Stadionfrage besorgt Potsdam Royals vor dem Saisonstart
Die Potsdam Royals müssen die neue Spielzeit am Rande einer Baustelle eröffnen. Der Klub hadert derzeit mit seinem Stadion im Luftschiffhafen, wo am Samstag Hildesheim gastiert. Immerhin: Sportlich sei man gut gerüstet. Von Shea Westhoff
Der amtierende Meister der German Football League (GFL) macht am 11. Mai gegen die Hildesheim Invaders seinen Auftakt in die neue Saison, im heimischen Stadion im Sportpark Luftschiffhafen. Dort werden sich die Fans und Footballer der Potsdam Royals allerdings statt in einer besenreinen Sportarena auf einer Baustelle versammeln.
Bagger stehen aktuell auf der Gegengraden, wo der Bau einer zweiten Tribüne noch nicht abgeschlossen ist. Nicht fürs Rahmenprogramm genutzt werden kann außerdem die Tartanbahn, wo eigentlich die Hüpfburg für die Kinder aufgebaut werden sollte.
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Stadionsanierung nicht abgeschlossen
Es werde "eine sehr chaotische Saisoneröffnung, weil wir natürlich bei vielen Dingen erstmal zaubern müssen und Wege finden müssen, um die Unsäglichkeiten des Stadions zu überdecken", sagt Eberhard von Lobenstein vom Klub-Marketing.
Die Royals veröffentlichten Ende April eine donnernde Pressemitteilung, deren markiger Sound ganz gut zur kraftstrotzenden Sportart passt. Von einem "wuchtigen Crescendo des Scheiterns" war die Rede, von einer "verheerenden Krise", auch ein "düsteres Damoklesschwert" wurde genannt. Hauptgrund für die Entrüstung war die nach wie vor nicht abgeschlossene Stadionsanierung.
Man könne keine Dauerkarten verkaufen im Moment, weil unklar sei, wann genau die Gegentribüne fertiggestellt ist, sagte vorige Woche Präsident Jens Torsten Müller. "Das heißt, uns fehlen jetzt schon fünfstellige Einnahmen im Verhältnis zum Vorjahr." Auch ein "nicht zumutbarer VIP-Bereich" wurde kritisiert.
Laut Eberhard von Lobenstein besuchten vorige Saison im Schnitt rund 2.000 Besucher die Partien des Spitzenklubs. Damals spielten die Footballer im Potsdamer Karl-Liebknecht-Stadion, der Heimstätte des Fußball-Regionalligisten Babelsberg 03. Anders in dieser Saison, wie es aus der Klub-Mitteilung gewitterte: "Der Fußballverein SV Babelsberg 03 weigert sich, den Royals Unterschlupf zu gewähren, und lässt sie im Stich, während das Schicksal der Saison wie ein gewaltiger Sturm über ihnen tobt."
Die Babelsberger mussten die Royals-Anfrage "aus organisatorischen Gründen" ablehnen, wie der Fußballklub mitteilte. Angeführt wurden eine nicht zumutbare zusätzliche Lärmbelästigung sowie Stadionmitarbeiter, die an ihre Belastungsgrenze kämen - und: eine benötigte Regenerationsphase für den Rasen. Von Lobenstein stellt das Thema mit der Rasenfläche anders dar: "Es gibt ein eindeutiges Gutachten, das vor ein paar Jahren erstellt worden ist, das durchaus zum Schluss kam, dass der Rasen genügend Ruhephasen bekommt und mit drei Mannschaften auch bespielt werden könnte."
Doch er sagt durchaus salomonisch, er könne die Babelsberger Perspektive nachvollziehen, und hätte an deren Stelle "wahrscheinlich das gleiche argumentiert".
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Sportlich stimmen die Voraussetzungen
Während von Lobenstein auch für das fast 100 Jahre alte Stadion im Luftschiffhafen zuversichtlich auf den Kartenvorverkauf blickt, den er ähnlich erwarte wie im Vorjahr, bereitet ihm eher die Abendkasse Sorgen: "Wir haben natürlich immer eine hohe Abhängigkeit von Besuchern, die uns spontan besuchen", sagt er. Allerdings sind nur 400 Plätze überdacht. Das bedeutet, dass der Zuschauer-Andrang bei den Royals mehr als ohnehin bei Sommersportarten von trockenem, möglichst sonnigem Wetter abhängt. "Schmerzpunkt" sei zudem, dass man "nicht das Stadion queren" könne: Wer von einer Stadionseite auf die andere gelangen will, müsse erst raus aus der Arena, dann wieder rein.
Doch von Lobenstein zeigt sich optimistisch: "Sportlich sind wir bestens vorbereitet. Wir haben wieder eine tolle Mannschaft zusammen. Wir haben mit Jaylon Henderson den aktuell besten Quarterback in Europa", sagt er – der US-Amerikaner errang letztes Jahr die Finals-MVP-Trophäe. "Die sportlichen Voraussetzungen sind bestens."
Ab welchem Zeitpunkt genau es dann auch mit den baulichen Voraussetzungen passt, dazu wolle er ungern eine Aussage treffen. Nur so viel: "Im Moment ist es so, dass wir damit rechnen, dass es zum Schluss unserer Saison die Möglichkeit geben wird, auf einer Gegentribüne Platz zu nehmen". Also dort, wo gerade noch die Bagger wühlen. Das Timing wäre jedenfalls nicht das schlechteste: zu den entscheidenden Playoffs um die Meisterschaft 2024.