachvollziehen", sagt Kunze. Das Pfeifen ist ihre große Leidenschaft. "Es ist schön, neue Mannschaften und andere Schiedsrichter kennenzulernen, man steht auf dem Platz mit Leuten, die Fußball lieben", sagt die Schülerin gegenüber dem rbb.
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Schiedsrichter werden teilweise angefeindet und angepöbelt
Kunze pfeift Landesliga-Spiele bei den Frauen und Kreisoberliga-Spiele der Männer. Als junge Frau musste sich die 16-Jährige zu Beginn auf dem Platz Respekt verschaffen, wie sie sagt. Pöbeleien oder respektlose Kommentare habe auch sie schon mitbekommen. "Früher hat mich das noch berührt und angegriffen, mittlerweile nehme ich mir das nicht mehr zu Herzen. Wenn zu viel gemeckert wird, hole ich dann auch schonmal die Gelbe Karte raus!", erkärt die junge Schiedsrichterin.
Seit sie Spiele pfeift, sei sie viel selbstbewusster geworden, bestätigt auch ihre Mutter Katharina Otto. Wegen der schlechten Anbindung auf dem Land fährt sie ihre Tochter zu den Spielen. "Vor dem Spiel nehme ich ihr die Aufregung, nach dem Spiel besprechen wir die Partie im Auto", erklärt sie. Wenn die Mutter am Seitenrand Kommentare unter der Gürtellinie gehört hat, sei sie auch schon zu den Zuschauern hingegangen: "Einfach nur um den zu sagen: Merkt ihr eigentlich, was ihr hier sagt?"
Das Springer-Meeting und das Turnier der Meister sind über Jahrzehnte zu einem Erfolg in Cottbus geworden. Während sich die Springer verabschieden, organisieren die Turner komplett ehrenamtlich sogar noch eine zweite Veranstaltung. Von Lynn Kraemer
Zahl der aktiven Schiedsrichter steigt wieder
Vor allem im Amateurfußball kommt es immer wieder zu extremen Situationen, in denen Schiedsrichter Gewalt ausgesetzt sind. Mit dem "Jahr der Schiris" [dfb.de] hat der Deutsche Fußball-Bund (DFB) vergangenes Jahr eine Kampagne gestartet, um die Unparteiischen zu stärken. Offenbar mit Erfolg: "Erstmals seit rund 20 Jahren haben in einem Jahr wieder mehr Menschen als Schiris angefangen als damit aufgehört", teilte der Verband im Dezember vergangenen Jahres mit [dfb.de].
In Brandenburg ist schon länger ein positiver Trend zu verzeichnen, erklärt Henry Blumroth, Sprecher des Fußball-Landesverbandes Brandenburg: "Bereits seit der Spielzeit 2020/2021 gibt es einen Zuwachs an Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern, vor allem im Bereich der U18-Schiris und der 18 bis 30 Jahre alten Unparteiischen."
Derzeit gibt es 1.446 aktive Unparteiische, 79 davon sind weiblich. Mit einer Initiative will der Verband noch mehr Frauen als Spielerinnen oder Schiri gewinnen, unter anderem mit "Girls-Only-Lehrgängen" [flb.de]. Im Landesverband selbst gibt es über 100.000 Mitglieder. Im Jahr 2023 waren davon rund 53.000 als aktive Spieler gemeldet.
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Einmal im großen Stadion pfeifen
Auch Leni-Alexandra Kunze hat noch große Ziele: "Vielleicht Brandenburg-Liga bei den Männern und in der Zweiten Liga bei den Frauen an der Seite stehen." Ihr großer Traum wäre es, einmal in einem großen Stadion zu pfeifen. Ein Vorbild hat die Schülerin auch: den Bundesliga-Schiedsrichter Deniz Aytekin. "Der pfeift mit lockerer und ruhiger Art, aber macht auch mal Witze mit den Spielern."