Für eine Nacht könnte Energie Cottbus auf den ersten Tabellenplatz der Regionalliga Nordost springen - falls die Lausitzer bei Carl Zeiss Jena gewinnen. Doch das Gastspiel in Thüringen birgt einiges an Zündstoff. Von Andreas Friebel
Wenn der FC Energie Cottbus am Freitag (18 Uhr) im Jenaer Ernst-Abbe-Sportfeld beim FC Carl Zeiss gastiert, dann werden bei manchem Erinnerungen wach an einige denkwürdige Partien, die allerdings nicht nur positiv im Gedächtnis geblieben sind.
Im April 2019 zum Beispiel, damals noch in der dritten Liga, verlor Cottbus mit 1:2. Für das zuvor abgeschlagene Jena war dieses Spiel eine Initialzündung, um mit sechs Siegen aus sieben Spielen doch noch den Klassenerhalt zu schaffen. Für die Lausitzer ging es hingegen nach der Saison in die Regionalliga.
Ein weiteres Beispiel stammt aus dem September 2022. Da führten die Lausitzer lange, bis in der zweiten Hälfte eigene Anhänger Leuchtraketen in den Jenaer Fanblock schossen. 20 Minuten musste die Partie unterbrochen werden. Jena schoss in der Nachspielzeit (90.+10) noch den 1:1-Ausgleich.
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Bleibt es diesmal auf den Rängen ruhig?
Zu den Geschehnissen von damals sagt Energie-Trainer Claus-Dieter Wollitz aktuell nichts. "Wenn man so oft gegeneinander spielt, dann ist es logisch, dass man nicht nur schöne Stunden erlebt." Das bezieht Wollitz auf die sportlichen Resultate und ergänzt: "Grundsätzlich finde ich aber, dass wir in Jena immer ganz gute Spiele gemacht haben." Tatsächlich hat Energie in den bisherigen vier Regionalliga-Partien noch nie verloren (zwei Siege, zwei Unentschieden).
Riskant könnte es mit Blick auf Freitagabend aber dennoch werden, und zwar auch wegen des Verhaltens der Anhänger - auf beiden Seiten. Vor einer knappen Woche, beim Gastspiel bei Chemie Leipzig (0:3) flogen Raketen aus dem Cottbuser Block und sorgten für eine Unterbrechung. Noch heftiger waren die Vorfälle beim letzten Heimspiel der Thüringer gegen Rot-Weiß Erfurt, bei dem es zu schweren Ausschreitungen kam.
Weil sich Teile des Cottbuser und des Jenaer Anhangs ablehnend gegenüberstehen, wird die Polizei am Freitagabend mit einem Großaufgebot vor Ort sein. Mehr als 1.000 Energie-Fans werden erwartet.
Besonderes Spiel für Maximilian Krauß
Leicht dürfte der Abend auch für Maximilian Krauß nicht werden. Kurz vor dem Schließen des Wintertransferfensters war er von Jena nach Cottbus gewechselt. Die Thüringer waren darüber wenig begeistert. Auch wenn Krauß nach seinem Wechsel immer wieder betont hat, wie schön er die Zeit bei Carl Zeiss fand, dürfte der Empfang frostig werden. Wohl auch seitens seiner ehemaligen Teamkollegen auf dem Rasen.
Krauß, der in den ersten Wochen bei seinem neuen Klub fünf Tore schoss, wird aktuell von seinen Gegenspielern ohnehin ziemlich hart in Manndeckung genommen. "Der Unterschiedspieler", wie ihn Wollitz schon mehrfach bezeichnet hat, muss sich auf einiges einstellen. Jena wird alles versuchen, ihn aus dem Spiel zu nehmen.
Zahlreiche Gelbsperren drohen - auch für Wollitz
Die hohe Anzahl von gelben Karten, die die Cottbuser Spieler in dieser Saison gesammelt haben, birgt ein weiteres Risiko. Gleich sechs Akteure haben bislang vier Mal Gelb gesehen und drohen deshalb für das Topspiel in der nächsten Woche gegen Spitzenreiter Greifswald auszufallen. "Das gehört zum Fußball dazu. Ich werde mit Blick auf Greifswald keinen Spieler aus taktischen Gründen schonen. Es müssen immer die Besten der Besten spielen", sagt Wollitz, der selbst von einer Sperre bedroht ist.
Ein weiteres Risiko ist Gegner Jena selbst. Der Tabellensiebte ist aktuell richtig gut drauf. Im März wurden vier der fünf Regionalliga-Partien gewonnen, bei einem Torverhältnis von 14:6. Besonders Elias Löder sticht hervor, drei Doppelpacks schnürte er im März. "Sie haben Unterschiedspieler in ihren Reihen. Wir auch. Und nun wird sich zeigen, wer unter Druck am besten zurechtkommt", sagt Wollitz, im Schlussspurt der Regionalliga "helfen uns nur noch Siege".
Cottbus winkt bei einem solchen die Tabellenführung, zumindest für eine Nacht. Das sollte motivieren. Aber es steckt eben auch eine Menge Risiko in dieser Partie.