2:0-Sieg im Achtelfinale
Mit einem 2:0-Sieg über Dänemark hat die deutsche Fußball-Nationalmannschaft das Viertelfinale bei der Heim-EM erreicht. Kai Havertz und Jamal Musiala haben die Partie, die zunächst wegen eines Unwetters unterbrochen wurde, entschieden.
Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat bei der Heim-EM das Viertelfinale erreicht. Das Team von Bundestrainer Julian Nagelsmann setzte sich am Samstag im Achtelfinale gegen Dänemark mit 2:0 (0:0) durch und steht damit erstmals seit acht Jahren wieder unter den besten acht Teams bei einem großen Turnier.
Vor 61.612 Zuschauern in Dortmund trafen Kai Havertz in der 53. Minute per Handelfmeter und Jamal Musiala (68.) für die DFB-Auswahl, die weiter vom vierten EM-Titel - nach 1972, 1980 und 1996 - träumen darf. Der EM-Gastgeber spielt nun am 5. Juli in Stuttgart gegen den Sieger des Duells zwischen Spanien und Georgien, die am Sonntag aufeinandertreffen.
Havertz oder Niclas Füllkrug? Die Stürmerfrage hatte in den vergangenen Tagen vor allem die Fans bewegt - Nagelsmann anscheinend nicht so sehr. Der Bundestrainer überraschte zwar mit gleich drei Änderungen in der Startelf, BVB-Profi Füllkrug saß in dessen Heimstadion aber zunächst auf der Bank. Leroy Sané über die rechte und David Raum über die linke Seite sollten die Dänen mit ihrem Tempo am Strafraum festspielen, Nico Schlotterbeck ersetzte den gesperrten Jonathan Tah.
Fast, ja fast wären zwei der drei Neuen gleich zu Beginn an einer deutschen Führung beteiligt gewesen. Raum holte eine Ecke heraus, den von Toni Kroos getretenen Ball köpfte Schlotterbeck ins Tor (4.). Doch in den Jubel pfiff Schiedsrichter Michael Oliver entschieden und schnell, der Engländer ahndete streng ein Foulspiel von Joshua Kimmich, der Schlotterbeck im Strafraum den Weg freigeblockt hatte.
Es stand zwar nicht 1:0, die Richtung des Spiels war aber vorgegeben: Deutschland war in den ersten 20 Minuten die deutlich bessere Mannschaft. Die Dänen schafften es kaum aus der eigenen Hälfte und konnten sich bei ihrem Torwart Schmeichel bedanken, dass nicht früh die ersten deutschen Tore fielen. Der 37-Jährige vereitelte Chancen von Kimmich, Schlotterbeck (beide 7.) und Havertz, der einen starken Pass vom rechtzeitig fit gewordenen Abwehrchef Antonio Rüdiger zum Abschluss verwertete (10.).
Die DFB-Auswahl, von Nagelsmann energisch von der Seitenlinie angeleitet, spielte offensiv sehr variabel, leistete sich aber auch immer wieder mal Abspielfehler. Dänemarks Starspieler Christian Eriksen kam so etwas besser in die Partie. Eine taktische Anweisung des dänischen Nationaltrainers Kasper Hjulmand, der auf den gesperrten Morten Hjulmand verzichten musste, war klar zu erkennen: Musiala wurde von den Dänen sehr früh attackiert, der 21-Jährige bekam kaum Freiräume.
In die deutsche Schwächephase donnerte und blitzte es dann vom Himmel, Oliver unterbrach die Partie in der 35. Minute, im strömendem Regen gingen beide Teams in die Kabine. Die Stimmung der Zuschauerinnen und Zuschauer blieb gelöst, dänische Fans tanzten im vom Stadiondach stürzenden Wasser, etliche Menschen versuchte, sich mit ihren Fahnen vor dem Regen zu schützen. Im Logenbereich schaute auch Bundeskanzler Olaf Scholz zu.
Nach dem Wiederanpfiff von Oliver um 21.59 Uhr schien die DFB-Auswahl eigentlich besser in die Partie zu kommen. Schmeichel verhinderte die deutsche Führung durch Havertz, der nach einer Raum-Flanke etwas zu zentral auf das dänische Tor köpfte (37.). Gleich zweimal hätte aber Rasmus Højlund die Nachlässigkeiten der DFB-Auswahl fast bestraft. Der Stürmer von Manchester United luchste Nico Schlotterbeck, der im Strafraum ins Dribbling ging, den Ball ab, schoss aber knapp am Tor vorbei (42.). Kurz vor der Pause scheiterte Højlund am stark reagierenden Manuel Neuer (45.).
Beim großen deutschen Schreckmoment in der 48. Minute musste der Bayern-Torwart das vermeintliche Gegentor nach großer Konfusion in der deutschen Abwehr hinnehmen. Die Abseitsstellung, die gegen das Tor von Andersen sprach, war enorm knapp.
Wenige Minuten später wurde der Däne zur tragischen Figur: Eine Raum-Flanke streifte die Hand des 28-Jährigen, nach Ansicht der Videobilder mit Impulsgrafik des Ballkontakts entschied Oliver auf Strafstoß. Havertz verwandelte wie im Eröffnungsspiel gegen Schottland sicher, Nagelsmann schrie an der Seitenlinie seine Freude heraus.
Nach 63 Minuten brachte der Bundestrainer die Dortmunder Emre Can und Füllkrug in die Partie, den einen zum Absichern, den anderen zum Nachlegen. Nach der nächsten guten Gelegenheit für Højlund, bei der Neuer zur Stelle war (66.), spielte Schlotterbeck einen starken langen Ball in den Lauf von Musiala, der Schmeichel keine Chance ließ. Deutschland ging mit beruhigender Führung in die Schlussphase, in der die Dänen nicht mehr gefährlich wurden.
In Berlin verfolgten mehr als 100.000 Fußball-Fans das deutsche Achtelfinal-Spiel beim Public Viewing. Die Fanmeile am Brandenburger Tor war von den Veranstaltern zuvor erweitert worden. 72.000 Zuschauerinnen und Zuschauer kamen im Durchlauf des Tages zur Fan Zone Brandenburger Tor, 31.000 in die Fan Zone Reichstag. Nach dem deutschen Sieg feierten die Fans ausgelassen.
Allerdings zeigten drei Fußballfans laut der Polizei den Hitlergruß. Insgesamt seien bei Einsätzen rund um das Achtelfinale der Europameisterschaft fünf Strafverfahren wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger und terroristischer Organisationen eingeleitet worden. Zwei Fans hätten unabhängig voneinander in der Fanmeile am Brandenburger Tor den Hitlergruß gezeigt. Die beiden wurden demnach zur Feststellung ihrer Personalien vorübergehend festgenommen. Anschließend sprach die Polizei Platzverweise gegen sie aus.
Am Nachmittag wurde zudem ein Fan der italienischen Fußballnationalmannschaft am Theodor-Heuss-Platz gestoppt. Er hatte beim Abspielen des Liedes "L'amour toujours" den Hitlergruß gezeigt. Das Liebeslied von Gigi D'Agostino war in den vergangenen Wochen mehrfach für rechtsradikale Parolen missbraucht worden.
Sendung: Inforadio, 30.06.2024, 7:30 Uhr
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