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Quelle: Pressefoto M.i.S., Mindelheim

Euro 2024

Uefa bekämpft Schwarzmarkt mit digitalen Tickets - und nimmt andere Probleme in Kauf

Die Uefa setzt bei der Fußball-EM auf digitale Tickets und eine eigene App. Der Verband erhofft sich eine Eindämmung des Schwarzmarkts. Die Fans müssen sich auf Verschärfungen und Einschränkungen an anderen Stellen einstellen.

Bei der Fußball-EM in Deutschland setzt die Uefa erstmals bei einem großen Turnier vollständig auf digitale Eintrittskarten. Dafür hat der europäische Fußball-Dachverband eine eigene App entwickelt, die sich jeder Ticketinhaber herunterladen muss, um die Karten nutzen oder an Freunde verschicken zu können.

Bei der Einrichtung der App muss ein Benutzerkonto angelegt werden, für das neben den üblichen persönlichen Daten auch eine Personal- oder Reisepassnummer angegeben werden muss. Die Verbraucherzentrale bewertet die digitalen Tickets der Uefa mit gemischten Gefühlen.

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"Man hört nach wie vor, dass Menschen Tickets schwarz anbieten"

"Grundsätzlich macht die Uefa das aus einem einfachen Grund: Der Schwarzmarkt soll eingedämmt werden", sagt Simon Götze von der Verbraucherzentrale Berlin. "In der Vergangenheit haben sich immer wieder Menschen, die eigentlich kein Interesse an der Veranstaltung haben, Tickets gekauft und für ein Vielfaches weiterverkauft", sagt er. Aus Verbrauchersicht sei es also begrüßenswert, dass die Unternehmen versuchten, dieses Problem in den Griff zu bekommen.

Wie erfolgreich die App bei der Bekämpfung des Schwarzmarkts wirklich ist, ließe sich zum derzeitigen Zeitpunkt noch nicht sagen, so Götze. "Man hört nach wie vor, dass Menschen Tickets im Vorfeld des Spiels schwarz anbieten. Damit das Ganze einigermaßen verbraucherfreundlich umgesetzt werden kann, besteht schließlich trotzdem die Möglichkeit, die Tickets auf Freunde oder Bekannte umzuschreiben." Das biete Lücken, die von Betrügern und Schwarzhändlern genutzt würden. Beschwerden über gefälschte Tickets seien bei der Verbraucherzentrale Berlin bislang allerdings noch nicht eingegangen.

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Uefa setzt auf offiziellen Zweitmarkt

Menschen, die kurzentschlossen versuchen wollten, noch Tickets für ein EM-Spiel zu bekommen, rät Götze von dubiosen Angeboten im Internet ab. "Wenn man irgendeine andere Form von Tickets findet, dann ist man da wahrscheinlich Betrügern aufgelaufen." Er verweist stattdessen auf den Zweitmarkt der Uefa. "Es gibt einen zertifizierten Zweitmarkt, falls Leute tatsächlich kurzfristig doch nicht zum Spiel gehen können, wo die Tickets eben nur zu den Preisen verkauft werden können, zu denen sie auch gekauft wurden."

Die Uefa hat den Schwarzmarkt nach eigenen Angaben dank der App besser im Blick: "Von Agenturen, Schwarzhändlern, oder über soziale Medien erworbene Tickets können von der Uefa jederzeit ungültig gemacht werden und Fans müssen damit rechnen, dass ihnen der Zutritt zum Stadion verweigert wird", erklärt der Verband.

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Smartphone ist Pflicht

Stärkere Kritik übt Götze an der unbedingten Pflicht, mit einem Smartphone zum Spiel kommen zu müssen. "Wer zur Bundesliga geht, kann das Ticket immer noch ausdrucken. Ich kann also auch weiterhin, ohne jemals ein Smartphone in der Hand gehalten zu haben, zu einem Hertha-Spiel gehen", sagt Götze. "Klar sind wir bei der Digitalisierung weit vorangeschritten und die meisten Menschen besitzen ein Smartphone, trotzdem werden Leute, die darauf verzichten wollen, ausgeschlossen", kritisiert er.

Datenschutz leidet

Des Weiteren sollten sich Ticketinhaber über die mögliche Weitergabe ihrer Daten bewusst sein. "Die Daten können auch im EU-Ausland verarbeitet werden, wo die strengeren Datenschutzverordnungen vielleicht nicht gelten", erklärt Götze. Auch ein Sprecher des Landesbeauftragten für Datenschutz kritisierte in der "Rheinischen Post" im Vorfeld des Turniers den laxen Umgang der Uefa mit den Fan-Daten: "Leider scheint der Besuch der Spiele mit der umfassenden Offenlegung der personenbezogenen Daten verbunden zu sein", hieß es.

Es offenbart sich: Um den Schwarzmarkt einzudämmen - was auch im großen Interesse der Uefa ist - nimmt der Verband Verschärfungen und Einschränkungen beim Ticketverkauf für Fans in Kauf.

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