rbb24
  1. rbb|24
  2. Sport
Quelle: IMAGO / AFLOSPORT

Spanien-Kroatien in Berlin

EM-Teamcheck Spanien: Supertalente statt Superstars

Spanien gehört wieder zum engsten Favoritenkreis auf den EM-Titel. Die Mannschaft verfügt über spielerische Klasse, eine starke Defensive und das spannendste Supertalent des europäischen Fußballs. Ein Team-Check mit Julio von den Unionistas de Salamanca.

Die Ausgangslage

Starkes Team, erfahrener Trainer, spannende Talente – Spanien gehört auch diesmal zum absoluten Favoritenkreis auf den EM-Titelgewinn. Der letzte Erfolg bei einer EM liegt aber – für das spanische Selbstverständnis viel zu lange – bereits 12 Jahre zurück. 2012 wurde man letztmalig Europameister und verteidigte durch einen 4:0-Sieg im Finale gegen Italien seinen Titel.

Damit die Furia Roja (die rote Furie) Europas Fußballnationen wieder das Fürchten lehrt, wurde Ende 2022 Luis de la Fuente als neuer Nationaltrainer vorgestellt. Seine Bilanz ist durchaus beeindruckend: Aus 15 Spielen holte sein Team 12 Siege bei einem Remis und zwei Niederlagen – Zahlen, die in diesen Tagen einen deutschen Nationaltrainer vor Neid erblassen lassen. Dementsprechend souverän bestritten die Spanier ihre WM-Qualifikationsgruppe. Der einzige Ausrutscher passierte dem Team im März 2023, als man mit 0:2 in Schottland verlor. Ansonsten gab es nur Siege, darunter auch deutliche Ergebnisse, die die Offensivstärke der Mannschaft deutlich unter Beweis stellten.

"Wir haben eine sehr junge Mannschaft mit viel Qualität und Potential. Es ist eine neue Generation“, sagt Julio, Gründungsmitglied des Vereins Unionistas de Salamanca und mittlerweile wohnhaft in Berlin. Der vor zehn Jahren als Fanprojekt entstandene Klub trägt bewusst den 1. FC Union in seinem Namen, denn die Köpenicker galten dem jungen Verein damals als Vorbild. Mittlerweile ist man sogar in Spaniens 3. Liga angekommen.

EM-Teamcheck Österreich

Der gar nicht mehr so geheime Geheimfavorit

Eines der aufregendsten Teams der EM spielt gleich zwei Mal in Berlin. Österreich hat alle Zutaten, um Deutschland die Show zu stehlen. Das Problem: Diese Österreicher dürfte niemand mehr unterschätzen. Ein Team-Check mit Andreas Heraf.

Die Schlüsselfiguren

Der Cheftrainer der spanischen Nationalmannschaft, Luis de la Fuente, genießt das Image eines absoluten Fußball-Fachmanns. Der 62-Jährige ist in seiner Heimat als erfahrener Jugendtrainer bekannt, feierte mit Spaniens U-19 (2015) und U-21 (2019) jeweils den EM-Titel. Mit der Nationalmannschaft folgte 2023 der Erfolg in der Nations League. De la Fuente lässt in einem kontrolliert-offensiven 4-3-3 spielen, gegen stärkere Gegner auch gerne in einem 4-2-3-1. Der Coach steht für Ballbesitz- und Kombinationsfußball, mag aber auch die tiefen Pässe, um in die gefährlichen Räume zu kommen. "Er hat einen guten Job gemacht und wird auch immer populärer", sagt Julio.

Das Team strotzt vor hoch veranlagten Innen- und Außenverteidigern: Robin Le Normand, Nacho Fernandez, Ayemeric Laporte, Marc Cucurella, Dani Carvajal – alle haben das Niveau Weltklasse. Hinzu kommt Shootingstar Alejandro Grimaldo vom Deutschen Meister Bayer Leverkusen, der aber bei dieser Fülle an Ausnahmespielern keine Einsatzgarantie besitzt. Wenn überhaupt, dann passt das Prädikat Superstar noch am ehesten auf Rodri von Manchester City. Er ist gesetzt als Abräumer und unauffälliger Strippenzieher im defensiven Mittelfeld. Weitere Optionen als Nebenmänner sind Pedri vom FC Barcelona und die Achse Martin Zubimendi/Mikel Merino von Real Sociedad San Sebastian. Auch Dani Olmo von RB Leipzig kann sich Hoffnungen auf Einsatzzeiten im Mittelfeld machen.

