Amateurfußball
Wo ist der Saisonendspurt im Berliner und Brandenburger Amateurfußball besonders spannend? Ein Überblick über Ab- und Aufstiegskämpfe, kuriose Geschichten und die brisanten Spiele des Wochenendes. Von Fabian Friedmann
Oberliga Nord: Kurioses Duell um die Torjägerkrone
Nachdem Hertha 03 vergangene Woche bei der Tasmania nicht über ein 2:2 hinauskam, ist der Aufstiegskampf in der Oberliga Nord ähnlich spannend wie die Trainerfrage bei Hertha BSC. Ein mickriges Pünktchen trennt den Spitzenreiter aus Zehlendorf von den 47ern aus Lichtenberg. Ein Akteur, der bei 47 besonders begeistert, ist der 35-jährige Sebastian Reiniger. 2011 wechselte "Bobby" aus Unions U23 nach Lichtenberg und verstärkte fortan die Abwehr des Kiezklubs.
In dieser Saison beorderte ihn sein Trainer Rudy Raab erstmals ins Sturmzentrum und der kantige Reiniger stellt seitdem seine Torjägerqualitäten unter Beweis. 19 Saisontore stehen bisher für das "Kopfballungeheuer" zu Buche. Mehr Treffer (nämlich 20) hat nur der 1,98m große Hertha 03-Kapitän Lenny Stein auf seinem Konto. Seine Stammposition liegt – wie sollte es anders sein – in der Innenverteidigung.
Aufgrund des anstehenden Finaltages der Amateure geht dieses kuriose Fernduell der beiden torhungrigen Abwehrrecken erst am 2. Juni in die nächste Runde. Lichtenberg spielt dann beim SC Staaken, Hertha 03 empfängt Dynamo Schwerin. Die Entscheidung um den Aufstieg fällt aber aller Voraussicht erst am darauffolgenden letzten Spieltag.
Berlin-Liga Frauen: Unioner Dominanz, Drama im Keller
Die Dominanz im Berliner Frauenfußball ist in diesen Tagen eng mit einem Klub verknüpft: 1. FC Union. Die 1. Mannschaft gewann den Berliner Landespokal und steht als souveräner Meister der Regionalliga Nordost in den Aufstiegsspielen in die 2. Liga. In der Frauen-Berlin Liga steht die zweite Mannschaft der Köpenickerinnen ebenfalls souverän an der Tabellenspitze: keine Niederlage, dazu 25 Siege aus 27 Spielen und ein Torverhältnis von 166:12(!). Noch Fragen?
Dramatischer geht es dagegen am Ende der Tabelle zu. Am Sonntag entscheidet sich im Fernduell zwischen Rot-Weiß Viktoria Mitte (20 Punkte) und Concordia Wittenau (21 Punkte), wer aus der Berlin-Liga absteigen muss. Wittenau spielt gegen die Zweitvertretung von Viktoria 89, Rot-Weiß trifft auf den schon feststehenden Absteiger Moabiter FSV.
Berlin-Liga: Spannender Abstiegskampf, Meister Preußen holt Makkabi-Kapitän
Der BFC Preussen krönte sich unlängst als souveräner Meister der Berlin-Liga. Mittlerweile wird fleißig in den künftigen Oberliga-Kader investiert. Erster prominenter Neuzugang ist der Regionalliga-erprobte Tim Häußler – seines Zeichens Kapitän von Landespokal-Finalist Makkabi, die am Samstag gegen Viktoria 89 um den abermaligen Einzug in den DFB-Pokal kämpfen. Weitere namhafte Neuzugänge sollen folgen beim Team von Coach Daniel Volbert und Co-Trainer Thorben Marx (Ex-Herthaner), die ihre Verträge zuletzt verlängert hatten.
Während an der Spitze die Entscheidung in der Berlin-Liga längst gefallen ist, geht es im Keller hoch her. Vom TSV Rudow (Platz 12) bis Blau-Weiß 90 (Platz 17) haben alle Teams noch die Fahrstuhl-Option nach unten. Sollte Blau-Weiß am Samstag bei den Spandauer Kickers verlieren, dann wäre der Ex-Bundesligist erneut in der 7. Liga angekommen. Der Abstiegskracher schlechthin steigt am Sonntag (15 Uhr) bei der Partie 1. FC Wilmersdorf gegen Rudow.
