Regionalliga Nordost | Teil 2
Die Regionalligisten machen sich bereit für die neue Saison. Der FSV Luckenwalde und Neuling Hertha Zehlendorf streben vor allem den Klassenerhalt an, Altglienicke muss einen Umbruch meistern - und der BFC träumt. Die Klubs im Teamcheck - Teil 2.
Dem BFC Dynamo, der die Rückkehr in die deutsche Fußball-Elite seit langem schon herbeisehnt, hat den Aufstieg in die 3. Liga in der Vorsaison erneut verpasst. Dem vorübergehenden Spitzenreiter schien in den letzten Wochen der Spielzeit die Puste auszugehen. Nun folgt ein neuer Versuch, sich oben festzusetzen und ins Rennen um die Aufstiegsrelegation einzusteigen. An Bord gekommen ist dafür Trainer Andreas Heraf, der unter anderem mehrere österreichische U-Nationalmannschaften trainiert hat und als Talentförderer gilt.
Der neue Trainer aus Österreich zieht eine positive erste Bilanz: "Die Jungs haben vom ersten Tag an voll mitgezogen, das hat sehr gut gepasst", sagt Andreas Heraf.
Die Form einzuschätzen sei trotzdem schwierig. Denn die Verletztenliste war lang im Vorfeld des Saisonstarts (am 26.07. gegen Carl Zeiss Jena). Topstürmer Rufat Dadashov ist zwar wieder an Bord, doch Abwehrspieler David Haidar ist gerade erst wieder ins Training eingestiegen. Der verletzte John Liebelt muss weiterhin pausieren, auch Flügelstürmer Tugay Uzan ist noch nicht ganz fit. Und auch Louis Malina war bei der Vorbereitung nicht von Anfang an dabei.
In den Testspielen war der BFC allerdings im Soll. Eine 0:3-Niederlage setzte es zwar gegen den Zweitligisten 1. FC Magdeburg, danach gewann das Team zwei Spiele gegen die Oberligisten Lichtenberg 47 (3:1) sowie Hansa Rostock II (3:1). "Ich bin zufrieden mit dem Stand. Wir werden im ersten Ligaspiel vorbereitet sein und wissen, was wir zu tun haben", sagt Heraf.
Wenige Tage nach dem Gespräch mit Heraf gab der BFC dann sogar noch den fulminanten Abschluss der Testspiel-Serie: Gegen das von Fußballstar Andrea Pirlo trainierte Sampdoria Genua gewannen die Berliner mit 1:0.
Andreas Heraf sieht in der Regonalliga Nordost insbesondere "eine physisch" starke Liga. Bedeutet: Es wird auf die Zweikämpfe ankommen. "Wer mehr Zweikämpfe gewinnt, wird im Spiel Vorteile haben."
Zudem sieht sich der Übungsleiter als "Freund von klarer taktischer Anweisung". Wenn sich die Mannschaft an diese hält, "dann denke ich, haben wir gute Möglichkeiten, da auch eine gute Rolle zu spielen".
"Wir wollen natürlich wieder vorne mitspielen, wir wollen aufsteigen, das ist ja auch kein Geheimnis", sagt Heraf. Er ergänzt: "Aber natürlich nicht mit aller Gewalt." Finanziell sind dem BFC engere Grenzen gesetzt als wohl manch anderem Top-Regionalligisten.
"Diese Liga ist sehr, sehr stark, aber unser Ziel ist es trotzdem, vorne zu sein." In diesem Falle ginge es erst noch in die Aufstiegsspiele gegen den Meister der Regionalliga Nord. "Aber wenn du so weit kommst, dann willst du natürlich den letzten Schritt noch machen", sagt er. "Aber davon sind wir im Moment noch sehr, sehr weit entfernt. Noch sind es 34 Spieltage."
"Ich hoffe, dass wir eine Rolle spielen", sagt Heraf. Außerdem sieht er den Drittliga-Absteiger Hallescher FC als Favoriten, zudem die VSG Altglienicke: "Sie werden mit den Möglichkeiten, die sie haben und mit den Spielern, die sie jedes Jahr holen, eine sehr, sehr gute Mannschaft haben."
