Regionalliga Nordost
Jubel in der Lausitz: Energie Cottbus hat vor mehr als 18.000 Fans das Topspiel der Regionalliga Nordost mit 2:1 gegen Greifswald gewonnen. Der FCE verdrängt damit den Aufstiegskonkurrenten vom ersten Platz - auch dank seines Traumduos im Sturm.
Energie Cottbus hat in der Regionalliga Nordost für ein Fußball-Fest gesorgt. Vor einer beeindruckenden Viertliga-Kulisse von 18.109 Zuschauern gewannen die Lausitzer gegen den Greifswalder FC mit 2:1 (2:0). Damit schob sich der FCE am Gegner vorbei an die Tabellenspitze. Timmy Thiele (6. Minute) und Tim Heike (19.) erzielten die Cottbuser Tore in der ersten Hälfte, Can Coskun gelang der Anschlusstreffer für Greifswald (75.).
Mit einem Sieg könnte der BFC Dynamo am Samstag jedoch noch an den Lausitzern vorbeispringen. Der Klub aus Hohenschönhausen ist beim Tabellenfünften Viktoria Berlin gefordert (Anstoß: 13 Uhr im Stadion Lichterfelde). Eine schwierige Aufgabe, denn die Himmelblauen verloren in dieser Saison zu Hause erst ein Spiel.
Schon die Kulisse verdeutlichte, dass es kein gewöhnliches Spiel der Regionalliga Nordost werden sollte. Mehr als 18.000 Zuschauer - fast ausschließlich im ausverkauften Heimbereich - erinnerten an große Lausitzer Fußballabende. Und das akustisch wie optisch. "Fußballkult aus der Lausitz" war auf der großen rot-weißen Choreo der "Nordwand" zu lesen.
FCE-Coach Claus-Dieter Wollitz veränderte seine Anfangsformation in dieser besonderen Atmosphäre auf zwei Positionen. Für Filip Kusic startete in der Abwehr Tim Campulka, im offensiven Mittelfeld lief Jan Shcherbakovski nach dem 1:1 in Jena für Maximilian Oesterhelweg auf. So hitzig die Stimmung auf den Rängen war, so vorsichtig begannen die Lausitzer. Greifswald hatte mehr Ballbesitz und die ersten Ecken, Cottbus-Keeper Elias Bethke forderten die Gäste aber nicht heraus.
Die Lausitzer hingegen zeigten sich kurz darauf eiskalt. In der sechsten Minute erzielten sie das 1:0. Das Erfolgsgeheimnis? Tempo und Präzision. In Höchstgeschwindigkeit spielten die Hausherren mit Tim Heike über die rechte Seite nach vorne, Jonas Hofmann flankte punktgenau an den Elfmeterpunkt und Timmy Thiele ließ - gedankenschneller als Gegenspieler Mike Eglseder - das Leag Energie Stadion mit seinem neunten Saisontor jubeln.
Greifswald ließ sich den Mut auch danach nicht nehmen. Aber dem Klub von der Küste fehlte die Genauigkeit, die der FCE par excellence gezeigt hatte. Und der GFC patzte wenig später folgenschwer. Genauer gesagt Keeper Jakub Jakubov, der nach drei Spielen Krankheitspause ins Tor zurückgekehrt war. Einen Schuss von Heike - Marke: zwingend haltbar - ließ er über seine zu behäbig hochgereckten Fäuste hinweg zum 2:0 für Cottbus ins Tor segeln (19.).
Der Traumstart für effektive Cottbuser war damit perfekt. Sie übernahmen nun endgültig die Spielkontrolle - und das ohne allzu große Mühe. Denn Greifswald fehlte es zwar nicht an offensivem Engagement, aber dafür zusehends an Ideen im Spiel nach vorne. Oliver Daedlow hatte in der 39. Minute noch die beste Gelegenheit für den GFC. Dass dieser Schuss Meter über das Tor aber überhaupt Erwähnung findet, sagt viel über die Harmlosigkeit der Gäste.
Kurz darauf zeigte Patrick Kluge drei Minuten Nachspielzeit an. Was wie eine Banalität klingt, bedeutete in der Regionalliga Nordost einen historischen Moment. Denn es war mit Kluge erstmals ein Vierter Offzieller, der diesen Job in der vierten Spielklasse des NOFV wahrnahm. Der zusätzliche Unparteiische feierte im Topspiel seine Premiere, als - wie es vom Verband hieß - "vorbeugende und beruhigende Begleitung am Spielfeldrand". Er soll künftig bei ausgewählten Spielen eingesetzt werden.
Die zweite Hälfte begann ohne große Highlights. Es war das schon gewohnte Bild: Cottbus verwaltete gekonnt, Greifswald mühte sich vergeblich. Und wenn ein Team sporadisch richtig gefährlich wurde, waren es die Lausitzer. So in der 54. Minute, als Thiele aus spitzem Winkel knapp über das Tor schoss. Das wahre Spektakel ereignete sich derweil auf den Tribünen. Mit ihren Handys zauberten die Fans ein Lichtermeer ins Leag Energie Stadion.
Mit dem frenetischen Anhang im Rücken blieben die Cottbuser stabil. Eigentlich sprach nichts dafür, dass dieses Spitzenduell noch einmal spannend werden sollte. Doch dann erzielte - und selten war die Formulierung 'aus dem Nichts' treffender - Greifswald den Anschlusstreffer: Nach einem langen Ball war Can Coskun auf der linken Seite durch und traf durch die Beine von Cottbus-Keeper Bethke zum 1:2 (75.). Der GFC hoffte nun noch einmal und drängte auf den Ausgleich. Auf der anderen Seite traf Thiele zum vermeintlichen 3:1, stand aber im Abseits (85.). Am Ende konnte der FCE mit seinem Anhang Sieg und Tabellenführung feiern.
Sendung: rbb24, 12.04.2024, 21:45 Uhr
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