Handball | European League
In einem äußerst intensiven Finale um den Titel in der European League unterliegt Titelverteidiger Füchse Berlin dem Herausforderer aus Flensburg. Auf einen Auftakt nach Maß folgten zu viele Fehler.
Die Füchse Berlin haben das Finale um die European League verloren. In einem spektakulären Endspiel unterlag der Tabellen-Zweite der Handball-Bundesliga der SG Flensburg-Handewitt, Tabellen-Dritter in der Liga, mit 31:36 (14:15). Somit verpassten die Berliner, nach 2015, 2018 und 2023 den vierten Titel-Gewinn im ehemaligen EHF-Pokal.
Schon vor dem ersten Anwurf war der Ton für die kommenden 60 Minuten gesetzt. Während die Mannschaften noch im Tunnel der ausverkauften Hamburger Arena auf ihren Einlauf warteten, war die Stimmung auf den Rängen bereits am kochen. Vor allem die Flensburger machten dabei einen Lärm, als wollten sie fortan jede Regung dieses Finals bis in die 160 Kilometer entfernte Heimat übermitteln.
Mit Spielbeginn wurde es dann zunächst etwas ruhiger. Beide Mannschaften lieferten einen nervösen Beginn, wobei die Füchse dank ihres schnellen Umschaltspiels besser in die Partie kamen und nach sechs Minuten mit 3:1 in Führung lagen. Flensburg hatte zu diesem Zeitpunkt der Partie eine Wurfquote von gerade einmal 17 Prozent vorzuweisen. Zum Vergleich: Im Halbfinale gegen Bukarest waren es über die gesamte Spieldauer 83 Prozent gewesen.
Doch Flensburg fuchste sich in die Begegnung, angeführt von ihrem überragenden Torhüter Kevin Möller, der das Torhüter-Duell mit Berlins Dejan Milosavljev auch auf die gesamte Spielzeit gesehen für sich entscheiden konnte. In der unablässig intensiven Partie, in der jeder Zweikampf so geführt wurde, als wäre er der entscheidende, mehrten sich in der Folge die Stockfehler der Berliner. Flensburg hingegen traf nun besser. Nach 18 Minuten stand es demnach 7:7, was Füchse-Trainer Jaron Siewert zu einer ersten Auszeit veranlasste. "Solche Phasen gibt es in jedem Spiel", sagte der gerade einmal 30-Jährige zur Beruhigung seiner Spieler.
Der Effekt blieb zunächst aus. Flensburg kam zum 10:8 und somit erstmals zu einer Zwei-Tore-Führung. Doch die Berliner blieben dran, glichen zum 10:10 und 12:12 aus. In den bisher drei Saisonspielen zwischen beiden Teams hatte es jeweils einen Sieg für beide Teams sowie ein Unentschieden gegeben. Dementsprechend ausgeglichen ging es weiter. Mit 15:14 für Flensburg ging es in die Pause, auch weil Flensburgs Torhüter Möller nicht nur überragende sieben Paraden im Repertoire hatte, sondern auch zwei Siebenmeter der Füchse vereiteln konnte.
Auch die zweite Halbzeit begann absolut ausgeglichen. In jeder Hinsicht. So kassierten sowohl die Füchse (Mijajlo Marsenic) als auch Flensburg (Jim Gottfridsson) jeweils eine rote Karte. Dabei war das Spiel nur selten unfair, dafür weiterhin umso intensiver. Ein Umstand, der den Berlinern zunehmend Probleme zu bereiten schien. Der Flensburger Kader gilt als tiefer und tatsächlich brachten die Wechsel weniger Brüche ins Spiel der Norddeutschen als solche auf Berliner Seite. Zumal Lasse Andersson, als absoluter Leistungsträger der Füchse auserkoren, keinen sonderlich guten Tag erwischte und viele Fehlwürfe produzierte.
Flensburg erspielte sich eine Führung, die mal drei Tore (17:14), mal fünf Tore (32:28) betrug. Auch wenn Füchse-Trainer Siewert bei einer erneuten Auszeit und angesichts eines Fünf-Tore-Rückstands "Wir haben noch viel Zeit, ok", abermals aufmunternde Worte an seine Spieler richtete, schien die Gegenwehr gebrochen. Dem letzten Aufbäumen der Füchse fehlte die Präzision und das vermutlich, weil die Kraft verloren ging. So scheiterte auch Welthandballer Mathias Gidsel in den Schlussminuten mit teils unüblichen Fehlversuchen.
Sendung: rbb24, 26.05.2024, 22 Uhr
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