Im Angriff sind vor allem die offensiven Außenbahnen erwähnenswert mit Ferran Torres, Ayoze Perez und Nico Williams. Und da wäre noch das 16-jährige Supertalent Lamine Yamal vom FC Barcelona: Yamal bricht in Spanien gerade alle Rekorde und könnte eines der Entdeckungen dieser EURO werden. "Ich mag ihn sehr. Er kann neue Impulse von der Bank geben, gerade gegen Gegner die tief stehen und die Mitte dicht machen", erklärt Julio die Vorzüge des Youngsters.

Die Mittelstürmer-Position ist im Vergleich zu allen anderen Mannschaftsteilen am schwächsten, aber dennoch namhaft besetzt mit Alvaro Morata, Mikel Oyarzabal und Joselu.

Der Ausblick

Probleme machten dem Team zuletzt nur individuelle Schnitzer und Unkonzentriertheiten, wie in der Anfangsphase im Test gegen Nordirland (5:1), als man nach 68 Sekunden in Rückstand geriet, danach aber ein offensives Feuerwerk abbrannte. Gegen Kolumbien (0:1) verlor der junge Verteidiger Dani Vivian den entscheidenden Zweikampf vor dem spielentscheidenden Gegentreffer.

Der Kader ist auf jeder Position doppelt stark besetzt, wobei viele junge Spieler "der neuen Generation" das Vertrauen von de la Fuente genießen. Der Umbruch ist vollzogen, die Mannschaft bereit für dieses große Turnier. Der Sieg in der Nations League hat dem Team enormen Rückenwind verliehen. "Wir haben keine Superstars, aber das muss nichts Schlechtes sein. Die alte Generation hatte immer viel Druck. Jetzt ist das völlig anders. Wir sind eine junge, hungrige Mannschaft, die sehr gut harmoniert", erklärt Julio.

Ein Selbstläufer wird die Gruppenphase aber nicht, zumal die Gruppe B mit Kroatien und Italien zwei namhafte Gegner parat hält, dazu gesellt sich Außenseiter Albanien. Das Achtelfinale ist Pflicht für Spanien, da sich auch die vier Gruppendritten fürs Weiterkommen qualifizieren. Das Potential und die gute Mischung aus Talenten und Erfahrung könnte am Ende, wenn alles optimal läuft, für den vierten Europameister-Titel reichen.

EM-Teamcheck Niederlande

Der Europameister von 1988 will endlich mal wieder nach oben

Fünf Teams spielen in der EM-Vorrunde in Berlin. Auch die Niederlande kommen ins Olympiastadion und wollen nach 1988 endlich wieder einen Titel gewinnen. Zuerst muss aber die Krachergruppe D überstanden werden. Ein Team-Check mit Dick van Burik.

Die Berlin-Connection

Am kommenden Samstag (18 Uhr) spielt die spanische Nationalmannschaft gleich ihr erstes Gruppenspiel im Berliner Olympiastadion. Julio hat sich zwar keine Karten besorgt, da sie ihm zu teuer waren, aber er wird sich mit vielen spanischen Freunden zum Gruppengucken verabreden – vielleicht gehe man sogar auf die Berliner Fanmeile.

Seit drei Jahren lebt Julio mittlerweile in Berlin. Die Leidenschaft für Union wuchs bereits in Spanien: "Ich mag den Verein einfach, vor allem wie er mit seinen Fans umgeht. Sie haben was zu sagen und das gefällt mir." Nachdem sein alter Herzensverein UD Salamanca im Juni 2013 aufgrund eines horrenden Schuldenbergs die Auflösung bekannt geben musste, formierte sich eine Gruppe von Fans, die alles anders machen wollten. Kein großer Geldgeber sollte mehr das Sagen haben, transparent und demokratisch sollte es zugehen. Union Berlin diente als Inspiration und Unionistas de Salamanca CF wurde gegründet. Mittlerweile hat der Verein den Aufstieg in den Profifußball geschafft.

Sendung: rbb24|Inforadio, 10.06.2024, 15:15 Uhr

Artikel im mobilen Angebot lesen