1:5-Heimniederlage
Union Berlin hat im Abstiegskampf eine klare Klatsche kassiert. Gegen Bayern München verloren die Köpenicker mit 1:5. Der Tabellenzweite zeigte eine routinierte Leistung - und der 1. FC Union muss weiter mit seiner Offensivschwäche hadern.
Die Überraschung ist ausgeblieben: Der 1. FC Union Berlin konnte Bayern München am Samstagabend keine Punkte abtrotzen. Gegen den - in dieser Saison entthronten - Rekordmeister mussten sich die Köpenicker mit 1:5 (0:2) geschlagen geben. Für zielstrebige Münchner trafen Leon Goretzka (29.) und Harry Kane (45.+1) in der ersten Hälfte sowie Thomas Müller (53.), Mathys Tel (62.) und erneut Müller (66.) nach der Pause. Yorbe Vertessen erzielte in der Nachspielzeit das einzige Tor für den FCU (90.+1).
Das Team von Trainer Nenad Bjelica rutscht durch die dritte Niederlage in Folge auf Platz 14 ab. Der Abstand auf den Relegationsplatz beträgt drei Zähler. Gelingt es Mainz jedoch am Sonntag, in Freiburg zu punkten, könnte er weiter zusammenschmelzen. An den verbleibenden vier Spieltagen muss Union in Gladbach und Köln antreten und empfängt zuhause Bochum und Freiburg.
Bjelica stand gegen Bayern München der gesamte Kader zur Verfügung - und der Kroate wechselte im Vergleich zur 0:2-Niederlage in Augsburg drei Mal: So kehrte Robin Gosens unter anderem nach seiner Sperre wieder in die Startelf zurück. Zudem spielten Lucas Tousart und Kevin Volland von Beginn an. Rani Khedira, Alex Kral und Mikkel Kaufmann rutschten dafür auf die Ersatzbank.
Bayerns Mannschaft gegen den 1. FC Union hatte sehr (!) wenig mit der aus dem Champions-League-Halbfinale am Mittwoch gemein. Auf sechs von elf Positionen wechselte Trainer Thomas Tuchel durch. Jamal Musiala reiste gar nicht erst mit nach Köpenick. Und doch stand mit den neuen Startelf-Spieler - seien es Alphonso Davies, Minjae Kim oder Thomas Müller - eine Formation auf dem Platz, für die der Begriff B-Elf unangemessen gewesen wäre.
Die erste Torannährung hatte aber Union: Gosens duckte sich nach Trimmel-Flanke unter dem Ball weg - und verwirrte damit zwar Bayern-Keeper Manuel Neuer, aber überraschte auch seine Mitspieler (1.). Danach waren es die Münchner, die das taten, was zu erwarten war: Sie kontrollierten das Spiel. Und der FCB kam zu ersten Halbchancen: Harry Kanes Distanzschuss parierte FCU-Keeper Frederik Rönnow (5.), Eric Maxim Choupo-Moting zielte aus halblinker Position knapp am kurzen Eck vorbei (9.).
Größere Gefahren-Momente gab es jedoch danach zunächst nicht mehr im Köpenicker Strafraum. Bayern fehlte im Ballbesitz die nötige offensive Durchschlagskraft - und das auch, weil Union sich sehr stabil zeigte. Sei es als Kollektiv in der Abwehr oder auch individuell im Zweikampf. Ein Sinnbild: Union-Stürmer Benedict Hollerbach, der bei einem der - durchaus regelmäßigen - schnellen Berliner Eiltempo-Gegenstöße Bayern-Verteidiger Eric Dier einfach an sich abprallen ließ. Zum Abschluss kam er danach jedoch nicht (18.).
Dass die Münchner in der 29. Minute mit 1:0 in Führung gingen, war somit keinesfalls zwingend. Nein, vielmehr war es ihre erste Top-Gelegenheit überhaupt. Tel spielte aus zentraler Position in den Strafraum, Müller ließ durch für Goretzka, dessen Schuss der Marke 'Kracher' von der Unterkante der Latte ins Tor sprang.
