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Audio: rbb24 Radioeins | 29.05.2024 | Mattner, Elisabeth | Quelle: IMAGO/camera4+

Basketball-Playoffs

Alba Berlin muss im zweiten Halbfinal-Spiel gegen Chemnitz viele Probleme lösen

Rebound-Probleme, defensive Anfälligkeiten und eine ungewohnt stockende Offensive haben Alba Berlin im Halbfinale gegen Chemnitz einen Fehlstart beschert. Vor Spiel zwei gilt es, gestiegenen Druck mit Zuversicht zu paaren. Von Jakob Lobach

Das Lächeln, das Johannes Thiemann am späten Dienstagabend aufsetzte, war zwar freundlich, wirkte aber dennoch deutlich gezwungener als üblich. Mit einem Handy in der Hand und einer Gruppe junger Fans im Rücken posierte Alba Berlins Nationalspieler für ein Foto. Kaum war das Bild gemacht, das Handy wieder in Fan-Hand, war auch Thiemanns Lächeln erst einmal wieder verschwunden. Die Wirkung der Niederlage, die der Forward soeben im ersten Halbfinal-Spiel der Bundesliga-Playoffs kassiert hatte, war sichtbar.

Basketball-Bundesliga

Alba Berlin verliert überraschend erstes Halbfinal-Spiel gegen Chemnitz

Alba Berlin hat das erste Halbfinal-Playoff-Spiel zu Hause gegen die Niners Chemnitz überraschend deutlich verloren. Gegen den stark aufspielenden Europe-Cup-Sieger leistete sich Alba vor allem in der Defensive zu viele Schwächen.

Ungenügend Intensität als Schlüssel

Mit 82:95 verloren Albas Kapitän und seine Mannschaft am Dienstag in eigener Halle gegen die Niners Chemnitz. Während die Gäste im ersten Playoff-Halbfinale ihrer Vereinsgeschichte eines ihrer besten Saisonspiele aufs Parkett zauberten, waren die favorisierten Berliner davon weit entfernt. Ein Kontrast, der Albas Akteuren vor dem zweiten Heimspiel am Freitag (18:30 Uhr, Max-Schmeling-Halle) viele Hausaufgaben aufgibt, ihnen gleichzeitig aber auch Hoffnung für den Rest der Serie im Best-of-Five-Format machen dürfte.

Zum Start die Hausaufgaben: Die drehen sich natürlich vornehmlich um die Gründe für die Niederlage vom Dienstag. "Wir wussten, was uns erwartet", sagte Johannes Thiemann nach Spielende. Allen voran eine Chemnitzer Mannschaft, die in der Arena am Ostbahnhof mit viel Intensität und harter Gangart agierte.

Ebendiese war bereits im Vorfeld der Serie ein Thema, schien Alba am Dienstag aber dennoch auf dem falschen Fuß zu erwischen. "Wir haben es nicht geschafft, diese Intensität über 40 Minuten zu erwidern", sagte Thiemann. Allen voran Ende des zweiten und Anfang des dritten Viertels dominierte Chemnitz die Partie zwischenzeitlich, spielte sich mit einem 16:2-Lauf in einen Rausch und Alba in die Bredouille.

Probleme unter dem eigenen Korb

Die großen Probleme im Alba-Spiel waren dabei ähnlich offensichtlich wie die Thiemannsche Enttäuschung nach Spielende. "Es gab zwei Dinge, die wir auf jeden Fall nicht gut gemacht haben", sagte Albas Kapitän, "das eine war das Ausboxen. Sie haben gefühlt 20 Offensiv-Rebounds geholt. Das geht natürlich nicht."

Auch wenn es gezählt nur 15 zweite Chemnitzer Chancen waren, machten die Gäste aus diesen sehr starke 22 Punkte. Alba präsentierte sich unter dem eigenen Korb zu inkonsequent, nicht schnell genug in Reaktionen und Rotationen – beim Rebounding, aber auch insgesamt. Der zweite, von Johannes Thiemann angesprochene Punkt: "Defensiv haben wir es nicht geschafft, sie aus ihrem Rhythmus zu bringen."

