Die 17-jährige Charlotte Nettelsheim gilt als Favoritin bei der Judo U18 Europameisterschaft. | Quelle: rbb
Judo-EM U18
"Ich kämpfe sehr gern und habe ein großes Durchhaltevermögen"
Charlotte Nettesheim gilt als eines der größten Nachwuchstalente im deutschen Judo-Sport. Bei der am Donnerstag startenden EM U18 in Sofia gilt die Frankfurterin als Medaillen-Anwärterin. Die 17-Jährige stapelt ihre Erfolgsaussichten aber selbst tief.
Am Donnerstag beginnen in der bulgarischen Hauptstadt Sofia die Europameisterschaften im Judo der unter 18-Jährigen. Mit dabei ist auch Charlotte Nettesheim vom JC 90 Frankfurt (Oder). Beim Abschlusstraining vor der Reise nach Bulgarien wirkt die Kämpferin außerhalb der Tatami – der Judomatte – noch zurückhaltend. Aber im Training und bei Wettkämpfen zeigt die auf den ersten Blick zierlich wirkende Frau ihr Können.
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Judoka sichert sich 2024 eine Medaille nach der anderen
2024 ist das bislang erfolgreichste Jahr der Frankfurter Judoka, die im Extra-Leichtgewicht, in der Klasse bis 48 Kilogramm, startet. Nach ihrer Bronzemedaille bei den Deutschen Meisterschaften U18 und dem fünften Platz in der U21, sicherte sich Nettesheim in diesem Jahr auch ihren ersten internationalen Erfolg: Bronze beim European Cup im kroatischen Porec. Für die Sportschülerin die wichtigste Auszeichnung ihrer bisherigen Karriere: "Davor war ich bei den Europa Cups nicht so erfolgreich und saß dann immer am Rand und habe mich gefragt, wie es wäre, bei der Siegerehrung oder im Finale zu stehen. Wenn man das dann selber erlebt, ist das ein ganz anderes Gefühl". Nach diesem ersten besonderen Erfolg erkämpfte sich die 17-Jährige noch drei weitere European Cups Medaillen.
Bevor die junge Sportlerin so durchstartete, legte sie eine längere Pause ein: "Das war auch gut, denn so habe ich ein bisschen Abstand vom Judo und wieder ein bisschen Spaß daran gehabt. Wenn man das so lange macht, macht es nicht mehr so viel Spaß, wenn man nur mäßig erfolgreich ist. Dann bin ich das Jahr gestartet, hatte eigentlich gar keine hohen Erwartungen und nicht so viel Druck." So habe sie die anstehenden Wettkämpfe mit freiem Kopf antreten können.
Charlotte Nettesheim beim Training in Frankfurt (Oder). | Quelle: rbb
Erfolg kam für Trainerin unerwartet
Seit vier Jahren besucht Nettesheim inzwischen die Frankfurter Sportschule. Dass sie Potential für eine Karriere im Kampfsport hat, sei ihrer Trainerin Susi Garling von Anfang an klar gewesen. "Aber es hat dann doch ein bisschen länger gedauert als wir gedacht haben. Dass sie jetzt aber so erfolgreich wird und souverän in allen Europa-Cups eine Medaille holt, hätten wir tatsächlich nicht erwartet. Das ist wirklich außergewöhnlich." Die erste internationale Sieg in Porec habe das Selbstbewusstsein der jungen Sportlerin gestärkt, so Garling: "Mit dem Gefühl 'Ich kann es ja doch' sei sie in die nächsten Wettkämpfe gegangen und es lief."
Zwei Mal pro Tag trainiert die junge Judo-Sportlerin, die zum kommenden Schuljahr auf die Sportschule nach Potsdam wechselt. Kurz vor den Europameisterschaften ging es zusätzlich noch ins Trainingslager nach Kienbaum und Kroatien. Zwar fühlt sich die Judoka gut vorbereitet auf die EM, doch bei ihren Erfolgsaussichten stapelt sie eher tief. "So ein fünfter Platz wäre schon ganz cool", sagte sie dem rbb. "Aber eine Medaille wäre natürlich viel besser. Ich will aber auch nicht zu hohe Erwartungen setzen." Ausschlaggebend für ihren Erfolg sei nicht ihre Technik, sondern ihr Durchhaltvermögen und "dass ich gerne Kämpfe und mir das Spaß macht", so die junge Athletin.
Seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine lebt Alina Z. in Frankfurt (Oder). Sie hat Deutsch gelernt, arbeitet hier - und fährt, so oft sie kann, zu ihren Angehörigen in die Ukraine. Beide Welten zusammenzubekommen, sei schwierig, sagt sie. Ein Gesprächsprotokoll.
"Sie ist eine der erfolgreichsten Judoka-Mädchen in Deutschland"
Nach ihren erfolgreichen Wettkämpfen in diesem Jahr startet sie am Donnerstag als Favoritin bei den Europameisterschaften. Auch ihre Freundin und Trainingskameradin Livia Bartz ist optimistisch: "Ihre vier Europa-Cup-Medaillen sind schon krass. Sie ist eine der erfolgreichsten Judoka-Mädchen hier in Deutschland. Ich denke, dass da eigentlich schon ein dritter Platz drin wäre. Sie will sich aber selbst nicht enttäuschen, wenn es nicht klappt."
Auch Trainerin Susi Garling will den Druck auf ihren Schützling so gering wie möglich halten. Doch auch sie traut Nettesheim den großen Wurf zu. "Sie kann prinzipiell gegen jede gewinnen und das schon schaffen."
Die Judo U18-Europameisterschaften finden vom 27. bis 30. Juni in Sofia statt. 500 Teilnehmer aus 44 Nationen werden erwartet. Der Deutsche Judo-Bund hat zehn Frauen und elf Männer U18 für die Europameisterschaften nominiert. Nettesheim geht als einzige Brandenburger Athletin an den Start.