Alle Welt spricht gerade von Olympia - drei Spremberger bereiten sich derweil intensiv auf ihre Weltmeisterschaft vor. Sie wollen die neuen Sterne am Sumo-Himmel werden - obwohl sie bei ihrem Vereineigentlich mal mit Judo angefangen haben.
Zunächst die traditionelle Begrüßung, es folgt das Kommando vom Kampfrichter - dann dauert es nur ein paar Sekunden und Lucie Fiedler hat ihre Gegnerin aus dem Ring geschubst. Sie ist die Siegerin dieser Runde. "Mein längster Kampf ging glaube ich 15 Sekunden, es geht wirklich ziemlich schnell", erzählt die 17-Jährige.
Seit einigen Jahren trainiert Lucie bereits Sumo in Spremberg (Spree-Neiße). Sie kämpft in der Gewichtsklasse bis 65 Kilo, ist groß und schlank. Ihre Geheimwaffe? "Ich habe lange Beine, die kann man gut einsetzen", sagt Lucie mit einem Grinsen im Gesicht. Oft entgegne ihr großes Staunen, wenn sie von ihrer Leidenschaft erzählt. Man denke bei Sumo ja vorrangig an große und schwere Männer. "Die Blicke dann sind unbezahlbar" scherzt die junge Sportlerin.
Die Brandenburger Kleinstadt Spremberg gilt als eine Top-Adresse des Judosports. Seit Jahren kämpfen die Männer des KSC ASAHI in der 1. Bundesliga. In der neuen Saison folgen nun auch die Frauen. Von Thomas Juschus
Einfache Regeln, schnelle Kämpfe
Zum Sumo kam Lucie vor einigen Jahren, durch einen Schnuppertag bei ihrem Verein. Der Sport besticht auch durch seine einfachen Regeln. Die Kämpfe sind kurz, Gewinner ist, wer den Gegner zuerst aus dem Ring schubsen kann oder ihn dazu bringt, andere Körperteile außer seine Fußsohlen auf die Matte zu setzen, wie Dirk Meyer, Vereinspräsident beim KSC Asahi erzählt.
"Das ist beim Judo komplizierter", so Meyer. Im Judo wird jede Aktion des Kämpfers bewertet, dafür stehen drei Kategorien zur Auswahl. Es geht zum Beispiel darum, wie lang der Gegner im Haltegriff fixiert werden kann oder mit wie wenig Aufwand der Gegner zu Fall gebracht wurde. Am Ende gewinnt, wer die höchste Wertung erhält.
Vielen ist das zu kompliziert. Gut 30 Sumokämpfer und -kämpferinnen trainieren mittlerweile in Spremberger Verein. Viele von ihnen sind vom Judo oder Karate übergelaufen.
Dass vor allem Lucie großes Sumo-Talent hatte, wurde schnell klar. Bereits bei ihrem ersten Wettkampf entdeckte die sie Bundestrainerin und wollte sie in ihrem Team. Und nach dem dritten Platz bei der EM in Athen geht es nun zur Weltmeisterschaft nach Polen, gemeinsam mit ihrem Spremberger Trainer Phumpanya Mazur, der auch selbst antreten wird.
Für den 20-Jährigen ist besonders wichtig, ausgeschlafen und fokussiert beim Wettkampf zu erscheinen. Hellwach zu sein und den ersten Schritt im Kampf zu machen, sei entscheidend. "Wenn wir langsam starten, hat der Gegner zu viel Zeit, sich was anderes zu überlegen, dann haben wir keine Chance."
Jahr eins nach dem Drittliga-Aufstieg wird gewissermaßen zur Abschiedstour für Claus-Dieter Wollitz. Ein Gespräch über ein attraktives Auftakt-Programm, ein Foul mit Folgen und seine letzte Saison als Trainer des FC Energie Cottbus.
Hoffnung auf das Treppchen
Neben Lucie und Phumpanya wird noch eine dritte Sportlerin aus dem Spremberger Verein zur WM reisen. Damit stellt Spremberg ein Drittel der neunköpfigen deutschen Mannschaft.
Etwas Zeit für die Vorbereitung bleibt den drei Sumo-Talenten aus Spremberg aber noch. Zunächst gibt es noch einen Wettkampf in Schottland, dann geht es ins Trainingslager mit dem deutschen Team. In Krotoszyn wird dann vom 5. bis zum 8. September um die Weltmeistertitel gekämpft.
"Wenn ich gegen Japan kämpfen muss, bin ich auf jeden Fall aufgeregt", sagt Lucie mit Blick auf die lange Sumotradition im Land. "Aber das wird schon." Lucie sagt, sie hoffe auch diesmal auf einen Platz auf dem Siegertreppchen, wie sie ihn in Athen bereits ergattern konnte. "Ein hammermäßiges Gefühl", so die 17-Jährige.