Reiterverein protestiert gegen Standort
Bei der Suche nach dem Standort für ein neues Hertha-Stadion rückt mehr und mehr das Reiterstadion an der Jesse-Owens-Allee in den Fokus. Der dort ansässige Reitverein hat bereits einen Protestbrief abgeschickt. Von Sebastian Schöbel
Die Expertenkommission zum möglichen Stadionneubau von Hertha BSC tendiert nach rbb-Information zum Standort an der Jesse-Owens-Allee. Das ist ein Ergebnis der ersten Sitzung des Gremiums seit über einem Jahr.
Dort sind offenbar weniger Eingriffe nötig als beim bislang favorisierten Standort nördlich vom Maifeld, im sogenannten "Lindeneck". Eine Prüfgruppe soll den Vorschlag nun weiter untersuchen. Wann eine Entscheidung fällt, ist unklar.
Betroffen vom Stadionbau an der Jesse-Owens-Allee wäre der Reitclub am Olympiapark, der das Reiterstadion mit Reithallen bislang nutzt. Der Verein wurde am Montag erstmals von der Senatsverwaltung informiert. Das geht aus einem Protestbrief des Vorstands an Sportsenatorin Iris Spranger (SPD) hervor, der dem rbb vorliegt.
Demnach wurde die Entscheidung damit begründet, dass der Reitverein noch eine weitere Anlage außerhalb des Olympiaparks besitzt. Diese aber würde nicht ausreichen, um alle Pferde unterzubringen, heißt es in dem Brief, der am Montagabend an Sportsenatorin Iris Spranger (SPD) geschickt wurde. "Beide Reitanlagen unseres Vereins sind annähernd voll ausgelastet", heißt es weiter. "Wenn eine Reitanlage von uns aufgegeben werden müsste, benötigen circa 30 Pferde eine neue Unterbringung." Das sei in Berlin aber nicht möglich, so der Verein, auch aufgrund der hohen veterinäramtlichen Auflagen und Vorgaben zur Pferdehaltung. "Die Konsequenz aus einer solchen Empfehlung ist Neubau durch Verdrängung. Dies können wir als Verein natürlich nicht so hinnehmen."
Der Reitverein kritisiert, in die bisherigen Überlegungen zu keinem Zeitpunkt eingebunden gewesen zu sein. Zu Sitzungen der Expertenkommission sei man nie eingeladen worden, hieß es auf Nachfrage des rbb. Man fordere nun zeitnah ein klärendes Gespräch, schreibt der Vereinsvorstand in seinem Brief.
Erst vor kurzem hatte der Verein den Antrag gestellt, zwei große Reithallen auf dem Gelände des Olympiaparks sanieren zu dürfen. Dafür habe es auch schon Vorgespräche mit einem Hersteller von Solaranlagen gegeben, der die große Dachfläche nutzen wollte. Laut eigenen Angaben trainieren im Reitclub am Olympiapark rund 240 Mitglieder mit 60 Pferden. Viele der Aktiven seien Kinder und Jugendliche.
Wie der rbb zuvor berichtet hatte, will der Senat das Planungsrecht für den Olympiapark an sich ziehen. Im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf wurde das als Schritt hin zum Bau des neuen Hertha-Stadions interpretiert. Dem Reitclub gegenüber wurde nun auch auf den Masterplan 2030 für den Olympiapark verwiesen. Der sieht vor, den Reitsport und damit auch die unterschiedlichen Reitvereine an einem Standort zu bündeln. Allerdings ist bislang geplant, dass das auf dem Gelände des Springreiterstadions geschehen soll – dort, wo der Senat nun offenbar das Fußballstadion plant.
Hertha BSC wünscht sich schon seit Jahren eine eigene Arena. Das geplante Stadion soll eine Kapazität von 45.000 Plätzen haben. Ob der Verein aktuell finanziell in der Lage wäre, so ein Stadion zu bauen, ist jedoch offen. Hertha BSC selbst äußerte sich auf rbb-Anfrage nicht zu diesem Thema.
Sendung: rbb24 Inforadio, 09.05.2024, 9 Uhr
Beitrag von Sebastian Schöbel
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