Nach letztem DFB-Test gegen Griechenland
Gleich vier Spieler aus Berlin und Brandenburg stehen im EM-Kader der deutschen Nationalmannschaft. Dabei kommen den Akteuren für das Heimturnier ganz unterschiedliche Rollen zu: Führungsspieler, Senkrechtstarter oder auch Wundertüte.
Testspiele sind nur solange recht belanglos, bis sie zu wirklichen Tests werden - und so war das Freundschaftsspiel Deutschlands am Freitagabend gegen Griechenland als letzte Übung vor dem Start der Heim-Europameisterschaft von besonderer Bedeutung. Mit umso mehr Spannung wurde die Startelf von Bundestrainer Julian Nagelsmann erwartet, da sie sehr wahrscheinlich auch die erste Anfangsformation im Turnier sein wird. Wer gegen Griechenland startet, startet vermutlich auch gegen Schottland (14. Juni, 21 Uhr).
Und so dürfen sich gleich drei Spieler aus Berlin und Brandenburg berechtigte Hoffnungen auf einen Startplatz machen. Antonio Rüdiger und Maximilian Mittelstädt aus der deutschen Hauptstadt sowie der gebürtige Potsdamer Robert Andrich spielten nicht nur weite Teile der Vorbereitung, sondern auch gegen die Griechen von Beginn an. Maximilian Beier hingegen saß beim sportlich holprigen 2:1-Sieg über die gesamte Spielzeit auf der Bank.
Bundestrainer Nagelsmann hat vor Turnierstart die so wichtige Achse aus Führungsspielern gefunden: Torhüter Manuel Neuer, Mittelfeldstratege Toni Kroos, Kapitän Ilkay Gündogan - und Innenverteidiger Antonio Rüdiger. Der gebürtige Berliner ist mittlerweile 31 Jahre alt, hat bereits 69 Länderspiele absolviert und mit Chelsea wie auch Real Madrid die größten Trophäen des europäischen Vereinsfußballs gewonnen - nur in der Nationalmannschaft fehlen dem resoluten Abwehrspieler noch große Erfolge.
Rüdiger gilt als Spaßvogel, der in den ernsten Momenten aber bestimmt vorangeht. Seine kompromisslose Zweikampfstärke und Lufthoheit sind seine große Stärken. "Antonio soll der Leader hinten sein, der die Gier hat, unser Tor zu verteidigen", bestimmte Trainer Nagelsmann die besondere Rolle Rüdigers, der in der Jugend unter anderem für Tasmania Berlin und Hertha 04 Zehlendorf spielte.
Maximilian Mittelstädt ist zwar nicht Teil der Führungsspieler-Achse Deutschlands, in der DFB-Elf aber nach nur vier Länderspielen klar gesetzt. Der 27-Jährige wurde bei Hertha BSC ausgebildet und spielte bis zum Sommer 2023 bei der "alten Dame", ehe es zum VfB Stuttgart ging. Während Mittelstädt in den Chaosjahren Herthas nur selten sein Potenzial aufzeigen konnte, erlebte der Linksverteidiger beim VfB ein herausragendes Jahr. Als absoluter Stammspieler wurde er deutscher Vizemeister und seit wenigen Monaten Nationalspieler - zum Leidwesen von Union-Kicker Robin Gosens, der die EM verpasst.
Der gebürtige Berliner hat seine Stärken vor allem in der Offensive, schoss gegen die Niederlande sein erstes Länderspieltor, doch auch defensiv hat er sich stabilisiert. "Er ist auch statistisch gesehen der mit Abstand beste Linksverteidiger in der Bundesliga und einer der Top-4-Linksverteidiger der Welt", begründete Nagelsmann seine Wahl. Positionskonkurrent David Raum ist zwar hinten dran, ersetzte aber Mittelstädt nach einer schwächeren Leistung gegen Griechenland zur Halbzeit.
Auch Robert Andrich kann nicht mit viel Länderspielerfahrung punkten. Der 29-Jährige hat gerade einmal fünf Länderspiele auf dem Konto - doch auch der zentrale Mittelfeldspieler hat sich in kürzester Zeit in Nagelsmann Elf festgespielt. Andrich besticht durch Körperlichkeit sowie mentale und läuferische Stärke, so nahm er eine wichtige Funktion in der Meistermannschaft von Bayer 04 Leverkusen ein.
"Meine Rolle soll schon die sein, dass ich der Mannschaft eine gewisse Stabilität und Sicherheit gebe. Ich versuche, Toni Kroos den Rücken freizuhalten", so Andrich. "Auch den anderen Offensivspielern eine Sicherheit zu geben. Ich will mit meiner geradlinigen Art der Mannschaft Lösungen aufzeigen und zeigen, dass ich meinen Platz im Team verdient habe." So wird der gebürtige Potsdamer, der bei Hertha BSC ausgebildet wurde, als Kroos-Bodyguard und Mentalitätsspieler auftreten.
Der beim FC Energie Cottbus ausgebildete Maximilian Beier soll etwas ganz anderes einbringen: Tempo, Torgefahr, Unbekümmertheit. Der Stürmer von der TSG Hoffenheim hat mit 16 Saisontoren noch spät den EM-Zug erwischt und kann als Offensiv-Joker womöglich wichtige Akzente setzen. Das gelang ihm im Testspiel gegen die Ukraine eindrucksvoll.
Sendung: rbb UM6, 08.06.2024, 18 Uhr
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