EM-Teamcheck Kroatien
Die kroatische Nationalmannschaft ist während der EM in Neuruppin untergebracht und spielt mindestens eine Partie in Berlin. In einer stark besetzten Gruppe will sich Kroatien durchsetzen. Ein Team-Check mit Ex-Herthaner Andre Mijatovic.
Kroatien ist richtig gut in Form. Die letzten sechs Spiele wurden allesamt gewonnen, darunter zuletzt ein 2:1-Erfolg gegen das Topteam Portugal. Der Lauf des Teams hat im Land eine große Euphorie vor der Euro 24 ausgelöst, wie der kroatische Ex-Herthaner Andre Mijatovic berichtet. "Der Nationaltrainer versucht, das etwas zu bremsen - vor allem nach dem Testspiel gegen Portugal, in dem wir wirklich eine sehr gute Leistung gezeigt und verdient gegen einen Topgegner gewonnen haben", sagt Mijatovic, der mittlerweile Co-Trainer bei Hannover 96 ist.
Untergebracht in Neuruppin spielt Kroatien am Samstag (18 Uhr) das erste EM-Spiel in Berlin gegen Spanien. Albanien (19.6., 15 Uhr, Hamburg) und Italien (24.6., 21 Uhr, Leipzig) sind die weiteren Gegner in einer anspruchsvollen Gruppe.
"Die Zielsetzung ist immer groß, unabhängig davon, dass wir ein kleines Land sind. Wir haben es immer wieder geschafft, bei großen Turnieren tolle Ergebnisse zu erzielen. Dadurch ist aber auch der Anspruch gestiegen", ordnet Mijatovic die Ausgangslage ein. "In letzter Zeit haben wir uns bei Weltmeisterschaften immer besser präsentiert als bei Europameisterschaften, aber die Erwartungshaltung ist groß". Von den vielen in Deutschland lebenden Kroaten und aufgrund der relativ geringen Entfernung für Fans von Kroatien in die EM-Stadien erhofft sich Mijatovic eine breite Unterstützung für die Mannschaft.
Die Gefahr für das Team lauert laut Mijatovic in den vermeintlich schwächeren Gegnern. In der Vergangenheit habe man sich als Favorit immer schwergetan. Es könnte also für Kroatien sprechen, dass man mit Italien und Spanien gleich zwei "große Teams" als Gegner in der Gruppe hat.
Die Mannschaft des langjährigen Trainers Zlatko Dalic ist zwar etwas ins Alter gekommen, aber dennoch weiterhin gespickt mit Superstars. Luka Modric, Mateo Kovacic, Ivan Perisic, Josko Gvardiol und Bundesliga-Stürmer Andrej Kramaric sind nur einige der vielen prominenten Namen.
"Man darf auch nicht vergessen, dass unser Mittelfeld schon jahrelang zusammenspielt. Hervorheben muss man natürlich Luka Modric, weil er einfach ein unfassbarer Spieler und eine unfassbare Persönlichkeit ist. Er ist unfassbar wichtig für Kroatien. Trotz seines Alters gibt es große Hoffnungen, dass er bei seinem letzten Turnier wieder eine überragende Rolle spielt", sagt Mijatovic.
Als weiteren Leistungsträger hebt er den ehemaligen Leipziger und heutigen Spieler von Manchester City Gvardiol hervor. "Er hat auf allerhöchstem Niveau gezeigt, dass er ein überragender Defensivspieler ist. Er ist auf verschiedenen Positionen einsetzbar, als Linksverteidiger oder linker Innenverteidiger. Der Junge hat ein sensationelles Jahr gespielt, ist bei der besten vielleicht Mannschaft der Welt zum Stammspieler geworden." Gvardiol besteche durch seine Dynamik sowie seine körperlichen, technischen und taktischen Voraussetzungen.
Als Youngster des Teams präsentiert Mijatovic Mittelfeldspieler Martin Baturina von Dinamo Zagreb. "Er ist Jahrgang 2003, also ein sehr junger Spieler. Man darf nicht zu hohe Ansprüche an ihn haben, aber in Kroatien wird er schon neuer Luka Modric genannt und ist definitiv ein Spieler, der aus der zweiten Reihe überraschen könnte."
Angesprochen auf die Gegner der Kroaten spricht Mijatovic von einer "Hammergruppe". "Spanien, Italien und Kroatien sind Mannschaften, die auf Augenhöhe sind", ordnet er die EM-Gruppe B ein. "Albanien ist mit seiner Spielweise auch immer gefährlich und wird es den vermeintlich großen Mannschaften schwer machen. Ich hoffe, dass wir uns in dieser starken Gruppe durchsetzen können", sagt er.
Es dürfte ein enges Rennen ums Achtelfinale werden in einer der am stärksten besetzten Gruppen bei dieser EM. Der Zweitplatzierte aus der Gruppe B trifft dann übrigens auf den Zweitplatzierten der Gruppe A, in der auch Deutschland spielt. Ein Achtelfinale der kroatischen Mannschaft gegen den Gastgeber ist also nicht undenkbar.
Das erste EM-Spiel im Olympiastadion ist gleich ein Topspiel. Am Samstag treffen Spanien und Kroatien aufeinander - und Andre Mijatovic wird live dabei sein. "Bei Hertha habe ich in den zwei Jahren viele gute Menschen kennengelernt und auch Freunde gefunden. Es sind immer noch einige Leute da, die ich persönlich kenne. Von daher freue ich mich auch immer wieder, das Olympiastadion zu besuchen", blickt er auf das kommende Wochenende.
In insgesamt 52 Spielen stand Mijatovic von 2010 und 2012 für die Hertha auf dem Platz. Dann zog er weiter nach Ingolstadt, ehe er 2015 seine aktive Karriere beendet und Trainer wurde.
Sendung: DER TAG, 13.06.24, 18 Uhr
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