Fußball
Die Frauen-Bundesliga soll zur Saison 2025/26 um zwei Teams anwachsen. Die Vereine freuen sich über die Neuerung. Vor allem für Viktoria Berlin eröffnet die Regeländerung eine große Chance. Von Shea Westhoff
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat vor zehn Tagen in seiner Vorstandssitzung die Erweiterung der Frauenfußball-Bundesliga beschlossen. Davon erhofft sich der Verband einen weiteren Professionalisierungsschub und trägt gleichzeitig dem wachsenden Interesse am Fußball der Frauen Rechnung.
Mit dem 1. FC Union, Turbine Potsdam und Viktoria begrüßen die besten Teams aus Berlin und Brandenburg den Vorstoß - aus unterschiedlichen Gründen.
Die Frauen-Bundesliga soll zur Saison 2025/26 um zwei Klubs aufgestockt werden. Somit werden statt wie bisher 12 Vereine ab der übernächsten Spielzeit 14 Teams an den Start gehen. Das hat bereits auf die aktuelle Saison Auswirkungen.
Aus der 2. Bundesliga steigen die drei bestplatzierten Klubs ins Fußball-Oberhaus auf. Dort wird in der kommenden Saison jedoch allein der Letztplatzierte absteigen, und selbst das nur unter Vorbehalt: Finden sich unter den vier top-platzierten Zweitligisten keine drei Aufsteiger – etwa, weil mehrere Teams auf ihr Aufstiegsrecht verzichten, wie es vergangene Saison etwa die SG Andernach angekündigt hatte – so muss überhaupt kein Erstligist absteigen.
Die Aufstockung der 1. Liga wirkt sich bis hinunter in die Regionalliga aus. Die insgesamt fünf Staffel-Meister dürfen in der kommenden Saison allesamt in die 2. Liga aufsteigen. Bislang mussten sie teilweise noch Relegationsspiele überstehen - an denen vor einem Jahr Viktoria Berlin trotz Titelgewinns in der Regionalliga Nordost gescheitert ist. Die ohnehin umstrittenen Aufstiegsspiele bleiben den Regionalliga-Topteams im kommenden Jahr erspart.
Die Teams aus Berlin und Brandenburg verknüpfen mit der Aufstockung Hoffnungen. Die Geschäftsführerin des Zweitliga-Neulings 1. FC Union Berlin, Jennifer Zietz, sagt im Gespräch mit rbb|24: "Wir sind gerade ungeschlagen in die 2. Liga aufgestiegen. Die 1. Liga ist unser Ziel. Und dem sind wir durch die Aufstockung noch etwas näher gerückt."
Der Trainer des Erstliga-Rückkehrers Turbine Potsdam, Dirk Heinrichs, sieht die Erweiterung ebenfalls positiv: "Ich finde es überfällig. Es wurde Zeit, dass nicht nur darüber geredet wird, sondern dass gehandelt wird." Insbesondere für kleinere Vereine sei es "ein Riesending", wenn diese durch zusätzliche Heimspiele weitere Vermarktungsmöglichkeiten erhielten, etwa durch Sponsorengelder oder Übertragungsrechte.
Auch Trainer Dennis Galleski sieht seinen Klub Viktoria Berlin als Nutznießer, vor allem, weil in der kommenden Saison vorübergehend ein fester Aufstiegsplatz winkt. "Das ist eine Regelung, von der wir sehr profitieren können." Aufgrund der diesjährigen Aufhebung der Relegationsspiele um den Zweitligaaufstieg habe man den Kader nun verkleinert und die Qualität erhöht. "Unser Ziel ist, in diesem Jahr den Aufstieg zu schaffen." In der Regionalliga duelliert sich Viktoria unter anderem mit den Fußballerinnen von Hertha BSC.
Bereits im Mai hatte Ralf Kellermann, Sportdirektor des VfL Wolfsburg, gemahnt, dass eine Aufstockung zu Terminproblemen für international spielende Vereine wie den FC Bayern München oder eben die Niedersachsen führen könne.
Turbine-Trainer Heinrichs kann diesen Einwand nicht nachvollziehen. Ein großes Thema des Frauenfußballs sei die zunehmende Angleichung der Bezahlung an den Männerbereich: "Und die Männer haben 18 Vereine, spielen teilweise in der Champions League, spielen Nationalmannschaft. Die kriegen das auch hin."
Ein weiterer Kritikpunkt ist das bereits bestehende Gefälle in der höchsten deutschen Frauenfußball-Liga. So stieg Schlusslicht MSV Duisburg vorige Saison ohne einen einzigen Sieg ab. Diese Kluft könnte sich durch die höhere Anzahl von Aufsteigern verschärfen. Heinrichs widerspricht, denn das Gefälle werde ohnehin "immer bestehen", egal "ob mit 12 oder 14 Mannschaften". Eine Erweiterung könne gar für den entscheidenden Unterschied sorgen: "Wenn du vierzehn Mannschaften hast, hast du trotzdem eine Chance mehr, dass auch mal kleinere Vereine reinrutschen." Als Beispiel nennt er den 1. FC Heidenheim bei den Männern. Der Überraschungsaufsteiger aus Baden-Württemberg konnte sich in der 1. Bundesliga durchsetzen und sogar für den Europapokal qualifizieren.
Union-Geschäftsführerin Zietz hält positive Effekte für möglich: "Man hat nochmal mehr Spiele pro Saison, das ist vor allem für die Mannschaften eine Chance, die nicht zusätzlich im Pokal oder im internationalen Wettbewerb aktiv sind." Die vier hinzukommenden Ligaspiele böten zudem die Möglichkeit zusätzlicher Sichtbarkeit: "Gerade im Vergleich zu anderen internationalen Ligen müssen wir die Medienpräsenz und generell die Präsenz des Frauenfußballs in Deutschland erhöhen", sagt Zietz.
Viktoria-Coach Galleski sagt über die Aufstockung: "Insgesamt kann der Frauenfußball davon profitieren, weil die Qualität langfristig erhöht wird." Immer mehr große Vereine würden ins Oberhaus streben, darunter auch Borussia Dortmund und der VfB Stuttgart. "Dementsprechend glaube ich, dass langfristig die Attraktivität und die Wirtschaftlichkeit der Liga profitieren." Noch mehr Vereine würden unter professionellen Bedingungen arbeiten und dadurch hätten noch mehr Spielerinnen die Möglichkeit, in Zukunft mit dem Fußball Geld zu verdienen und davon leben zu können.
Sendung: rbb24 Inforadio, 03.07.2024, 15:15 Uhr
Beitrag von Shea Westhoff
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