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Quelle: IMAGO/Matthias Koch

Fußball-Bundesliga

Angeschlagene Unioner reisen als Außenseiter nach Augsburg

Mit Personalsorgen in der Defensive gastiert Union Berlin am Freitagabend beim FC Augsburg. Die bayerischen Schwaben präsentieren sich etwas im Schatten der Sensationsteams Leverkusen, Stuttgart und Heidenheim ebenfalls überaus erfolgreich.

Fünf Fakten zum Spiel

Die Gegner-Expertin

So läuft es sportlich für Augsburg

Seitdem der Däne Jess Thorup in der Hinrunde als Trainer übernommen hat, hat der FC Augsburg Erfolg. Noch zu Saisonbeginn, unter Trainer Enrico Maaßen, sah es nach einer weiteren Saison im Abstiegskampf aus. Nach sieben Spielen standen die Schwaben auf dem 15. Platz (einen Punkt hinter Union Berlin).

Doch der 54 Jahre alte Thorup habe in einer schwierigen Situation aus dem Team eine Einheit geformt, sagt Irina Fuchs, Autorin beim Augsburger Fan-Blog "Rosenau Gazette": "Vieles hat mit dem Kopf zu tun. Und ich glaube, da hat Thorup mit allen lange und gute Gespräche geführt." Mehrere Profis seien unter dem neuen Trainer aufgeblüht, er habe "viele Spieler wachgeküsst". Als Beispiel nennt sie Fredrik Jensen. Der finnische Mittelfeldakteur spielt bereits seine siebte Saison in Augsburg, war lange allerdings weitgehend Ergänzungsspieler "oder ist verletzt gewesen". Aber mittlerweile "ist er für seine extrem guten Standards bekannt und hat eine wichtige Rolle im System", so Fuchs.

Den zuvor notorisch defensivschwachen Augsburgern hat Thorup zudem eine funktionierende Viererkette verordnet. Auch die Offensive zeigt sich neuerdings schwungvoll: 45 Treffer bedeuten schon jetzt drei mehr als in der gesamten Vorsaison. Denkwürdig war etwa der 6:0-Sieg gegen Darmstadt 98, als Augsburg nach nicht einmal einer halben Stunde mit fünf Toren in Führung lag.

Zuletzt verzeichnete der Klub aus Bayern allerdings eine kleine Leistungsdelle. Nach einem 1:1 gegen den 1. FC Köln musste sich das Team bei der TSG Hoffenheim mit 1:3 geschlagen geben.

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Das bewegt die Fans

Nach fünf Jahren Dauerabstiegskampf ist es nun "eine sehr komfortable Situation, die man in Augsburg schon lange nicht mehr hatte", sagt Irina Fuchs. Auf Rang sieben steht der FC Augsburg aktuell vor dem Duell gegen Union Berlin am Freitag, 20:30 Uhr - sechs Punkte Rückstand sind es auf den vermeintlich letzten sicheren Europapokalplatz, den derzeit Eintracht Frankfurt belegt.

Doch es ist gut möglich, dass auch der siebte Rang für das internationale Geschäft berechtigt, sofern der designierte neue Deutsche Meister Bayer Leverkusen das DFB-Pokal-Finale gegen den Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern gewinnt. Und sogar als Achtplatzierter könnte ein Club noch in die Conference League rutschen, falls sich die Bundesliga für die in der kommenden Spielzeit auf 36 Teams erweiterte Champions League einen zusätzlichen Startplatz sichert.

Alles Theorie. Über eine mögliche Qualifikation für den Europapokal würden die Augsburger aktuell nicht sprechen, zumindest nicht laut, sagt Fuchs. Die vergangenen Jahre haben demütig gemacht. In Augsburg ist man dankbar für eine Spielzeit fernab der Abstiegszone. "Man freut sich über den Fußball, den die Mannschaft derzeit spielt." Jahrelang galt der Spielstil der Augsburger eher als unattraktiv, teils behäbig. Der "motivierte, griffige, gallige" Underdog-Fußballl aus den ersten Jahren nach dem Bundesliga-Aufstieg 2011, der sei zwischenzeitig verloren gegangen, so Fuchs. Mit Thorup sei ein Ruck durch die Mannschaft gegangen, viele Fans hätten wieder Freude an dem neuen Spielstil gefunden.

