Herthas Fußballerinnen sind trotz begrenzter Ressourcen zufrieden mit der Saison
Seit einem Jahr gibt es bei Hertha BSC eine Frauenfußball-Abteilung. Insgesamt ist man zufrieden mit dem Verlauf der Premieren-Saison, auch wenn es noch Probleme gab. Die Ziele für die nächsten Jahre sind ehrgeizig.
Vor einem knappen Jahr startete Hertha BSC mit seiner Frauenmannschaft in die Regionalliga-Saison. Es war der Startpunkt in eine neue Ära für den Klub. Erstmals in der langen Geschichte des Vereins spielte eine Frauenmannschaft mit dem blau-weißen Trikot und der Fahne auf der Brust.
Zeitgleich war es der Schlusspunkt der Übernahme der Frauenfußball-Abteilung von Hertha 03 Zehlendorf, die den Start einer Mädchen- und Frauenfußball-Sparte bei Hertha BSC erst möglich gemacht hatte. Nun ist die erste Saison beendet. Wegen dünner finanzieller und begrenzter personeller Ressourcen war es ein beschwerliches Jahr. Dennoch ist man im Klub zufrieden.
Die Frauen von Union Berlin stehen nach dem 8:0-Heimsieg gegen den SV Henstedt-Ulzburg in der Aufstiegsrelegation mit einem Bein in der 2. Bundesliga. Das Hinspiel fand vor einer neuen Rekordkulisse im Stadion an der Alten Försterei statt.
Chahed: Probleme gut abgefangen
"Es ist völlig normal für einen Verein, dass es noch zu Problemen kommt, wenn man plötzlich neun Mannschaften dazubekommt, die teilweise sogar noch in Zehlendorf trainieren", sagt Sofian Chahed, ehemaliger Hertha-Profi und heutiger Leiter der Frauenfußballabteilung des Vereins. "Wir konnten das aber alles sehr schnell und gut abfangen und werden es als Lehre mit in die nächste Saison nehmen, um Dinge besser zu machen", sagt Chahed weiter.
Im Mittelpunkt wird auch dann wieder das Regionalliga-Team, also die erste Mannschaft, stehen. Das Team von Trainer Manuel Meister beendete die Saison auf Platz sechs - damit erfüllte die junge Mannschaft mit viel Entwicklungspotenzial die Erwartungen.
Aufstieg ist das mittelfristige Ziel
Insbesondere in der Hinrunde zeigte sich Hertha bereits überraschend gut in Form. Der anschließende Leistungsknick war dann sogar eingeplant, sagt Meister. "Dass es am Anfang so gut lief und es dann zwischendurch ein Tief gab, war bewusst gesteuert", so der Trainer. "Wir haben dann mehr ausprobiert, weil im Winter schon klar war, dass wir nicht ab- oder aufsteigen werden". Das Entscheidende sei die Entwicklung der Spielerinnen gewesen, dieser Prozess habe sich ausgezahlt.
Diesen möchte man bei Hertha nun fortsetzen - die mittelfristige Zielsetzung ist klar. "Wir möchten ein stabiles Fundament bauen und nicht zu früh zu viel wollen, aber trotzdem das Maximale herausholen. In den nächsten Jahren wollen wir dann den Aufstieg in die 2. Bundesliga, aber noch nicht nächste Saison", sagt Abteilungsleiter Chahed.
Ähnlich wie bei der Männermannschaft soll der eigene Nachwuchs dabei eine zentrale Rolle spielen. Auch bei den Frauen setzt Hertha also auf den viel thematisierten "Berliner Weg". Ein Problem: Der DFB hat die eigentlich attraktive U17-Juniorinnen-Bundesliga zur neuen Saison abgeschafft - offiziell wegen mangelnder Qualität, tatsächlich wohl eher aus finanziellen Gründen.
Mittlerweile ist für den Spielbetrieb aber eine Lösung gefunden worden. "Es wird einen Hybridspielbetrieb mit einer U17-Talenteliga und der Verbandsliga geben", verrät Chahed. "In der Talenteliga werden wir zumindest vier bis sechs Spiele im Jahr haben, wo wir gegen andere regionale und überregionale Leistungsteams spielen werden. Das ist erstmal sehr gut, weil sich die Spielerinnen das auch gewünscht hatten". Außerdem wolle man regelmäßig Freundschaftsspiele gegen Jungenmannschaften organisieren. "Der Mix aus allem ist das Beste für die Mädels", sagt Chahed.
Zweite Mannschaft soll professioneller werden
Eine weitere Aufgabe für die neue Saison ist es, die zweite Mannschaft, die bislang in der untersten Berliner Liga spielt, näher ans erste Team heranzuführen. So soll talentierten Nachwuchsspielerinnen eine Perspektive geboten werden. "Wir wollen daraus eine U20-Mannschaft machen, also etwas verjüngen und das Leistungsprinzip einführen. Natürlich suchen wir aber eine Möglichkeit, dass alle Mädels aus dem Team weiter bei uns Fußball spielen können", sagt Chahed.
Auf ihn und alle anderen Verantwortlichen in Herthas Frauenteam wartet also viel Arbeit, um die nach wie vor neue Ära im Klub erfolgreich zu gestalten.