Volleyball-Playoffs
Nach einem holprigen Playoff-Auftakt müssen sich die BR Volleys im anstehenden Halbfinale gegen Lüneburg steigern. Außenangreifer Timothée Carle will vor seinem Wechsel in die polnische Topliga einen erfolgreichen Abschied feiern.
Fast wären die übermächtigen BR Volleys in der ersten Playoff-Runde um die deutsche Volleyball-Meisterschaft gestolpert, gegen den vermeintlich schwächsten Gegner der Endrunde. Nur das Ergebnis klang im zweiten Spiel eindeutig, mit 3:0-Sätzen zogen die Berliner in die nächste Runde ein. Doch am Mittleren Oberrhein schwächelte der Abo-Meister, wurde von wackeren Karlsruhern vorübergehend mit einem 0:6-Negativlauf vom Feld gespielt.
In der anstehenden Best-of-Five-Halbfinalserie gegen die SVG Lüneburg gibt es deswegen Steigerungsbedarf. Eine wichtige Variabel für den Erfolg könnte der verlässliche Punktesammler Timothée Carle werden.
Der französische Außenangreifer, der sich durch kraftvolle, präzise Aufschläge auszeichnet, erwies sich als Konstante bei den Berlinern und entwickelte sich in seinen vier Spielzeiten zunehmend zu einem Unterschiedsspieler, der auch dann die Ruhe bewahrt, wenn es eng wird.
Der 28-Jährige hat sich eingelebt in der Hauptstadt, bezeichnet sich im Gespräch mit rbb|24 als "Charlottenburg Guy": Dort besucht er Cafés, geht spazieren. Der unaufgeregte Stadtteil, er passt zu einem ausgeglichenen Typen wie Carle. Umso bitterer ist es, dass der Mann von der Cote d’Azur und die BR Volleys nach der Saison getrennte Wege gehen werden.
Es zieht ihn in die polnische PlusLiga, einem Spitzen-Klassement im europäischen Volleyball. Zu welchem Klub, das verrät er nicht. Verabschieden möchte sich Carle mit seiner vierten Meisterschaft im vierten Jahr, der Titel wäre ihm jetzt besonders wichtig: "Das ist mein einziges Ziel, dass ich dem Klub zu einem weiteren Bundesliga-Titel verhelfen kann", sagt er. "Damit würden die Volleys zum Rekordmeister werden", fügt er hinzu. Aktuell teilen die Volleys sich diese Würde noch mit dem VfB Friedrichshafen (je 13 Titel).
Doch erstmal gilt es im Halbfinale, den Kontrahenten aus Niedersachsen zu bezwingen. Die Lüneburger erwiesen sich für Carle und seine Mitstreiter bereits mehrfach als zähe Aufgabe: In allen drei Aufeinandertreffen gingen die Spiele über die volle Distanz, zweimal in der Liga, einmal im Pokal. Jedes Mal kamen die Berliner mit dem Schrecken davon. "Lüneburg ist ein großartiges Team", sagt Carle über den Hauptrunden-Viertplatzierten. "Die Spieler können im Angriff eine Menge Druck ausüben, auch beim Aufschlag, und sie verteidigen mit sehr viel Energie."
Satoshi Tsuiki sieht in Lüneburg ebenfalls eine große Herausforderung: "Wir wissen, dass das ganz schwierige Matches werden", wurde der Libero auf der Vereins-Homepage zitiert. In den vergangenen vier Jahren sei die Mannschaft "von Saison zu Saison stärker geworden und steht völlig zu Recht im Halbfinale."
Als Drittplatzierter der Champions-League-Gruppe gelangte das von Stefan Hübner trainierte Team im CEV Cup sensationell bis ins Finale. Dort war letztlich der polnische Topverein Resovia Rzeszow eine Nummer zu groß.
In der anstehenden Halbfinalserie spricht für die Volleys: Seit ihrem Bundesliga-Aufstieg im Jahr 2014 konnten die Lüneburger keines ihrer 17 Pflichtspiele in der Hauptstadt gewinnen. Es könnte sich für die Mannschaft von Trainer Joel Banks umso mehr als Vorteil erweisen, weil ein mögliches fünftes Spiel in der Playoff-Serie in der Berliner Max-Schmeling-Halle stattfinden würde.
Für Timothée Carle gilt als zusätzliche Motivation der Traum einer Olympia-Teilnahme im eigenen Land. Mit der französischen Auswahl will er bei den Olympischen Spielen in Paris (26. Juli bis 11. August) glänzen. Doch auf der Außenangreifer-Position herrscht im Nationalteam Konkurrenz, sicher ist Carles Teilnahme noch nicht. Ein starker Auftritt in der VBL-Endrunde würde für eine Nominierung sicher nicht schaden.
Die Volleys peilen nun ihren achten Meistertitel in Serie an, mit einem vor seinem Abschied dankbaren Timothée Carle: "Es ist ein besonderer Verein: Vom Präsidenten, über die Betreuer, bis hin zur Mannschaft, jeder arbeitet in seiner Funktion hart. Und es ist etwas Besonderes im europäischen Volleyball, dass der Klub so viele Zuschauer zu seinen Spielen anzieht."
Nun, gegen Lüneburg, könnte dieser Rückhalt besonders wichtig werden.
Sendung: DER TAG, 26.03.2024, 19:15 Uhr
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