Klassenkampf mit Ex- und womöglich zukünftigem Berliner
Die Zukunft des Trainers fraglich, die Formkurve schwankend bis beängstigend. Hinter dem 1. FC Union Berlin stehen derzeit viele Fragezeichen. Mit dem VfL Bochum kommt nun ein Gegner, der ein Ausrufezeichen im Gepäck hat.
Fünf Fakten zum Spiel
Der Sieger des Duells kann nicht mehr direkt absteigen
In der aktuellen Saison verlor nur Absteiger Darmstadt (20 Mal) häufiger als Union (17 Mal)
Von den 26 Pflichtspielen zwischen beiden Mannschaften endete noch keines mit 0:0
Bochum ist seit drei Spielen gegen Union ungeschlagen
Unions Abwehr-Chef Kevin Vogt stammt aus der Bochumer Jugend
So läuft es sportlich beim VfL Bochum
Mit dem Sieg gegen die TSG 1899 Hoffenheim ist den Bochumern vor dem Duell bei Union Berlin (Sonntag, 05. Mai, 15:30 Uhr) zuletzt ein etwas überraschender, aber umso überzeugenderer Sieg gelungen. Nach zuvor acht Partien ohne Dreier ist damit "die Hoffnung auf den Klassenerhalt zurückgekehrt beim VfL“, so Gegner-Experte Philipp Rentsch. Auch, weil der VfL "36 Torschüsse abgegeben hat. Ein absoluter Top-Wert", so Rentsch. Vor allem auch, da die Mannschaft im Laufe der bisherigen Saison nicht gerade dadurch aufgefallen sei, besonders torgefährlich zu sein.
Häufiger zu beobachten waren da schon die verspielten Führungen. 21 Punkte haben die Bochumer auf diese Weise theoretisch liegen lassen im Laufe der Saison, "allein neun Punkte in der Nachspielzeit verschenkt", so Rentsch. Beim 3:2 gegen Hoffenheim konnte die zwischenzeitliche 3:0-Führung gerade so über die Zeit gebracht werden.
Auch deshalb gab es unter dem neuen Trainer Heiko Butscher bisher vier Punkte aus drei Spielen. Eine erkennbare Handschrift des Ur-Bochumers "wäre mir zu hoch gegriffen", so Rentsch. Eher docke Butscher an das an, was Vorgänger Thomas Letsch habe spielen lassen: "sehr Mann orientiert, hohes Pressing."
Kurz vor dem wichtigsten Spiel der Saison rumort es beim 1. FC Union. Verschiedene Medien berichten, dass Nenad Bjelicas Tage bei Union bald gezählt sind. Das ist ein Hinweis auf tieferliegende Probleme im Verein. Von Till Oppermann
Das bewegt die Fans
Neben der Frage aller Fragen, der nach Klassenerhalt oder Abstieg, wird vor allem der Kader der kommenden Saison diskutiert in Bochum. Mittendrin eine Personalie, die auch den kommenden Gegner Union betrifft. Die Berliner sollen schon zur Winterpause ein Angebot für Bochums Spielmacher Kevin Stöger abgegeben haben. Im Sommer nun soll der Wechsel des dann ablösefreien Österreichers nachgeholt werden. Weshalb die Fans durchaus darüber spekulieren, ob Stöger denn "jetzt alles gibt, denn er würde ja schon von einem Klassenerhalt Unions profitieren", so Bochum-Experte Rentsch.
Aber auch die Zukunft eines Ex-Unioners beschäftigt die VfL-Fans. Mit Freiburg-Leihgabe Keven Schlotterbeck steht ein Stammspieler der Bochumer vor einer Rückkehr zu seinem Stammverein. Ihn würden die Bochumer wohl liebend gern auch zukünftig in den eigenen Reihen sehen. Und auch der mögliche, dann ebenfalls ablösefreie Wechsel des Japaners Takuma Asano bewegt die Anhänger des Ruhrgebiet-Klubs. Der nach Stöger zweitbeste Scorer der Mannschaft fällt gegen Union allerdings ebenso aus wie Kapitän Anthony Losilla.
Auf diese(n) Spieler muss Union achten
Auf 16 Scorer-Punkte (sieben Tore, neun Assists) kommt Kevin Stöger in der laufenden Saison für den VfL Bochum. Damit liegt er vor den deutschen Nationalspielern Chris Führich (15) oder Thomas Müller (14) und erst Recht vor Unions Topscorer Robin Gosens (neun Punkte). Bei Stöger, so Gegner-Experte Rentsch, treffe es das Wort "Spielgestalter wirklich gut. Stöger lenkt das Spiel des VfL". Dazu passen auch seine Statistiken. So ist Stöger zum Beispiel bei den "schusserzeugenden Aktionen" und den "raumgreifenden Pässen" besser als 99 Prozent aller Spieler der europäischen Top-Ligen [fbref.com].
Ansonsten überzeuge in dieser Spielzeit vor allem der Brasilianer Bernado, so Rentsch. Der Linksverteidiger ist einer der zweikampfstärksten Spieler der Bundesliga, auf jeden Fall aber "der konstanteste Spieler der VfL-Saison".
Mit dem VfL Bochum kämpft Keven Schlotterbeck am Sonntag gegen seinen Ex-Verein Union Berlin um Punkte im Tabellenkeller. Im Interview spricht er über seine persönlich stärkste Saison, wofür er Urs Fischer dankbar ist - und seine Zukunft.
So könnte Union spielen
Im Vorfeld der Partie wird zumindest rund um Union Berlin mehr über den Trainer, denn über das Spiel selbst gesprochen. Die Trennung zum Saisonende soll laut Medienberichten bereits beschlossene Sache sein. Auch eine sofortige Ablösung noch vor dem Bochum-Spiel war demnach diskutiert worden. Doch noch ist der Kroate in Amt und Würden und vor dem Duell gegen den direkten Konkurrenten betont entspannt: "Ich bin fast 17 Jahre Trainer. Ich habe einige Situationen in meiner Karriere gehabt, die nicht einfach waren. Ich kann mit stressigen Situationen gut umgehen", so Bjelica auf der Spieltagspressekonferenz.
Wesentlich mehr war ihm nicht zu entlocken. Gewiss ist immerhin, dass er bei der Auswahl der Startelf aus dem Vollen schöpfen kann. Bjelica steht der gesamte Kader zur Verfügung. Auch die zuletzt angeschlagenen Kevin Vogt und Jerome Roussillon können spielen.
Der Tipp des Gegnerexperten: "Der VfL neigt zum Unentschieden. Ich sage mal 1:1. So wie vergangene Saison."
Der Redaktionstipp: Während die Bochumer in der Heimtabelle auf einem starken, achten Platz stehen in der Bundesliga, bilden sie in der Auswärtstabelle das Schlusslicht (ein Sieg, vier Unentschieden, zehn Niederlagen). Dabei bleibt es. In einem sehr, sehr (sehr) kampfbetontem Spiel sichern Unions Heim-Bonus und die höhere, individuelle Qualität der Berliner einen wichtigen 1:0-Erfolg.