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Gilt als Malocher: Der Hüne Lenny Stein (in blau). | Quelle: IMAGO/Matthias Koch

Topspieler wechselt abwärts

Stein des Anstoßes?

Lenny Stein ist zum Berliner Amateurfußballer des Jahres gewählt worden. Er war das Gesicht des Erfolgs von Regionalliga-Aufsteiger Hertha 03 Zehlendorf. Dann gab Stein seinen Wechsel bekannt - zurück in die Unterklassigkeit. Von Shea Westhoff

Manche Entscheidungen entziehen sich der allgemeinen Nachvollziehbarkeit. So etwa 1998, als Yahoo den Kauf von Google zum Spottpreis von einer Million Dollar ablehnte. Oder als Coca-Cola 1985 mit einer neuen Rezeptur an den Markt ging (und das weitgehend verschmähte Produkt nach kurzer Zeit wieder einkassierte).

Lenny Steins Entscheidung, künftig für den BFC Preussen zu spielen, hat wohl eine etwas geringere Tragweite. Aber zumindest unter Kennern der Berliner Amateurfußball-Branche hat sein Wechsel einen ähnlichen Wirbel erzeugt. Was war passiert?

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Abwehrspezialist und Toptorjäger

Mit Hertha 03 Zehlendorf glänzte Kapitän Lenny Stein in der abgelaufenen Saison in der NOFV-Oberliga Nord. Der aus dem Havelland stammende, fast zwei Meter große Muskelmann war Schlüsselspieler des Erfolgs, errang mit 22 Treffern sogar die geteilte Torjägerkanone, und das als Innenverteidiger. Letztlich gelang seiner Mannschaft der Aufstieg in die Regionalliga Nordost, also dem mit namhaften Traditionsmannschaften wie Carl Zeiss Jena oder Lok Leipzig gespickten Classement.

Stein wurde für seine sportlichen Verdienste vor wenigen Wochen auch noch zum Berliner Amateurfußballer des Jahres gewählt. Es ist im unterklassigen Fußball die höchste Ehrung, die einem Hobbysportler zuteil werden kann.

Und was tat der 28 Jahre alte Berufspolizist? Er verkündete seinen Wechsel nach Lankwitz zum BFC Preussen – also wieder geradewegs zurück in die Unterklassigkeit.

BFC Preussen rüstet auf

Die Verwunderung war groß, doch seine Beweggründe sind schlüssig. Zum einen ließen sich Beruf und Familie nur schwierig mit dem reise- und trainingsaufwändigen Regionalligaalltag verbinden, zumindest "zu diesem Zeitpunkt", sagt Stein.

Der andere Grund: Die vielversprechende Zukunft des BFC Preussen. "Dieses ganze Projekt, das Preussen da geplant hat und was auch langfristig in die Regionalliga führen wird", hätten ihn überzeugt.

In Lankwitz tut sich gerade tatsächlich einiges: Der BFC ist als Meister der Berlin-Liga in die Oberliga aufgestiegen und setzt sich nun die allerhöchsten Ziele. In Planung ist der Abriss des Preussenstadions und die Errichtung einer Drittliga-tauglichen Arena.

Auch in Sachen Kaderplanung hat der BFC für Aufsehen gesorgt: Außer Stein eisten die Südberliner gleich mehrere Kicker von Regionalliga-Teams los, etwa Tugay Uzan (BFC Dynamo), Daoud Iraqi (Babelsberg 03) und Mattis Daube (VfB Lübeck), dazu mit Christian Gawe einen Leistungsträger des potenziellen Oberlinga-Meisterschaftskonkurrenten Lichtenberg 47. Und das sind bei weitem nicht alle Neuzugänge. Fast einen vollständigen neuen Kader angelte sich der ambitionierte Verein.

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Vorbilder: Lucio? Naldo?

Doch selbst in dieser illustren Runde neuer Spieler gilt die Verpflichtung Lenny Steins als besonderer Coup. Hinten Fels in der Brandung, vorne Knipser - seine Bedeutung für die Zehlendorfer in der Aufstiegssaison kann wohl schwer überschätzt werden. Stein traf größtenteils vom Elfmeterpunkt - 15 Strafstöße verwandelte er in der abgelaufenen Spielzeit, nur einen verschoss er gegen Tennis Borussia. Doch selbst in jenem Spiel glänzte er noch: "Bei einem anderen Elfmeter bin ich noch mal angetreten und habe ihn verwandelt und habe auch noch einen reingeköpft", erzählt Stein. Seine Team gewann letztlich 3:2.

Damit dürfte Stein aktuell zu den offenstivstärksten Innenverteidiger der Republik gehören. Wem eifert er nach? Lucio? Naldo? Die brasilianischen Abwehrrecken waren berüchtigt für ihre Torgefahr. "Da muss ich leider komplett passen", sagt Stein mit einem Lachen. Ein Vorbild im Fußball habe er nicht.

"Hertha nur das beste wünschen"

Nun darf sich der BFC Preussen von seinen Abwehr- und Angriffskünsten überzeugen. Der Abschied von Hertha 03 sei ihm nach vielen erfolgreichen Jahren "alles andere als leichtgefallen", sagt Stein. Freundschaften seien entstanden. "Hertha werde ich immer nur das Beste wünschen. Ich verfolge die Spiele natürlich noch und werde jede Woche mindestens die Ergebnisse abchecken", sagt er. Das Eröffnungsspiel in der Regionalliga Nordost gewannen die Zehlendorfer in der Vorwoche überraschend deutlich mit 5:0.

Für Lenny Stein und seinem neuen Klub BFC Preussen beginnt die Saison am Samstag gegen den SC Staaken (13 Uhr). Für den Polizisten geht es dann in eine weitere Spielzeit in der niederen Oberliga. Eine rätselhafte Entscheidung, wie einst die Rezepturänderung von Coca-Cola? Er trinke ohnehin Coke Zero, sagt Stein - der offenbar auch für seine Amateurfußballer-Karriere eine außergewöhnliche Rezeptur hat.

Sendung: rbb24 Inforadio, 31.07.2024, 11:15 Uhr

Beitrag von Shea Westhoff

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