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Quelle: IMAGO / camera4+

Interview mit Alba-Legende Henrik Rödl

"Olympia war die Erfüllung eines Lebenstraums"

Henrik Rödl gilt als Alba-Legende. Als Spieler und Trainer nahm er an Olympischen Spielen teil. Ein Gespräch über die Chancen der deutschen Basketballer in Paris, die Konkurrenzfähigkeit der Bundesliga und das größte Team aller Zeiten.

rbb|24: Herr Rödl, können Sie sich noch an den 29. Juli 1992 erinnern?

Henrik Rödl: Ich schätze, da muss irgendetwas in Verbindung mit den Olympischen Spielen in Barcelona oder der Qualifikation für das Turnier passiert sein.

Sie trafen an diesem Tag bei den Olympischen Spielen auf das Dream Team der USA. Wie war es, gegen Michael Jordan, Larry Bird und Magic Johnson, Basketball zu spielen?

Das war das großartigste Erlebnis, was man sich als Spieler vorstellen kann. Ich war zu dem Zeitpunkt am College in den USA und war daher ein bisschen näher dran an der amerikanischen Szene. Es waren die absoluten Vorbilder für den gesamten Sport. Dieses Team war das größte Ereignis im Basketball – wahrscheinlich aller Zeiten. Es gab drumherum eine riesige Aufregung, und gegen sie zu spielen war eine große Ehre. An das Spiel selbst kann ich mich gut erinnern. In der zweiten Halbzeit haben sie etwas nachgelassen und wir hatten das Gefühl, mithalten zu können.

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Durch den aktuellen Olympiakader der USA weht ebenfalls ein Hauch von Dream-Team mit LeBron James und Stephen Curry. Sie werden es aber nicht auf dem Parkett erleben. Als Nationaltrainer Ägyptens sind sie mit ihrem Team an der Qualifikation gescheitert. Wie sehr schmerzt sie das?

Ich habe die Aufgabe erst im Januar angeboten bekommen und es war von vorneherein klar, dass die Qualifikation mit der ägyptischen Nationalmannschaft so gut wie unmöglich war. Dafür ist das Team nicht stark genug. Die Gruppe, in der wir spielen mussten, mit Griechenland, dazu Kroatien und Slowenien war auch die schwerste in der gesamten Olympia-Quali. Die Erwartungshaltung war nicht sehr groß, wir wollten uns zeigen. Das war das Wichtigste und das hatten sich die Ägypter verdient, mit guten Auftritten bei der Weltmeisterschaft.

Zur Person

Werden sie Trainer in Ägypten bleiben, oder wie sehen ihre Pläne für die Zukunft aus?

Das Traineramt in Ägypten war zunächst eine kurzfristige Aufgabe, die ich bis zum Sommer übernehmen wollte. Ich werde in der nächsten Saison in Saudi-Arabien beim Club Al-Ola arbeiten. Das ist vielleicht auf den ersten Blick ungewöhnlich, aber ich habe mir hier in der Region ein gewisses Renommee erarbeitet. Andere Trainer wie Dirk Bauermann zum Beispiel, haben auch schon für den Iran und Tunesien gearbeitet. Wie es danach für mich weitergeht, ob ich Nationaltrainer bleibe oder nicht, das steht noch in den Sternen.

Sie selbst waren Spieler und Coach der deutschen Nationalmannschaft. 2021 in Tokio bei den Olympischen Spielen kamen sie mit dem Team bis ins Viertelfinale. Was verbinden sie mit dieser Zeit als Nationaltrainer?

Allein die Qualifikation für die Olympischen Spiele war für mich die Erfüllung eines absoluten Lebenstraums. Wir hatten in diesem Sommer eine qualitativ hochwertige Mannschaft beisammen, die auch sehr gut zusammengehalten hat. Wobei von den damaligen NBA-Spielern nur Moritz Wagner mit dabei war, aufgrund von schwierigen Vertragslagen und Krankheiten. Eingetrübt wurde das Ganze, dass das Turnier mitten in der Corona-Pandemie stattfand. Dadurch hatte man weniger Kontakt mit anderen Sportlern und man ist nicht so viel herumgekommen.

Was ist aus Ihrer Sicht im Deutschen Basketball passiert, dass es zu dieser Leistungsexplosion mit dem WM-Titel 2023 kommen konnte?

Die Mannschaft hat sich weiterentwickelt. Außerdem sind einige NBA-Spieler wie Franz Wagner, Daniel Theis und Dennis Schröder dazugekommen, die 2021 gar nicht dabei waren. Sie haben dann zusammen eine unfassbare Weltmeisterschaft gespielt. Dass Deutschland Weltmeister im Basketball ist, kommt einem immer noch schwer über die Zunge. Aber es schürt diese große Begeisterung für das Team und den deutschen Basketball.

Auf der einen Seite die erfolgreiche Nationalmannschaft mit ihren vielen NBA-Stars, auf der anderen Seite eine Bundesliga, die im europäischen Vergleich etwas abfällt. Wie bewerten Sie dieses Missverhältnis?

Allgemein kann man sagen, dass die deutsche Bundesliga sich etabliert hat. Sie gilt als eine der besten Ligen Europas. Aktuell haben wir zwei Teams in der Euroleague, das ist eine enorme Verbesserung im Vergleich zu früher. Die Liga hat viele gute Spieler, die den Sprung in die NBA schaffen können. Natürlich könnte die Qualität noch besser werden, aber finanziell ist die Liga hierzulande sehr solide aufgestellt. Man sieht das daran, dass die Spieler gerne zu deutschen Klubs wechseln. Ich bin mir sicher, dass der Trend auch in der Euroleague bald nach oben zeigen wird.

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Liegt die Attraktivität der Bundesliga in ihrer Ausgeglichenheit?

In vielen europäischen Ligen ist es so, dass es dort nur ein, zwei Vereine gibt, die ganz viel Geld haben und die Meisterschaft unter sich ausmachen, zum Beispiel in Griechenland, wo der Rest einfach viel weniger finanzielle Mittel zur Verfügung hat. Da braucht sich die Bundesliga gar nicht zu verstecken. Ich denke, wir sind hierzulande auf einem guten Weg, vor allem wenn sich die Vereine weiterhin finanziell entwickeln können.

Wie steht es um die Jugendarbeit? Wird es bald noch mehr deutsche Spieler in der NBA geben?

Deutschland hat es geschafft, sich für die U17-Weltmeisterschaft zu qualifizieren. Dafür müssen auch erstmal die Ergebnisse stimmen. Die Vereine sind gut aufgestellt, vieles wurde zuletzt verbessert in der Jugendarbeit. Zusammen mit dem WM-Titel im Rücken ist da in Zukunft noch vieles zu erwarten.

Herr Rödl, wir bedanken uns für das Gespräch.

Das Interview führte Fabian Friedmann für den rbbSport.

Sendung: rbb24|Inforadio, 09.07.2024, 12:15 Uhr

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