Der bisherige Fünftligist aus Berlin schaffte nach konstanten Jahren im oberen Tabellenviertel endlich den Aufstieg in die Regionalliga. Auf die Mannschaft von Trainer Robert Schröder wartet nun eine komplizierte Saison.
Die Zehlendorfer mussten in der Sommerpause den Abgang ihres wohl wichtigsten Spielers der Aufstiegssaison hinnehmen. Kapitän und Toptorschütze (als Innenverteidiger!) Lenny Stein wechselte völlig überraschend wieder in Richtung Unterklassigkeit, zum ambitionierten Fünftligisten BFC Preussen.
Dazu verließen unter anderem Angreifer Ismail Ceesay (vereinslos), Luis Millgramm (Lichtenberg 47), Flügelspieler Albert Millgramm (1. FC Magdeburg II) und Mittelfeldspieler George Didoss (Babelsberg 03) den Verein.
Doch für jeden Abgang gebe es nun einen Ersatz. Zudem sieht Trainer Schröder ein gutes Fundament: "Wir haben 16 Leute, die im letzten Jahr schon dabei waren", sagt er. "Ich freue mich drauf, mit den Jungs zu arbeiten, die bewusst in Zehlendorf spielen wollen und sich zeigen wollen und dieses Abenteuer mitgehen."
Lichtenberg, den Meisterschaftskonkurrenten aus dem Vorjahr, schlug die Mannschaft zuletzt im Testspiel souverän mit 3:0.
Zwei Punkte erachtet Schröder als elementar. "Es ist wichtig, dass wir eine gewisse Frustrationstoleranz entwickeln und lernen, mit Widerständen oder auch mit Rückständen umzugehen." Das ist für eine Mannschaft, die in den letzten Jahren die meisten Spiele gewonnen hat, nicht selbstverständlich. Aber in einer Liga mit zahlreichen ambitionierten Profiteams ist der richtige Umgang mit Rückschlägen umso wichtiger.
Zum anderen erwartet Schröder von seinen Spielern, dass sie sich als Teil eines Kollektivs verstehen. Es gehe darum, alles im Sinne der Mannschaft zu machen, "sonst haben wir einfach keine Chance". Immerhin besteht das Team aus Amateurfußballern. Schröder selbst ist Biologie- und Sportlehrer.
Schröder blickt "voller Spannung und Vorfreude" in die neue Saison. Der Aufstieg in die Regionalliga bedeutet für ihn bei den Themen Professionalität und Rahmenbedingungen einen "Quantensprung", wie der 35-Jährige sagt. Das Ziel dabei klar: "Wir wollen die Klasse halten. Wir wollen der mutigen Art und Weise, wie wir aufgestiegen sind, jetzt auch versuchen, in der höheren Liga erfolgreich zu sein."
"Ich schätze die Mannschaft der VSG Altglienicke sehr stark ein", sagt Schröder. Zudem rechne er mit starken Spielzeiten des Greifswalder FC und von Babelsberg 03. "Und dann gibt es wie immer eine Überraschungsmannschaft."
Mit der VSG Altglienicke ist zu rechnen, so lautet seit Jahren vor Saisonbeginn der Tenor der Regionalliga-Trainer und Spieler. Tatsächlich spielen die Berliner Jahr für Jahr oben mit. Wahr ist allerdings auch, dass Altglienicke in der dritten Saison in Folge schlechter abschnitt als in der vorhergehenden Spielzeit. Mit dem neuen Trainer Semih Keskin, der zuvor Konkurrent Viktoria Berlin trainierte, will der Klub in eine erfolgreiche Ära starten.
