Vor Pokal-Endspiel am Sonntag
Das Pokalfinale gilt als erster Höhepunkt im Volleyballkalender 2024. Die Rivalität zwischen dem SC Potsdam und dem MTV Stuttgart spitzt sich zu. Der Brandenburger Außenseiter setzt auf Lerneffekte und die richtige Einstellung. Von Shea Westhoff
Man kennt sich. Doch wem nützt das mehr? Die beiden Volleyball-Topklubs SC Potsdam und MTV Stuttgart scheinen ein Abo auf regelmäßige Aufeinandertreffen abgeschlossen zu haben. So standen sich beide Teams in den vergangenen vier Wochen schon viermal gegenüber.
Nun kommt es am Sonntag zur fünften Begegnung, im Finale des DVV-Pokals – und der Potsdamer Trainer Riccardo Boieri klingt am anderen Ende der Leitung relativ entspannt. "Wir bereiten uns in dieser Woche ganz normal vor", sagt er rbb|24. Nur dass eben "am Ende der Woche ein anderes Ziel" stehe. Nämlich der Pokalgewinn.
Dabei gingen die Potsdamerinnen gegen den Klub aus dem Schwabenland zuletzt nur einmal als Siegerinnen vom Feld (3:0 am letzten Hauptrunden-Spieltag). Ansonsten setzte es im Februar drei schmerzhafte Zu-null-Pleiten, zweimal in der Champions League, einmal in der Zwischenrunde der Liga (0:3). Nimmt man außerdem das Hinspiel in der Volleyball-Bundesliga vom Dezember in den Blick, als die Brandenburgerinnen zu Hause ebenfalls glatt 0:3 verloren, ergibt sich das ziemlich eindeutige Bild eines haushohen Stuttgarter Favoriten.
Der italienische Cheftrainer betont allerdings, dass seine Mannschaft gerade am letzten Hauptrunden-Spieltag schon mal eine überaus starke Leistung gegen Stuttgart gezeigt habe. Man dürfe außerdem nicht außer Acht lassen: "Stuttgart ist eine Mannschaft, die dafür gebaut wurde, zu gewinnen. Das Ziel der Mannschaft ist, jede mögliche Trophäe in dieser Saison zu gewinnen."
Für Potsdam gehe es deshalb darum, alles zu geben und die eigenen Fehler zu reduzieren, etwa in Form von mehr Geduld im Angriffsspiel. Zudem wurde noch mal am Blockspiel gefeilt.
Programmatisch ist am Sonntag in der Mannheimer Arena ein saftiger Volleyball-Aufschlag geplant. Nach der Partie des SC Potsdam gegen MTV Stuttgart (um 13:30 Uhr im Livestream auf rbb24.de und ab 14 Uhr im rbb Fernsehen) bekommen es außerdem bei den Männern die BR Volleys mit den Volleys Herrsching zu tun (16:15 Uhr).
Die VBL trommelt in einer Mitteilung mit dem "Volleyball-Highlight des Jahres". In der Tat werden mehr als 10.000 Zuschauer erwartet, was nicht nur für die Potsdamerinnen die gewohnten Publikumszahlen um ein Vielfaches übersteigt. "Ich weiß nicht, wie viele schon vor so vielen Zuschauern gespielt haben, das ist etwas ganz Besonderes, wenn unsere Sportart so viel Aufmerksamkeit bekommt", sagt Antonia Stautz vom SC Potsdam.
Vor so einer Kulisse könnte die vielfach beschworene mentale Stärke den Unterschied machen. Diese sei zumindest "sehr wichtig", so die Außenangreiferin. "Alle Spielerinnen, alle Akteure werden aufgeregt sein. Dann wird die Frage sein, wer das am schnellsten abstellen kann oder für sich in etwas Positives umwandeln kann."
Ihr Trainer Boieri hofft, dass sich die Spielerinnen seine Haltung zu eigen machen: "Ich habe keinen Druck vor diesem Finale. Und ich hoffe, dass die Mannschaft zuversichtlich ist und auch keinen Druck von außen fühlt."
Das Pokal-Endspiel in der vergangenen Saison verlor der SC Potsdam noch gegen den SSC Palmberg Schwerin. Gegen eben jenes Schwerin absolvierte der SCP in der Vorwoche eine gelungene Generalprobe für das anstehende Finale: Der Mannschaft um Kapitänin Kristina Guncheva gelang gegen das Ostsee-Team ein Sieg in der Zwischenrunde.
Die Stuttgarterinnen hingegen haben gerade ein aufreibendes Champions-League-Viertelfinale gegen Fenerbahce Istanbul hinter sich. Im Hinspiel zwang das Team von Konstantin Bitter die mit herausragenden Spielerinnen besetzte Auswahl vom Bosporus mit 3:2 in die Knie. Ein zusätzlicher Erfolg im Rückspiel - und Stuttgart wäre in der Mannheimer Arena der rote Teppich ausgerollt worden. Durch eine 1:3-Niederlage am Mittwochabend verpasste der schwäbische Bundesligist jedoch den Einzug ins Final-Four-Turnier.
Die Partie in der Königsklasse sei für Stuttgart Vor- und Nachteil zugleich, glaubt Antonia Stautz. Das Gespräch mit ihr findet bereits am Vortag des - schlussendlich verlorenen - Rückspiels statt. Die Potsdamerinnen würden sich eine ganze Woche auf die Pokalpartie vorbereiten können. Die Stuttgarterinnen müssten hingegen mit den Reisestrapazen umgehen: Am Dienstag der Flug nach Istanbul, am Mittwoch die herausfordernde Partie, am Donnerstag der Rückflug.
Doch der DVV-Pokal, sagt Stautz, sei ohnehin anders. Sie zeigt sich sicher: "Wenn wir unsere 100 Prozent aufs Feld bringen, haben wir eine Chance, zu gewinnen."
Sendung: rbb, 03.03.2024, 14 Uhr
Beitrag von Shea Westhoff
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