Fünf Gründe, warum die Füchse Berlin erstmals deutscher Meister werden
Seit Jahren wollen die Füchse Berlin deutscher Handball-Meister werden. Noch nie sah es so gut aus wie in dieser Saison. Hier sind fünf Gründe, warum es die Füchse jetzt erstmals schaffen könnten. Von Till Oppermann
1. Mathias Gidsel
Das Mathias Gidsel für die Füchse Berlin spielt, ist so ähnlich als würde Kylian Mbappe für den 1. FC Union auflaufen. Gidsel ist ein Weltstar: Bei den letzten Welt- und Europameisterschaften wurde er jeweils Torschützenkönig und stand im All-Star-Team. Der 25-jährige Däne gehört zu den besten Handballern der Welt, das beweist er Woche für Woche in der Bundesliga.
Auch am vergangenen Wochenende, als seine 14 Tore den Füchsen den Weg zum Sieg gegen Erlangen bahnten. "Es war jetzt nicht so besonders, denn es waren viele leichte Gegenstoßtore dabei", sagte Gidsel nach dem Spiel ganz bescheiden. Ihm sei die Meisterschaft mit der Mannschaft wichtiger als seine Torausbeute. Trifft er weiter so häufig, könnte sich dieser Traum bald erfüllen. Dafür sollten die Füchse Verfolger Magdeburg besiegen (Sonntag, ab 16 Uhr live im rbb Fernsehen und im Stream auf rbb24.de).
Tabellenführer Füchse Berlin spielt am Sonntag in der Handball-Bundesliga gegen Verfolger Magdeburg. Silvio Heinevetter hat eine Vergangenheit bei beiden Vereinen. Ein Gespräch über die Stimmung in der Halle, die Rivalität und seine Zukunft.
2. Die Kaderbreite
Zumal sich die Füchse nicht nur auf Gidsel verlassen können. Als Trainer Jaron Siewert ihn in der Euro League am Montag schonte, sprang sein Mitspieler Lasse Andersson in die Bresche. "Von Lasse kam heute eine überragende Angriffsleistung, ich hatte das Gefühl, er wollte unbedingt die 14 Tore von Mathias Gidsel überbieten und zeigen, dass er eins mehr kann", sagte Füchse-Trainer Siewert dem Streamingdienst "Dyn". Das gelang. Andersson traf insgesamt 15-mal.
Der Kader der Füchse ist in dieser Saison auf jeder Position stark besetzt. Im Tor glänzt der serbische Nationalkeeper Dejan Milosavljev, mit 30,8 Prozent gehaltenen Bällen gehört er zur Ligaspitze. Außerdem steht kein Torhüter aus der Liga so viel auf dem Feld wie er. Zudem gewinnt keine Abwehr so häufig den Ball zurück wie die der Füchse - angeführt von Abwehrchef Marko Kopljar.
3. Führende Köpfe sind zurückgekehrt
In der entscheidenden Saisonphase kann Trainer Jaron Siewert nach langen Verletzungspausen wieder auf Paul Drux und Fabian Wiede zählen. Die beiden Nationalspieler gehören zu den Führungsspielern im Kader. Fabian Wiede zeigte bei seinem Comeback gegen Erlangen, warum das so ist und erzielte drei wichtige Tore. "Ich bin erst einmal sehr froh, dass ich endlich wieder spielen kann und umso glücklicher, dass ich der Mannschaft gleich helfen konnte", erklärte Wiede.
Er und Drux können Gidsel und Andersson entlasten. Darüber hinaus sind sie besonders in der Kabine wichtige Ansprechpartner, wie Drux kürzlich in einem Interview mit der Zeitschrift "Bock auf Handball" erklärte. "Ich bin so eine Art Diplomat", sagte Drux mit Blick auf seine Kapitänsrolle. In Mannschaft müsse er häufig vermitteln, weil Menschen aus verschiedenen Generationen und Kulturen auch immer wieder unterschiedliche Ansichten hätten. "Wenn es manchmal gar nicht anders geht, dann muss der Kapitän bestimmen", so Drux. So bleibt der Kopf frei für den Meisterkampf.
Die Handball-Füchse Berlin haben die Tabellenführung der Bundesliga verteidigt. Beim Dritten in Flensburg haben sich die Berliner am Sonntag einen wertvollen Punkt gesichert. Der Ausgleich zum 31:31 fiel in letzter Sekunde. Von Jens-Christian Gußmann
4. Konstanz gegen kleinere Teams
In der vergangenen Saison wurden die Füchse Dritter. Vier Niederlagen trennten sie vom Meister aus Kiel. Diese kassierten sie unter anderem gegen Absteiger GWD Minden die Mittelfeldteams Bergischer HC und Frisch auf Göppingen.
Die Füchse haben die Meisterschaft auch in den Spielen gegen die vermeintlich leichten Gegner verloren. Dieses Jahr haben sich die Füchse in den Spielen gegen die schwächeren Teams noch keine Blöße gegeben.
Darauf kommt es auch in dieser Saison an, sagte Nationaltorhüter Silvio Heinevetter im Interview mit rbb|24: "Wir werden einen Meister sehen, der bis zum letzten Spieltag kämpfen und auch die Spiele gegen die vermeintlich Kleinen konstant gewinnen muss." Bisher gelingt den Füchsen das.
5. Die Füchse sind gierig auf den Triumph
Einen deutschen, zwei Welt- und drei Europapokale gewannen die Füchse in den letzten Jahren, aber für die Meisterschaft reichte es nie. Fünfmal wurden sie seit 2011 Tabellendritter. Füchse-Sportvorstand Stefan Kretzschmar hat die Nase voll und fordert vor dem Spitzenspiel: "Du darfst dir auf gar keinen Fall als Spieler und als Verantwortlicher in die Hose scheißen vor dem Spiel." Nur zu gut erinnert er sich an die letzte Saison, als die Füchse im Frühjahr Meisterschaft und Champions League-Teilnahme verspielten.
Glaubt man Paul Drux, ist dieses Jahr alles anders. "Dieses Jahr kommt, wenn es läuft, mehr Selbstverständlichkeit und mehr Selbstvertrauen dazu."
Und der große Hunger, den alle in der Mannschaft auf den ersten Titel in der besten Handballliga der Welt haben. Konkurrent Magdeburg gewann den Titel zuletzt 2022. Die meisten Spieler des SCM kennen das Gefühl also schon.