Und wenn der in der Qualifikation für den Europapokal mündet, hätten sicher auch bescheidene Augsburger Fans nichts dagegen.

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Auf diesen Spieler muss Union achten

Wenig überraschend, wie Fuchs sagt, ist für sie Ermedin Demirović die zentrale Personalie in der Mannschaft. "Ein unglaublich wichtiger Spieler mit seinen vielen, vielen Buden, die er geschossen hat", sagt Fuchs. 15 Mal traf der Mannschaftskapitän bereits, dazu legte er neun Treffer auf. Nur drei Bundesligaspieler sammelten bislang mehr Scorer-Punkte in dieser Saison. Überdies gilt der bosnische Nationalspieler als mannschaftsdienlicher, zweikampfstarker Angreifer, der das vielleicht etwas überstrapazierte Label des "Unterschiedspielers" tatsächlich verdient.

Seit der Amtsübernahme von Trainer Jess Thorup sei es ebenso der gesamte Mannschaftsverbund, der Fuchs beeindruckt. "Das Team ist wieder in der Lage, sich aufzubäumen, das hat die Jahre vorher sehr lange oder sehr oft gefehlt."

Wer jedoch alles fit ist, für die Partie gegen Union Berlin, ist unklar. Zumindest sagte Thorup im Vorfeld über die fraglichen Stammkräfte Kevin Mbabu, Kristijan Jakic, Fredrik Jensen und Iago nur, dass man alles versuche, "damit die Spieler hoffentlich bereit" seien.

Das sagen die Trainer

Nenad Bjelica (1. FC Union Berlin): "Augsburg ist ein kampfstarker Gegner. Sie spielen direkten Fußball und haben eine sehr gute Offensive. Mit Demirović haben sie einen Stürmer, der unglaublich gefährlich ist. Tietz ist ebenfalls sehr unangenehm. Sie haben in diesem Frühjahr tolle Leistungen gebracht und stehen verdient dort, wo sie stehen."

Jess Thorup (FC Augsburg): "Unser Fokus liegt nur auf Union Berlin - am Freitag wollen wir drei Punkte holen. Wir kennen unser Restprogramm, aber das spielt in unseren aktuellen Überlegungen keine Rolle. Union hat es in den letzten Spielen gut gemacht. Sie kommen mit viel Einsatz und Körperlichkeit zu uns, aber wir werden versuchen, sie mit unseren Stärken zu schlagen."

Fußball-Bundesliga

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So könnte Union spielen

Unions Trainer Nenad Bjelica plagen vor der Reise nach Augsburg einige Personalsorgen. Gegen die bayerischen Schwaben muss sowohl Robin Gosens (Gelb-Rot-Sperre) als auch Lucas Tousart (Gelbsperre) eine Zwangspause einlegen. Hinzu kommen zahlreiche verletzungsbedingte Ausfälle. So fehlen unter anderem die beiden Außenverteidiger Jerome Roussillon und Josip Juranovic sowie Angreifer Yorbe Vertessen.

Gerade auf der linken Seite wird es bei den Köpenicker so langsam eng. Da kommt es möglicherweise genau passend, dass Janik Haberer in dieser Woche wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen ist. Der 30-Jährige war zuletzt mehrere Wochen mit einer nicht kommunizierten Verletzung ausgefallen und stand nun mit einem schwarzen Schutzhelm wieder auf dem Trainingsplatz. "Er fühlt sich bequem mit Helm und ist sicherlich eine Option für die linke Außenverteidigerposition", erklärte Bjelica auf der Pressekonferenz am Donnerstag.

Im Angriff könnte derweil Kevin Volland in die Startelf zurückkehren, nachdem er am vergangenen Wochenende gegen Leverkusen noch angeschlagen war und nicht im Aufgebot stand. "Er konnte jetzt normal trainieren. Wir freuen uns, dass er wieder dabei ist", sagt der Trainer.

Unions mögliche Startelf: Rönnow - Doekhi, Vogt, Leite - Trimmel, Khedira, Haberer - Aaronson, Schäfer - Volland, Hollerbach

Die Prognose

Der Tipp der Gegner-Expertin: Gegen das personell angeschlagene Union Berlin tippt Irina Fuchs auf ein 1:1.

Der Redaktionstipp: 2:2.

Sendung: Der Tag, 11.04.2024, 18 Uhr

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