Union drängte danach verstärkt in die Offensive. Den Hausherren fehlte aber genau das, was Bayern beim 1:0 zeigte: die Abgezocktheit. Schon vor dem Duell mit dem Rekordmeister waren die Köpenicker drei Spiele ohne Treffer geblieben. Neuer im Tor der Bayern sorgte dafür, dass das so blieb: Er parierte den Distanzschuss von Lucas Tousart (33.) und Gosens' starken Volley (42.). Während das 1:1 ausblieb, bejubelten die Münchner unmittelbar vor der Pause das 2:0: Kane fand bei einem Freistoß aus halbrechter Position ein Loch in der Berliner Mauer, Rönnow streckte sich vergebens (45.+1). Für den Briten war es bereits der 33. Saisontreffer - und damit acht mehr, als Union in dieser Spielzeit insgesamt erzielt hat.
Die Geschichte der zweiten Hälfte ist dann aus Sicht der Köpenicker schnell erzählt und sie ist eine bittere. Es spielte ausschließlich Bayern. Die Gastgeber waren nun in der Zuschauer-Rolle und schauten hinterher, wie die Münchner nachlegten. Und zwar Tor um Tor um Tor. Den Auftakt machte Thomas Müller, der den Ball nach Flanke von Choupo-Moting am Fünfmeterraum volley zum 3:0 unter die Latte setzte (53.). Sechs Minuten später erhöhte Tel nach Kane-Zuspiel (61.). Und die Taktung wurde enger. Nicht einmal fünf Minuten später traf erneut Müller zum 5:0. Dieses Mal bereitete Goretzka vor und der 34-Jährige köpfte ein (66.).
Bayern behielt danach seine drückende Dominanz. Zum Glück für die Köpenicker zeigten sie aber nicht mehr dieselbe Konsequenz wie in den ersten 20 Minuten nach der Pause. Die Gastgeber selbst verzweifelten bei den Versuchen, irgendwie doch noch zumindest das erste Tor nach mehr als sechs Stunden zu erzielen. Bis in die Nachspielzeit. Da beendete das 1:5 von Yorbe Vertessen zumindest die 387 Minuten lange Torlos-Serie des FCU. Dennoch blieb - lautstark besungen von tapferen Fans im Stadion An der Alten Försterei - die endgültige Gewissheit, dass es für den FCU bis zum Schluss um den Klassenerhalt gehen wird.
Nenad Bjelica (Trainer 1. FC Union): "Jede Niederlage tut weh. Egal ob du 0:1 oder 1:5 verlierst und egal gegen welchen Gegner. Damit müssen wir leben und es versuchen, im nächsten Spiel besser zu machen. (...) Die erste Halbzeit war von unserer Seite ganz in Ordnung. Den einzigen Unterschied, den wir gesehen haben, war das Ergebnis, weil wir unsere Chancen nicht genutzt haben und der Gegner schon. (...) Wir müssen weiter arbeiten und uns gedulden mit unseren Spielern."
Christopher Trimmel (Kapitän 1. FC Union): "Speziell die erste Halbzeit war nicht schlecht von uns. (...) Die zweite Halbzeit war dann schon phasenweise zu wenig. Das müssen wir uns ankreiden lassen. Aber trotzdem: Das passiert im Fußball. Wir müssen das gut einordnen. Wichtig ist nur, wie wir in die nächsten Wochen gehen."
Leon Goretzka (Bayern München): "Wir wissen ganz genau, wie unangenehm das hier An der Alten Försterei sein kann. Dementsprechend waren wir auf einen harten Kampf eingestellt, haben das gut angenommen und sind am Ende schon sehr souverän durchmarschiert."
Sendung: rbb24, 20.04.2024, 21:45 Uhr
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