Sechs oder sieben Spieler seien es lediglich, die aus der vergangenen Saison geblieben sind, sagt Keskin. Der Rest musste neu geholt werden. Dazu das neue Trainer-Team um ihn selbst. "Wir haben einen Riesen-Umbruch hinter uns." Gegangen ist unter anderem Altglienickes Star-Spieler Tolcay Cigerci, der zum Drittliga-Aufsteiger Energie Cottbus wechselte.
Doch für den ersten Spieltag gegen Lok Leipzig (28.07., 13 Uhr) fühlt Keskin sich und sein Team gewappnet: "Im Großen und Ganzen war es eine gute Vorbereitung, wo sicherlich noch nicht alles stimmen wird, aber wo wir schon relativ viel von dem, was wir haben wollen, implementieren konnten und jetzt eigentlich auch entsprechend vorbereitet sind auf den Saisonstart."
Es gehe nach dem Umbruch darum, "dass wir die Kaderumstrukturierung erfolgreich vollziehen, dass wir wirklich eine geschlossene Einheit und eine sehr gute Mannschaft zusammenfügen können", so Keskin. "Für uns kommt es jetzt erstmal darauf an, dass wir ruhig bodenständig arbeiten können."
Eine konkrete Wunschplatzierung – oder gar die Formulierung des Aufstiegs-Ziels - lässt sich Semih Keskin nicht abringen. Ziel sei, den Umbruch sauber hinzubekomen. "Und dann wollen wir erstmal als Mannschaft gut zusammen funktionieren, dass man da schnell die Spielidee implementiert und entsprechend die Erfolge durch harte Arbeit einfahren kann."
Keskin sieht drei Favoriten. Der Hallesche FC habe sich gut verstärkt, der Wiederaufstieg in die 3. Liga scheint "da so ein bisschen ein Teil des Ziels" zu sein. Auch der BFC Dynamo sowie der Greifswalder FC würden entsprechende Ziele verfolgen.
Der FSV Luckenwalde gilt noch immer als Überraschungs-Gast in der Regionalliga Nordost, obwohl er dort nun in die fünfte Spielzeit in Folge geht. Cheftrainer Michael Braune will mit seiner jungen Mannschaft erneut die Klasse halten.
Die Vorbereitung verlief wechselhaft. Die letzten beiden Testspiele vor dem Saisonstart verloren die Brandenburger jeweils mit 0:1 gegen die Oberligisten 1. FC Magdeburg II sowie Eintracht Teltow. Zuvor entschied der Regionalligist allerdings ein Turnier gegen die U19-Teams von Hertha BSC, 1. FC Union Berlin und Dynamo Dresden mit drei Siegen für sich.
"Wir sind auf jeden Fall fit und können über 90 Minuten gehen", sagt Michael Braune. Zur Saisoneröffnung empfängt seine Mannschaft den ZFC Meuselwitz (26. Juli, 19 Uhr).
Rund die Hälfte des Kaders wurde ausgetauscht, hauptsächlich durch junge Spieler. "Für uns wird es enorm wichtig sein, wie schnell unsere jungen Spieler im Männerfußball ankommen. Wenn wir dafür ein halbes Jahr brauchen, was ja nicht untypisch ist, werden wir Probleme bekommen."
Tatsächlich liegt der Altersschnitt der Mannschaft bei nicht einmal 22 Jahren. "Da sind auch viele 19-Jährige dabei. Und die müssen nicht nur erstmal spielen, sondern auch noch gleich Verantwortung übernehmen", sagt Braune.
"Mein persönliches Ziel als Trainer ist es, dass sich jeder Spieler verbessert und den nächsten Schritt macht", sagt Braune. Er hofft, dass die Talente sich profilieren wollen und den Standort Luckenwalde als Sprungbrett nutzen. "Wenn wir das dann beides kombinieren können, Spielerentwicklung plus Klassenerhalt, dann wäre ich sehr zufrieden."
"Ich glaube, dass der Greifswalder FC die beste Mannschaft hat, mit Abstand", sagt Braune. Zudem räumt er dem BFC Dynamo, der VSG Altglienicke und dem Halleschen FC Meister-Chancen ein.
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