Im Playoff-Viertelfinale der DEL kämpfen die Eisbären Berlin aktuell gegen den großen Rivalen Adler Mannheim. Bei dem Aufeinandertreffen der beiden Traditionsklubs geht es nicht nur auf dem Eis zur Sache. Von Lukas Witte
Für Eisbären-Fan Jonas Holz endete die Hauptrunde der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) mit gemischten Gefühlen. Am letzten Spieltag rutschten die Berliner am 8. März mit einer Niederlage gegen Bremerhaven noch auf den zweiten Tabellenplatz und sorgten so für ein Kracherduell in der ersten Playoff-Runde: Eisbären Berlin gegen Adler Mannheim – es gibt kaum eine größere Rivalität im deutschen Eishockey.
"Da steckt viel Feuer dahinter und es macht sehr viel Spaß in die Halle zu gehen. Aber ich hätte mir natürlich auch lieber einen etwas leichteren Gegner gewünscht", sagt Holz, der in dem Blog und Podcast "Puckgeflüster" regelmäßig über die Geschehnisse bei seinem Herzensklub berichtet.
Auch, weil sie als Tabellenzweiter in die Playoffs gingen, galten die Eisbären vor der Viertelfinal-Serie gegen die Adler Mannheim als Favorit. Nach Spiel eins muss diese Einschätzung jedoch gründlich hinterfragt werden.
Ursprung in den 1990er Jahren
Es ist das Duell der beiden erfolgreichsten Teams in der Geschichte des deutschen Eishockeys. Die Eisbären sind mit neun Titeln Rekordmeister der DEL, gefolgt von den Adlern mit sieben Meisterschaften. Gerade in den Playoffs lieferten sich beide Teams in der Geschichte schon viele heiße Spiele. "Das begann in unserer erfolgreichsten Zeit in den 1990er Jahren", sagt Christian Maller. Er besitzt seit Jahrzehnten eine Dauerkarte und ist Teil des Adler-Mannheim-Fanprojekts, das sich um alle Angelegenheiten rund um die Unterstützer des Klubs kümmert.
Vor der Jahrtausendwende hatten die Adler noch die Nase vorne und schmissen die Eisbären Jahr für Jahr aus den Playoffs. "Als Berlin dann anfing Serienmeister zu werden und etatmäßig mit den Adlern gleichzuziehen, war klar, dass sie unser größter Konkurrent um Titel werden würden. Seitdem gehen eigentlich alle Duelle mit ihnen an die Grenze", sagt Maller.
Nach und nach lösten die Berliner die Mannheimer auf dem deutschen Eishockey-Thron ab und zwischen beiden Teams entstand eine besondere Rivalität, die bis heute anhält. "Das ist ein bisschen wie Bayern gegen Dortmund im Fußball. Da ist einfach eine Abneigung da", sagt Eisbären-Fan Holz. Er wurde erst 2006 geboren und kennt viele der spannenden Duelle der Vergangenheit nur aus Erzählungen. Und trotzdem war für ihn von Beginn an klar: "Wenn man die Eisbären mag, kann man Mannheim automatisch nicht leiden."
Schmähgesänge auf den Rängen, Feuer auf dem Eis
So übertrug sich die Rivalität auch über Generationen, obwohl es mit dem EHC München längst einen noch größeren Titelkonkurrenten als Mannheim gibt. Zuletzt konnten die Kurpfälzer vor 22 Jahren eine Playoff-Serie gegen den Rivalen aus der Hauptstadt für sich entscheiden und auch in dieser Saison strauchelten sie immer wieder und schafften es nur über die Pre-Playoffs in die Endrunde, während die Eisbären kostant oben mit dabei waren und erst am letzten Spieltag die Spitzenposition verspielten.
Trotz der aktuellen Einseitigkeit des Duells ist es in der Halle immer noch ein paar Dezibel lauter, wenn die Traditions-Teams aufeinander treffen. "Es gibt sehr viele Schmähgesänge gegeneinander und man verhöhnt den anderen Verein. Und das überträgt sich auf jeden Fall auch aufs Eis", sagt Holz. Es gibt kaum Partien, in denen es ruppiger zugeht als zwischen den Eisbären und Adlern. "Da ist immer viel Feuer drin, weil die Spieler natürlich angestachelt sind von dem, was auf den Tribünen passiert. Die wissen, was es den Fans bedeutet", so Holz.
Für den Rekordmeister Eisbären Berlin beginnen am Sonntag die Playoffs. Im Interview spricht Geschäftsführer Thomas Bothstede nicht nur über die Titelchancen, sondern auch über die Nordsee, die nie zufriert, und über seinen Pilotentest bei der Lufthansa.
Auch auf Mannheimer Seite hat das Duell große Bedeutung. "Wir haben ja eigentlich ein Derby gegen die Frankfurter Löwen. Aber ich glaube, ich spreche für fast alle, wenn ich sage, dass Berlin noch einmal eine Nummer größer für uns ist", sagt Maller.
Eisbären wollen Wiedergutmachung
Am Mittwochabend im zweiten Spiel der Best-of-seven-Serie wird es in der SAP-Arena also sowohl auf dem Eis als auch daneben wieder ordentlich zur Sache gehen. Zumal die Eisbären das 1:7-Debakel vom Auftakt wieder gut machen müssen.
"Es lag daran, dass Mannheim im Spielfluss war. Sie haben ja vorher die Pre-Playoffs gespielt, während die Eisbären Pause hatten", sagt Eisbären-Fan Holz. "Aber wir waren über die Saison hinweg auswärts eigentlich immer besser als Zuhause. Deswegen denke ich schon, dass man jetzt die richtige Antwort gibt."
Auch Mannheim-Fan Maller zeigt sich allerdings vorsichtig optimistisch, dass es endlich mal wieder mit einem Playoff-Sieg gegen die Eisbären klappen könnte. Er erwartet am Ende eine enge Serie, wie er sagt, auch wenn die Berliner für ihn trotz der hohen Niederlage zum Auftakt der Favorit bleiben würden.
Auf den Rängen ist die hitzige Stimmung beim Duell der Rivalen also weiter garantiert. "Das geht dann oft auch unter die Gürtellinie. Aber nach den Spielen trifft man sich mit den gegnerischen Fans in der Stadt auf ein Bier. Das gehört dann auch zum Eishockey dazu", sagt Maller versöhnlich.