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Quelle: imago images / Beautiful Sports

Interview | Laura Ludwig

"Wehmut wird wohl erst nächstes Jahr kommen"

Die Olympischen Spiele in Paris waren die letzten für die Berlinerin Laura Ludwig. Die Beachvolleyball-Olympiasiegerin von 2016 wird ihre Karriere nach der laufenden Saison zu beenden. Im Interview mit rbb|24 spricht sie über Paris und ihre Zukunftspläne.

rbb|24: Laura Ludwig, Sie haben kürzlich Ihren Rücktritt zum Saisonende angekündigt. Wie viele Turniere und Reisen sind es noch bis zum Ruhestand?

Laura Ludwig: Jetzt sind wir bei den Europameisterschaften in den Niederlanden. Danach geht’s weiter mit dem Elite Sixteen in Hamburg-Rotherbaum. Das ist quasi mein zweites Wohnzimmer, darauf freue ich mich. Anschließend werde ich mit Luisa Lippmann noch die Deutschen Meisterschaften in Timmendorfer Strand bestreiten. Danach wollte ich mal schauen. Es gibt diese Queen of the Court-Turniere in Utrecht, Miami und Rio. Vielleicht werde ich dort antreten, um zum Karriereende einfach nochmal ohne Druck zu spielen.

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Was überwiegt denn: die Freude auf den neuen Lebensabschnitt oder die Wehmut über den nahenden Abschied vom Leben einer Sportlerin?

Gerade ist es noch die Vorfreude auf das, was kommt. Ich freue ich mich darauf, Zeit mit meiner Familie zu verbringen. Ohne Zeitdruck, ohne den Stress, von A nach B zu kommen. Ich bin echt müde, nachdem die letzten zwei Jahre sehr intensiv waren. Außerdem sind die Olympischen Spiele gerade erst vorbei, wir sind jetzt auch schon wieder beim nächsten Turnier. Deswegen kann da noch keine Wehmut aufkommen. Das wird wohl erst nächstes Jahr kommen - nach einem Winter, in dem ich wieder weiß geworden bin, nicht jeden Tag Sport im Nacken habe und die Tour von weiter weg beobachte.

Ihre letzten Olympischen Spiele verliefen mit drei Niederlagen in drei Spielen sportlich nicht wie erhofft. Haben Sie es trotzdem genießen können, noch einmal olympisches Flair zu erleben?

Ja, schon. Ich wusste, dass es meine letzten Olympischen Spiele sein werden. So musste ich mich auch gar nicht zwingen, alles aufzusaugen, was ich aufsaugen kann. Ob es das Olympische Dorf ist, mit anderen Athleten oder alten Weggefährten zu quatschen oder die Stimmung im Stadion einzusaugen. Obwohl das manchmal schwierig war und wir am liebsten im Boden versunken wären, weil wir in manchen Phasen überhaupt nicht ins Spiel gefunden haben. Aber dass wir überhaupt die Chance hatten, in diesem Stadion unterm Eiffelturm zu spielen, war toll. Das Publikum habe ich jetzt noch im Gehör. Dazu dieser Blick auf den Eiffelturm und dass das Stadion selbst morgens um 10 voll war, ist schon was Besonderes gewesen. Da wurde Beachvolleyball gelebt und geliebt.

Sie haben fünfmal an Olympischen Spielen teilgenommen: Wo stehen diese Spiele in Ihrer persönlichen Rangliste?

Alle Olympischen Spielen haben ihre Besonderheit gehabt. Auch die in Tokio während der Corona-Zeit, weil es die Japaner mit all ihrer Liebe und Herzenswärme ganz besonders gemacht haben. Aber die Franzosen haben es sehr gut gemacht und wollten auf jeden Fall ein Statement setzen. Die Stadien waren sehr besonders, die Stadt sowieso, die Leute waren sehr offen und herzlich. Ich hatte nicht das Gefühl, fehl am Platz gewesen zu sein. Mit diesen leidenschaftlichen Olympia-Vibes hat Paris auf jeden Fall vorgelegt. Trotzdem ist es schwer mit Rio 2016 zu vergleichen. Da haben wir an der Copacabana gespielt, das ist für uns Beachvolleyballer das Nonplusultra. Die Emotionen aus Rio werde ich immer in meinem Herzen tragen. Deswegen ist es nicht zu vergleichen.

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Was haben Sie im Moment nach dem letzten olympischen Ballwechsel gedacht?

Da habe ich gedacht: "Mann, jetzt wir haben uns reingespielt, das Feuer entfacht, dass wir das Spiel noch umbiegen können und jetzt hat sich alles erledigt." Die Trauer, dass es das letzte Mal war, kam dann erst später, als ich aus dem Stadion gegangen bin.

In dieser Woche stehen die Europameisterschaften in den Niederlanden an. Was rechnen Sie sich dort aus?

Wir haben eine riesige Vorfreude, aber auch eine enorme Müdigkeit. Aber das werden alle haben, die in Paris waren. Deswegen möchten wir uns auch nicht dahinter verstecken. Mit ein bisschen mehr Leichtigkeit und ohne den Druck, wie in den letzten zwei Jahren den Punkten hinterherrennen zu müssen, wird das ein ganz anderes Erlebnis. Trotz der Enttäuschung und dem etwas angeknacksten Selbstvertrauen nach den Niederlagen in Paris.

Wie geht es weiter?

Das weiß ich noch nicht. Ich werde auf jeden Fall im Sport bleiben und dem Beachvolleyball treu bleiben. Ob das nun als Trainerin ist, als Mentorin oder als Beraterin oder was auch immer da auf mich zukommt. Das ein oder andere Gespräch dazu wird sich in der nächsten Zeit entwickeln. Was mich auch interessiert, sind die Dinge, über die ich im Sport viel gelernt habe. Dinge wie Kommunikation, Teamarbeit, Ernährung, Athletik, Psychologie. Das sind Bereiche, die ich wirklich gelebt habe und da will ich mich unbedingt weiterentwickeln und hoffe, dass ich etwas weitergeben kann.

Am Tag nach der Ankündigung ihres Karriereendes waren Sie als Co-Kommentatorin im Fernsehen im Einsatz. Wie war das?

Das hat Spaß gemacht und mal gucken, ob sich da was entwickelt. Ich bin auf jeden Fall offen dafür, weil es einfach Spaß macht und ich dabei über die schönste Sportart der Welt und tolle Athleten reden kann.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Mathias Ehlers, rbb Sport.

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