Dass Berlin über herausragende Eishockey-, Volleyball-, Handball- oder Tischtennis-Teams verfügt, wissen wohl viele Sport-Fans. Doch auch jenseits davon gibt es in der Hauptstadt Spitzensport zu sehen. Von Ilja Behnisch
Bogenschießen
7,5 Millionen Deutsche sahen 2016 live dabei zu, als die Berlinerin Lisa Unruh bei den Olympischen Spielen von Rio de Janeiro die Silbermedaille im Bogenschießen gewann. Es war die viertbeste TV-Quote während der Spiele. Besser schnitten lediglich die Finals der Fußball-Teams sowie des Beachvolleyball-Duos Laura Ludwig und Kira Walkenhorst ab. Von solchen Zuschauerzahlen ist die Bogenschießen-Bundesliga allerdings ungefähr 7,5 Millionen Menschen entfernt.
Dabei hätten zumindest die Berliner allen Grund, mal vorbeizuschauen beim Bogenschießen. Der BSC BB Berlin (wobei BB auf den ehemaligen Stammverein Bergmann Borsig verweist) hat die 1997/98 ins Leben gerufene Liga immerhin bereits fünf Mal gewinnen können. Aktuell liegt das Team auf Rang drei in der Bundesliga Staffel Nord. Neben dem Spitzensport ist der Verein, der an der Rennbahnstraße trainiert, vor allem für seine mehrfach prämierte Jugendarbeit bekannt.
Wer ein Faible für sogenannten Trash-Talk besitzt, ist beim Kartenspielen im Allgemeinen und beim Skat im Speziellen bestens aufgehoben. Eine kleine Auswahl: "Beim Grand spielt man Ässe oder hält die Fresse." "Der geht auf die Dörfer, sammeln." "Hoch vom Dachstein kackt das Lieschen." Immerhin ist das Skatspielen in Deutschland als immaterielles Kulturerbe anerkannt.
Eigentlich also ein Wunder, dass es dafür noch keine DIN-Norm gibt. Allerdings eine deutsche Meisterschaft und Bundesligen. Die der Damen gewann im Jahr 2022 der SC Contra 2000 aus Berlin. In der aktuellen Spielzeit liegt die Mannschaft derzeit zwar nur auf Rang zwölf. Aber das ist sicher nur ein Bluff.
"Tauchen ist für mich wie ein zärtlicher Kuss", sagte der französische Meeresforscher Jacques-Yves Cousteau einst und bewies damit, offenbar noch nie etwas vom Unterwasser-Rugby gehört zu haben. Der Sport ist, so sagen es die, die ihn selbst ausüben, vergleichbar mit Eishockey. Nur dass zu den klassischen Bewegungsrichtungen vor, zurück, rechts und links auch noch oben und unten hinzukommen. Der Ball ist mit Salzwasser gefüllt, die Körbe am Beckenboden befestigt.
2023 fand die 50. Deutsche Meisterschaft in Berlin statt. Die Gastgeber von den Sporttauchern Berlin belegten schließlich Rang sieben. Von acht Teilnehmern. In der Bundesliga läuft es aktuell besser. Dort liegt die Mannschaft nach vier Spieltagen auf Rang zwei der Staffel Nord.
50 bis 100 Hektar hat eine Golf-Anlage im Durchschnitt. Zum Vergleich: Der Große Tiergarten kommt auf 210 Hektar. Nun könnte man bedauern, dass Berlins größter Park nicht längst für den Golfsport freigegeben wurde. Oder aber verstehen, weshalb es den Sport an die Ränder der Städte zieht.
Zum Beispiel nach Wannsee. Dort hat auch der Golf- und Landclub seine Heimat. Und sportlichen Erfolg. Die Herrenmannschaft, Deutscher Meister 1999, zählt zu den zehn besten Teams des Landes und holte zuletzt den dritten Platz beim Final Four. Auffällig: Gleich fünf Spieler des aktuellen, 19 Mann großen Kaders tragen Vornamen, die mit dem Buchstaben "M" beginnen. M wie Mulligan - so heißt im Golf ein verunglückter Schlag, den man noch einmal ausführen darf.
Dieses Jahr könnte das Jahr des Minigolfs werden. Es wird Zeit, die innere Piefigkeit herauszuholen und eine der zahlreichen Minigolf-Bahnen Berlins aufzusuchen. Wir haben die Wichtigsten getestet. Von Toni Lukic
Cricket
Es würden sich wohl die berühmten Geister über der Frage scheiden, was für einen Deutschen schwerer zu verstehen ist: das heimische Steuerrecht oder Cricket. In anderen Teilen der Welt hingegen werden die Regeln von Kindesbein an aufgesogen.
So werden WM-Finals regelmäßig von mehr als einer Milliarde Menschen geschaut, mithin eine Größenordnung, die sonst nur vom Fußball bekannt ist. Was auch darin begründet liegt, dass Cricket gerade auch in den bevölkerungsreichen Nationen wie Indien und Pakistan Volkssport-Charakter hat. In Deutschland bleibt der Sport in der Nische. Immerhin dank des Berlin Cricket Club mit einem amtierenden Meister aus der Hauptstadt.