5 Alternativen zur Fanmeile
Die Fußball-EM ist in vollem Gang, die Fanmeilen bestens gefüllt. Allerdings werden dort, zum Ärger der Fans, längst nicht alle Spiele gezeigt. Zumindest für die Spiele mancher Nationen lässt sich aber Abhilfe schaffen. Ein Überblick.
Das "Centre français de Berlin“ [centre-francais.de] hat gleich ein ganzes Programm um diese Europameisterschaft gestrickt. Und während die Spiele der Vorrunde noch im hauseigenen Kinosaal präsentiert werden, geht es ab dem Achtelfinale zusätzlich hinaus ins Freie. Dort finden ab dem 29. Juni zudem Workshops zum Thema Fußball statt, es darf selbst gezockt und außerdem zu DJ-Klängen getanzt werden. Am 6. Juli, dem zweiten Tag der Viertelfinal-Begegnungen, wird zum "Urban Cultures Festival geladen", dann unter anderem mit einem Street Soccer Turnier. Gesprächs-Starter, um auch als deutscher Gast sofort Anschluss zu finden: "On y parle donc d'abord de foot, et après de vin." (Reden wir also zuerst über Fussball und (erst) danach über Wein.)
Alte Fußball-Weisheit: Was ist besser als die schottische Nationalmannschaft? Ihre Fans. Die "Tartan Army" genannten Supporter der "Bravehearts" genannten Spieler sind einmal mehr ein Hingucker bei diesem Turnier. Weil sie tatsächlich Dudelsack-Spieler im Stadion haben. Weil sie die komplexesten und lautesten Gesänge haben. Und weil sie ansonsten jede Stadt unsicher machen, ohne sie unsicher zu machen. Weil schottische Fans vor allem das fröhlich betonen, wenn von feucht-fröhlich die Rede ist. Und weil zu befürchten ist, dass eine zweite Fußball-Weisheit eintritt, nämlich jene, nach der die schottischen Fans schneller wieder daheim sind als die Postkarten, die sie geschrieben haben, hier noch eben der Hinweis auf das Kesselhaus auf dem Gelände der Kulturbrauerei.
Im Kesselhaus wird mit Unterstützung der schottischen Regierungsvertretung in Deutschland Programm gemacht. Vor dem letzten Gruppenspiel gegen die Ungarn (Sonntag, 21 Uhr) spielen zunächst "Assynt & Freunde" auf, die "mit Highland-Pipes und Fiddle die Essenz der schottischen Musiktradition verkörpern", wie es auf der Homepage des Veranstalters heißt [kesselhaus.net]. Und anschließend also die Bravehearts. Unbedingter Vorteil der Location: Mit der guten Sound-Anlage kommen die Gesänge der "Tartan Army" erst Recht zur Geltung. Gesprächs-Starter, um auch als deutscher Gast sofort Anschluss zu finden: "We hate England, We hate England, We hate England more than you, We hate England more than you …"
Wenn es darum geht, wo sich am besten die Spiele der italienischen Nationalmannschaft schauen lassen, wird immer wieder genannt: Tante Käthe. Die Fußball-Kneipe am Mauerpark auf der Bernauer Straße, benannt nach dem Spitznamen von Rudi Völler, dem Fußballweltmeister 1990. Und vielleicht auch deshalb immer schon Anlaufpunkt für Anhänger der AS Rom, für die Völler zwischen 1987 und 1992 spielte, weshalb sich der gebürtige Hanauer Völler selbst gern mal als halber Italiener bezeichnet.
Wen das nicht überzeugt oder wem der Prenzlauer Berg zu weit weg oder zu hip ist, der schaue einfach beim Lieblings-Italiener seines Vertrauen. Vorteil dabei: Bei einem Sieg der "Squadra Azzurra" gibt es dann garantiert einen Limoncello aufs Haus. Weiterer Vorteil: Bei einer Niederlage auch. Gesprächs-Starter, um auch als deutscher Gast sofort Anschluss zu finden: "Il calcio non è matematica." (Der Fußball ist keine Mathematik.)
Der Sieger der letzten Europameisterschaft in Deutschland (1988) hat auch bei diesem Turnier wieder jede Menge Anhänger im Schlepptau. Und die sind fast so gut wie die Schotten. Einzig die Selbst-Ironie geht den Oranje-Fans ein wenig ab. Kein Wunder, die Mannschaft ist zumeist ja auch sehr erfolgreich. Anderseits ist die drängendste Empfehlung für Public Viewing von Spielen der sogenannten "Elftal" das "Holländer Pflanzencenter Charlottenburg". Die eigens für das Turnier errichtete Strandbar direkt neben dem Olympiastadion lockt mit kostenlosem Eintritt und Hüpfburg für Kinder. Gesprächs-Starter, um auch als deutscher Gast sofort Anschluss zu finden: "Beter een goede buur dan een verre vriend." (Lieber ein guter Nachbar als ein ferner Freund.)
Damit der Kalauer vom Tisch ist: Die Schweiz ist bekanntlich neutral, von daher geht für Spiele der sogenannten "Nati" natürlich jedes beliebige Public Viewing. Nun aber zum Wesentlich und also zu einer Lieblings-Kneipe vom Fischer, Urs, dem ehemaligen Trainer des 1. FC Union Berlin.
Und weil der Mann dort Wunder vollbracht hat, indem er einen Zweitligisten bis in die Champions League führte, kann es nie schaden, auf seinen Spuren zu wandeln und also in die "Schwarze Heidi" zu gehen. Weitere Gründe laut der Betreiber: eisgekühltes Schweizer Bier, leckere Schweizer Köstlichkeiten und bei jedem Schweizer Tor eine kleine Überraschung. Gesprächs-Starter, um auch als deutscher Gast sofort Anschluss zu finden: "Wer ist heute Bänkliwärmer?" (Wer ist heute Auswechselspieler?)
Sendung: rbb24 Inforadio, 21.06.2024, 19:15 Uhr
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