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Video: DER TAG in Berlin & Brandenburg | 30.05.2024 | Torsten Michels | Quelle: picture alliance/dpa | Jens Kalaene

EM-Camp in Neuruppin

Ruhe und der perfekte Rasen für die kroatische Nationalelf

In anderthalb Wochen empfängt Neuruppin das kroatische National-Team in dessen EM-Camp. Es wartet ein perfekt gepflegter Rasen, Vorfreude des Bürgermeisters und die Hoffnung auf nachhaltige Effekte durch Luka Modric und Co. Von Jakob Lobach

Mit einer großen Schaufel in der Hand und klassisch in grün gekleidet steht ein Greenkeeper am Mittwoch im Volkspark-Stadion Neuruppin neben seinem Auto. In aller Ruhe schaufelt er einen Berg frisch gemähten Rasens auf die Ladefläche. Nur ein paar Meter weiter dreht zeitgleich eine ebenfalls grüne Maschine selbstfahrend eckige Runden über den Fußballplatz – ein Kreideroboter, der Strafräume und Auslinien akkurat nachzieht. Schließlich sind die auch ein Teil des perfekten Rasens, mit dem der MSV Neuruppin Ende kommender Woche die kroatische Nationalmannschaft in seinem Stadion begrüßen will – und auch muss.

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Neuruppin als kroatische Home-Base

Knapp eine Woche vor dem Start der Europameisterschaft schlägt der WM-Dritte von 2022 am Sonntag, den 9. Juni in Neuruppin seine Zelte auf. Dort bereitet er sich erst auf seine EM-Spiele vor. Zusammen mit dem Resort Mark Brandenburg und der Stadt wird das Stadion zu einer Art Home-Base für Union Berlins Josip Juranovic, den einstigen Weltfußballer Luka Modric und Co. Es ist ein Besuch vom Balkan verbunden mit vielen Auflagen und Herausforderungen, aber auch langfristigem Profit.

Seit vergangenem August pflegt der MSV Neuruppin seinen Rasen noch penibler als ohnehin schon – lange, bevor final feststand, welche Mannschaften zur EM nach Deutschland reisen würden. Stadt, Verein und Resort hatten sich allerdings schon durchgesetzt, hatten im Verbund andere Städte wie Potsdam und Bad Saarow bei der Bewerbung als EM-Gastgeber ausgestochen. Als sich Anfang Dezember nach der Gruppenauslosung die kroatische Mannschaft am schnellsten für die Idylle Brandenburgs entschied, waren die Vorbereitungen dort bereits voll im Gange.

Der richtige Rasen als Teil eines Anforderungs-Katalogs

"Das war ein großer Katalog", beantwortet Sven Neumann die Frage nach den Auflagen durch die beteiligten Verbände. Neumann ist Geschäftsführer des MSV Neuruppin und betont: "Den Kroaten ist am wichtigsten, dass der Rasen in gutem Zustand ist." Dafür investiert der Verein unter strenger Aufsicht des Europäischen Fußballverbandes (UEFA) viel. "Wir haben eine Fachfirma zur Hand, die sich um die Pflege kümmert", sagt Neumann. Alle zwei Tage müssen detaillierte Fotos des Rasens an die Turnier-Organisatoren geschickt werden.

Der heilige Rasen im Stadion des MSV Neuruppin. | Bild: picture alliance/dpa/Jens Kalaene | Quelle: picture alliance/dpa/Jens Kalaene

Und auch, wenn die Kroaten in anderthalb Wochen ihr Training in Neuruppin beginnen, hört die Arbeit nicht auf: "Zu jeder Trainingseinheit werden mindestens drei Platzwarte bereitstehen, um den Rasen mit Gabeln wieder auf Vordermann zu bringen", sagt Neumann, "und die Fachfirma mäht den Rasen nach jedem Training neu."

Aber es steckt natürlich mehr als der richtige Rasen hinter der Tatsache, dass sich auch andere Nationen für Neuruppin als EM-Lager interessierten. "Wir haben ein tolles Trainingsgelände, ein tolles Resort und sehr kurze Wege", sagt MSV-Präsident Thomas Huch, "und die Kroaten haben sich auch bei den letzten Turnieren immer eher ruhige Orte gesucht, kleine Städte, in denen man nicht so belastet ist." Mit seinen rund 30.000 Einwohnern lässt sich Neuruppin problemlos in diese Kategorie einordnen. Zumal das besagte Resort direkt am ruhigen Ufer des Ruppiner Sees gelegen ist.

Hoffen auf noch mehr Fußball-Gäste

Dennoch dürfte es in Neuruppin ab der Ankunft der Kroaten etwas betriebsamer zugehen als üblich. Das liegt zum einen an der Willkommensfeier und dem öffentlichen Training, die die Stadt in Kooperation mit dem MSV Neuruppin am 9. und 10. Juni für bis zu 4.000 Besucher plant. Zum anderen dürften zahlreiche kroatische Landsleute ihre Nationalmannschaft in Neuruppin besuchen. "Es gibt in unseren Unterkünften kaum Zimmer, die noch frei sind", sagt Neuruppins Bürgermeister Nico Ruhle. Den Werbeeffekt des kroatischen Besuchs könne man "in Zahlen gar nicht erfassen."

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Ohnehin rechnet der Politiker damit, dass die größten Einflüsse des EM-Engagements erst langfristig messbar werden. "Die Investitionen in so ein Event, inklusive Werbung und Sanierungsarbeiten, tragen sich ungefähr selbst. Kurzfristig ist das ein Nullsummenspiel", sagt der Bürgermeister, "aber langfristig haben wir etwas geschafft, was wir auf anderem Wege kaum geschafft hätten: Wir sind auf der europäischen Landkarte des Fußballs ein Name geworden." Bereits in den vergangenen Jahren sind immer wieder Vereine für Trainingslager nach Neuruppin gereist. "Sevilla war hier, RB Leipzig und viele andere Bundesliga-Klubs", erzählt MSV-Präsident Huch. Die Kroaten seien nun "die Krönung", von der sich auch Nico Ruhle eine Signalwirkung für weitere Vereine und Verbände verspricht: "Was für die kroatische Nationalmannschaft reicht, ist auch für andere Klubs interessant", sagt er.

Balance zwischen Ruhe und Fan-Nähe

Interessant wird auch, wie präsent und nahbar Luka Modric und seine Mitspieler während ihres Brandenburg-Besuchs tatsächlich sind. Das öffentliche Training gehört schließlich zum EM-Pflichtprogramm der UEFA. "Natürlich hat die kroatische Nationalmannschaft den großen Wunsch, sich in Ruhe auf ihre Spiele vorzubereiten", sagt Bürgermeister Ruhle, "andererseits gibt es das klare Bekenntnis der kroatischen Nationalmannschaft, dass man sich hier nicht verstecken, sondern am Leben teilhaben will."

So hat der Verband auch "nur" die Hälfte seines Resorts gebucht, während in der anderen Hälfte der Regelbetrieb unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen weiterläuft. Und für den Fall eines Weiterkommens nach der Gruppenphase hat er den beteiligten Neuruppinern bereits ein zweites öffentliches Training in Aussicht gestellt. Der Rasen im Stadion des MSV Neuruppin dürfte auch dann frisch gemäht und mit perfekt gezogenen Linien markiert sein.

Sendung: Der Tag, 30.05.2024, 18:00 Uhr

Beitrag von Jakob Lobach

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