Landesliga Frauen: Kein Absteiger, DFC Kreuzberg vor Aufstiegsparty
In der Berliner Landesliga der Frauen herrscht dagegen äußerste Entspannung im Tabellenkeller. Durch den Rückzug zweier Teams (Berliner TSC und Wacker 21) gibt es in dieser Saison keinen Absteiger. An der Spitze könnte der DFC Kreuzberg an diesem Samstag Tabellenführer Friedrichshagener SV in die Berlin-Liga folgen, vorausgesetzt den Kreuzbergerinnen gelingt ein Sieg gegen den Vierplatzierten SV Buchholz.
Der Aufstieg wäre ein großer Erfolg für den erst 2012 gegründeten Verein, der sich als FLTI*-Fußballverein versteht, und der besonders Frauen, Lesben, Trans- und Inter*-Personen ermutigen möchte, Fußball zu spielen. Hinter dem DFC Kreuzberg steht das Projekt "Discover Football", dass sich für Gleichberechtigung, Emanzipation und Frauenrechte engagiert, wobei Fußball gezielt als Empowerment-Strategie eingesetzt wird. Dieses Empowerment könnte bald in der Berlin-Liga fortgesetzt werden.
Landesklasse West Brandenburg: Spitzenspiel zum Meisterstück
In Brandenburg kommt es am Wochenende in der Landesklasse West zum Spitzenspiel zwischen Spitzenreiter SG Bornim und dem Zweitplatzierten SSV Einheit Perleberg. Erstgenannter ist ein Traditionsverein aus Potsdam, der seine größten Erfolge in den 90er Jahren feierte, als man mehrere Jahre in der Oberliga Nordost spielen konnte.
Aktuell ist die SG Bornim besonders für seine gute Jugendarbeit bekannt. Mit allen Mannschaften ist man in Landesklassen vertreten, dazu wurde die U 19 Landesmeister. Der aktuelle Erfolg im Männerbereich ist vor allem den Veränderungen in der Vereinsführung geschuldet, die mittlerweile Früchte trägt. Die anvisierte Brandenburgliga könnte da nur ein Zwischenziel darstellen.
Gegner Perleberg, der ebenfalls über eine große Jugendabteilung verfügt, verlor durch einen Negativlauf zuletzt die Tabellenführung und muss das Spiel gewinnen, will man noch Chancen auf den Aufstieg haben. Anpfiff der Partie ist am Sonntag um 14 Uhr auf dem Sportplatz Bornim an der Golmer Chaussee.
Senioren: Meister-Showdown zwischen Hertha und dem SCC
Der mit Abstand spannendste Meisterkampf des kommenden Fußball-Wochenendes findet allerdings bei den Senioren (Ü32) statt. In der Berlin-Liga kommt es dabei am Sonntag zum Showdown zwischen Hertha BSC und dem SC Charlottenburg. Beide Teams trennt in der Tabelle gerade mal ein Punkt, wobei Hertha BSC noch ein Spiel mehr zu bestreiten hat. 11 Uhr ist Anpfiff auf dem August-Bier-Sportplatz am Olympiapark.
Und nicht nur eingefleischte Hertha-Fans sollten den Mannschaften dann ihre Aufwartung machen. Denn in den Reihen der Hertha kicken so spannende Ex-Profis wie Karim Benyamina, Sami Allagui, Halil Savran, Benjamin Köhler und Chinedu Ede.
A-Jugend: BAK 07 vor Regionalliga-Meisterschaft
Zum Schluss soll noch auf eine beachtliche Leistung einer Berliner A-Jugend hingewiesen werden. In der Regionalliga steht der Berliner AK kurz vor dem Titelgewinn. Grundlage dafür wäre ein Sieg beim Lokalrivalen Berliner SC am Samstag. Die Leistung des Teams von Trainer Julian Eckert ist auch deshalb so bemerkenswert, weil man die Jugendabteilungen so namhafter Clubs wie Energie Cottbus, 1. FC Magdeburg oder des Chemnitzer FC hinter sich lassen konnte.
Traurigerweise wird es für die BAK-Mannschaft keinen Aufstieg in die A-Jugend-Bundesliga geben, da diese zur kommenden Saison abgeschafft wird. Aber wo geht die Reise hin? "Wir würden dann in die NLZ-Liga aufsteigen", erklärte Trainer Julian Eckert zuletzt in der Fußball-Woche. Es handelt sich dabei um die Liga der Nachwuchsleistungszentren, für die man sich per Platzierung der Vorsaison qualifizieren würde. Die Lizenzunterlagen habe man nach eigener Aussage bereits eingereicht.
Sendung: rbbFernsehen, 25.05.2024, 11:45 Uhr
Beitrag von Fabian Friedmann
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