Jeff Garrett von den Niners dunkt gegen Albas Johannes Thiemann. | Bild: IMAGO/camera4+ | Quelle: IMAGO/camera4+

Während Chemnitz seinem Ruf und statistischem Status der besten Bundesliga-Defensive am Dienstagabend mit viel Leidenschaft und guter Abstimmung gerecht wurde, ließ Alba den Zugriff seiner ligaweit zweitbesten Defensive lange vermissen. Während die Chemnitzer Defensive die Wirkungskreise von Berliner Leistungsträgern wie Louis Olinde (3 Punkte), Matt Thomas und Yanni Wetzell (je 6) stark eingrenzte, gelang Alba dies nie wirklich konsequent.

So konnte etwa Kevin Yebo mit 23 Punkten, darunter vier versenkte Dreipunktwürfe, erstmals in den Playoffs seine starken Leistungen aus der Hauptrunde noch übertreffen. Immer wieder fanden die Chemnitzer ungewohnt einfach den Weg in Albas Zone, schlossen dort oft hochprozentig ab oder kreierten zumindest freie Würfe. Ganz anders als die Berliner, die ihre eigentlich typische Ballbewegung vermissen ließen und lange einzig von den starken Sterling Brown (24 Punkte) und Johannes Thiemann (23) im Spiel gehalten wurden.

Hoffnung machende Lösungsansätze

Die Ansätze für Änderungen ergeben sich aus dem Umkehrschluss, den man aus alledem ziehen kann. Im ersten Schritt gilt es für Alba, die Chemnitzer Intensität vollends anzunehmen und vor allem zu erwidern. Sei es bei gegnerischen Zügen zum Korb, beim Rotieren hin zu freistehenden Schützen, beim Ballvortrag oder beim Geschiebe und Gerangel um Defensiv-Rebounds – die Mannschaft von Trainer Israel Gonzalez muss ihr defensives Engagement auf ihr gewohntes Level heben. Es gilt, den Chemnitzer Offensiv-Rhythmus ins Stocken geraten zu lassen.

Auch offensiv kann Alba sich ein Beispiel am Chemnitzer Spiel vom Dienstag nehmen. Die 25 Assists, die die Gäste da verteilten, sind ein Wert, den man sonst eher von den Berlinern kennt und an den diese am Freitag zumindest herankommen sollten. Gelingt es, Spielern wie Olinde und Thomas, aber auch Aufbauspieler Martin Hermannsson freie Würfe zu verschaffen, dürften auch deren in Spiel eins noch sehr dürftigen Quoten steigen.

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Hermannsson selbst führte übrigens noch eine weitere Baustelle auf: "Wir haben die Schiedsrichter viel zu einfach in unseren Kopf gelassen", sagte der Isländer am Dienstag. Tatsächlich hatten Albas Akteure zuvor zu oft die teils grenzwertige, aber eben auch nicht exzessive Chemnitzer Härte zu oft moniert, statt einen Umgang mit ihr zu finden. Dabei hat auch Alba in dieser Saison oft bewiesen, mit viel Physis und Intensität nicht nur umgehen, sondern sie auch selbst ausstrahlen zu können.

So wie Albas Akteure am Dienstag trotz der Niederlage und des 0:1-Rückstandes in der Serie weiterhin Zuversicht ausstrahlten uns ausstrahlen. Und das durchaus zurecht: Einerseits steht außer Frage, dass Alba mit einigem Druck ins zweite Spiel der Serie gehen wird, sich dort keine weitere Niederlage erlauben darf.

Andererseits ist es unwahrscheinlich, dass Chemnitz Alba erneut so konsequent die Stärken wegnehmen und gleichzeitig einen zweiten offensiven Sahnetag wie den am Dienstag erwischen wird. Hinzu kommt, dass Alba zumindest am Freitag bei seinem Ausflug in die Max-Schmeling-Halle erneut den Heimvorteil mitsamt stimmungsvoller Fan-Nostalgie auf seiner Seite haben wird.

Sendung: rbb24 Inforadio, 29.05.2024, 09:15 Uhr

Beitrag von Jakob Lobach

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